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15. Februar 2010 | Demnächst | 

Dritter Europäischer Familienkongress über Pfingsten in Schönstatt


Familie - mit dir in Liebe verbundenEUROPA, P. Elmar Busse. LogoÜber Pfingsten findet in Schönstatt der dritte Europäische Familienkongress statt. Er steht unter dem Motto: Mit dir in Liebe verbunden. Etwa 90 Familien aus 17 europäischen Ländern werden daran teilnehmen. Der Kongress steht im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit der Schönstatt-Familienbewegungen. Und er ist so etwas wie ein „Treffen der Pferdeflüsterer". Warum?

LogoAls 1998 der Film „Der Pferdeflüsterer" in die Kinos kam, wurde er schnell zum Kassenschlager. Der Schauspieler und Regisseur Robert Redford als der Pferdeflüsterer Tom Booker trug viel dazu bei, dass aus der gleichnamigen Romanvorlage des Engländers Nicholas Evans von 1995 ein Film wurde, der die Herzen bewegte.

Die Geschichte: Die 13jährige Grace Graves erleidet einen tragischen Reitunfall. Ihre Freundin und deren Pferd sind bei dem Zusammenstoß mit einem Truck auf schneeglatter Fahrbahn sofort tot. Grace verliert einen Unterschenkel, und ihr Pferd Pilgrim ist so traumatisiert, dass es keinen Menschen mehr an sich heran lässt. Graces Mutter Anni, eine erfolgreiche Journalistin, sowie ihr Vater, der eine gut gehende Anwaltspraxis leitet, suchen nach Wegen, wie ihre Tochter, die sich hinter einer Mauer von Wut, Trauer und Schuldgefühlen verbarrikadiert hat, wieder zurück ins Leben findet. Beide Eltern repräsentieren die erfolgreichen Machertypen von New York. Annie findet schließlich die Adresse eines so genannten „Pferdeflüsterers" im Westen der USA, der zunächst bei einer Reise in den Osten das Tier besichtigt, dann aber die Behandlung ablehnt. Die Mutter, engagiert und erfolgsgewohnt, kann sich mit dieser Ohnmachtserfahrung nicht abfinden und fährt mit ihrer gehbehinderten Tochter und dem traumatisierten Pferd die tausenden Meilen zur Ranch von Tom Booker.

In Wahrheit kam sie nirgendwo her

Auf der langen Fahrt kommt es zwischen Tochter und Mutter zum Konflikt - genau am Nationaldenkmal der Schlacht am Little Bighorn, wo die Indianer die Truppen von George Armstrong Custer im Juni 1876 besiegt hatten. Die Tochter schreit ihre Mutter an: „Du entscheidest! Machst du immer! Du tust doch nur so, als wenn dir das wichtig wäre, was andere Menschen wollen, dabei kümmert dich das einen Dreck." - Schockiert über den Wutausbruch ihrer Tochter verlässt Annie das Auto und rennt in die Abenddämmerung. An diesem Ort so großen Leids kann sie endlich auch ihren Tränen freien Lauf lassen. Sie blickt auf ihr Leben und bemerkt bitter, dass sie Ihr Leben lang dort gelebt hatte, wo sie nicht hingehörte, Amerika war nicht ihre Heimat, England aber auch nicht mehr, wenn sie jetzt dorthin zurückkehrte. In jedem Land behandelte man sie, als käme sie aus dem jeweils anderen. In Wahrheit kam sie nirgendwo her. Sie besaß kein Zuhause. Nicht mehr, seit ihr Vater gestorben war. Sie trieb ziellos dahin, sippenlos, wurzellos. Einst hatte sie das für eine große Kraft gehalten. Sie besaß die Fähigkeit, sich einzubringen. Sie konnte sich umstandslos anpassen, sich in jede Gruppe einschmeicheln, sich jeder Lage fügen, mit jeder Kultur verschmelzen. Sie wusste instinktiv, was von ihr erwartet wurde, wen man kennen und was man tun musste, wenn man gewinnen wollte. Und in ihrer Arbeit, der sie so lange verfallen gewesen war, hatte ihr dieses Talent geholfen, alles zu gewinnen, was sich zu gewinnen lohnte. Doch seit Graces Unfall schien ihr das Erreichte wertlos... Da sie jeden Zugang zu sich selbst verloren hatte, besaß sie auch keinen Zugang mehr zu ihrem Kind, und deshalb litt sie unter Schuldgefühlen. Aktivität war für sie zum Ersatz für Emotionen geworden."

Er weiß nur nicht mehr, wie das geht

Der Pferdeflüsterer steht für einen ganz anderen Lebensstil. Bodenständig und naturverbunden ist er nicht der Machertyp, sondern er versucht mittels seiner guten Beobachtungsgabe, seiner Sensibilität und psychologischen Begabung, sich in die traumatisierten Pferde einzufühlen. Für Tom Booker ist es gar nicht so leicht, der Mutter verständlich zu machen, worauf es ankommt. In einem der ersten Gespräche erklärt er: „Im Augenblick wollen wir versuchen, ihm wieder beizubringen, was es heißt, ein Pferd zu sein. Die anderen Pferde wissen das schon. Sie verhalten sich wie Pferde in freier Wildbahn, nämlich wie Herdentiere. Haben sie ein Problem, dann halten sie zusammen. Aber Pilgrim hat das komplett vergessen. Er glaubt, keinen einzigen Freund mehr auf der Welt zu haben. Dabei möchte er gerne Freunde finden, er weiß nur nicht mehr, wie das geht." Im weiteren Verlauf des Romans gelingt es Tom Booker, sowohl das Vertrauen von Pilgrim wie von Grace zu gewinnen. Geduld, Zähigkeit und Einfühlungsvermögen haben diese Heilungsprozesse möglich werden lassen, die für die Stadtmenschen fast an Zauberei grenzen. Am Ende des Romans ist aus der verschlossenen und wuterfüllten Grace ein selbstbewusstes kontaktfreudiges Mädchen geworden, das trotz ihrer Behinderung wieder reiten kann - sogar auf ihrem ebenfalls geheilten Unfallpferd Pilgrim.

Wieder zu sich selbst und anderen kommen

Wenn zu Pfingsten 2010 ca. 90 Familien aus 17 europäischen Ländern nach Schönstatt kommen, dann soll es genau um die Fragen gehen, die in dem Roman bzw. Film prototypisch aufgezeigt werden. Wie findet der moderne Mensch, der geprägt und oftmals auch getrieben ist von einer sich als notwendig präsentierenden Mobilität, von dem Leistungsdruck und einem oft mörderischen Konkurrenzdenken, wieder zu sich selbst? Was ist das, was wirklich zählt im Leben?

Was Menschen heute umtreibt, sind Beziehungsprobleme. Angespannte und zerbrochene Beziehungen in Familien hinterlassen seelische Wunden. Angst vor neuen Verletzungen und die Unfähigkeit, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen, treiben in die Einsamkeit. Seelische Nähe schenken und annehmen zu können, fällt vielen schwer.

Pater Josef Kentenich, im Waisenhaus groß geworden, war aus eigenem Erleben sensibilisiert für diese modernen Formen der Armut. Sein eigener Heilungs- und Reifungsweg wurde für viele, die ihm begegneten, zum Weg aus der Beziehungsarmut in den Beziehungsreichtum.

Der dritte Europäische Ehe- und Familienkongress in Schönstatt möchte diesen Weg Pater Kentenichs und die vielfältigen Initiativen, diese Not heute zu beheben, vorstellen, und einen europäischen Erfahrungsaustausch ermöglichen. Der bevorzugte Ort seines Ansatzes ist die Familie.

Die Kongresstage kreisen schwerpunktmäßig um die Themen:
* Wie können wir stabile Beziehungen aufbauen?
* Wie können wir selber Bindungserfahrungen machen und unseren Kindern vermitteln?

Themenschwerpunkte für die drei Kongresstage:
* Wissen, wo ich zu Hause bin - Lokale Bindungen
* Wissen, für wen es mich gibt - Personale Bindungen
* Wissen, woran ich mich orientieren kann - Ideenmäßige Bindungen

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