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Hier bist du richtig: Bindungsorganismus

Sylvia Lorenz. Heutzutage erscheint alles auf der Welt uns räumlich sehr nah zu sein. Über die altbekannten Medien strömen Bilder und Töne inzwischen nicht nur in unserem Wohnzimmer, sondern über die neuen sozialen Medien sogar überall, wo wir stehen und gehen, auf uns ein. Was macht das mit uns – diese ständigen Reize von überall her? Und muss ich das wirklich alles wissen? Fühle ich mich diesen mir unbekannten Menschen auf der ganzen Welt wirklich verbunden? Sind die Nachrichten für mich ein Ansporn, die Lebensgewohnheiten von ihnen besser kennenzulernen und zu verstehen?

Manchmal gelingt es, dass ich nach einem informativen Bericht, beispielsweise das Kleidungsstück vor mir anders betrachte und auf das Etikett schaue. Wo kommt es her? Unter welchen Arbeitsbedingungen für die Näherinnen mag es produziert worden sein? Können Sie von dem Lohn menschenwürdig leben?
Weltweite Verbindungen und Abhängigkeiten... Mit oder ohne Lieferkettengesetz, das die einen fordern, die anderen ablehnen. Bedeuten mir diese Verbindungen etwas?
Schönstatt 1x1
Pater Josef Kentenich „entwickelte eine originelle Bindungspädagogik“ und schuf und pflegte einen „lebendigen Bindungsorganismus innerhalb seiner Schönstattfamilie“. „Bindungen sind für ihn Beziehungen, die den Menschen mit Personen, Dingen, Orten und Ideen verknüpfen, so dass „seelische Fäden“ hin und her laufen. Solche „Lebensbänder“ sind im Unterschied zu vielen nur auf einzelne Handlungen bezogene Eindrücke langsam gewachsen, emotional verwurzelt und deshalb dauerhaft.“

„Was sich in früheren Zeiten offenbar wie von selbst einstellte, dass der Einzelmensch in seiner Entfaltung ein Netz von Beziehungen aufbaut, ist in unserem geistig-seelischen Umfeld krisenhaft bedroht.“
(Zitiert aus Günther M. Boll: ...vor allem mein Herz, Patris Verlag 2018, S. 284f.)
Schönstatt Spritualität für den Alltag – die Schöpfung gehört dazu!
Lokale Bindungen, also die Bindungen an Orte, erfolgen in Schönstatt oft über das nächst gelegene Kapellchen und das dazugehörige Tagungshaus mit seinem Garten, Feuerstelle, Gruppenräumen usw. So spannt sich inzwischen ein Netz von über 200 Kapellchen über die ganze Welt. Ein ganz besonderer Bindungsorganismus für die gesamte Schönstattfamilie und für alle, die dort mit ihr in Kontakt kommen.

Bei SchönstattForFuture gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, eine heißt „Tagungshäuser“ und hat bereits einige Erfolge zu verzeichnen, unter anderem eine Kooperation mit der GEPA – The Fair Trade Company. Gesellschafter der GEPA sind unter anderem das Bischöfliche Hilfswerk der Katholischen Kirche MISEREOR e.V., der BDKJ und weitere kirchliche Organisationen. Die GEPA handelt Produkte, die einem strengen Zertifizierungsverfahren in Bezug auf Menschenrechte, faire Löhne und Umweltauflagen zum Schutz der Natur unterliegen. Die Mehrheit der Produkte ist auch Bio-zertifiziert.
So könnten in Schönstatt-Zentren also Kaffee, Tee und beispielsweise auch Schokolade, Kekse und Chips mit gutem Gewissen in Bezug auf Mensch und Umwelt konsumiert werden. Der Arbeitsgruppe „Tagungshäuser“ von SchönstattForFuture sei Dank.
Doch nutzen dies auch alle Tagungshäuser? Welche Produkte gibt es in Ihrem Schönstatt-Zentrum? Es ist ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen des globalen Südens, wenn wir ihre tägliche Arbeit für gute Lebensmittel wertschätzen und faire Preise bezahlen. Schön, wenn dies auch gleich in der Cafeteria eines Schönstatt-Zentrums ins Auge fällt.
Wie bewege ich mich – und die Bewegung?
Fair ist das eine – Bio das andere... Denn die ökologische Landwirtschaft ist die, die die bedrohte Artenvielfalt nachweislich am besten fördert, so dass Wildbienen und andere Tierarten wieder Nahrung am Ackerrand und auf dem Acker finden. Ökologische Landwirtschaft ist ebenfalls am besten für das Klima. Denn Äcker, die biologisch bewirtschaftet werden, weisen einen höheren Humusgehalt auf und können somit mehr CO2 und mehr Wasser speichern. Also ein Gewinn für den Klimaschutz und die Klimaanpassung in einem.
Das ist mein Traum, das einmal an jedem deutschen Schönstatt-Zentrum das neue Bio-AHV-Logo in Bronze, Silber oder Gold hängt. (Das ist die seit 2023 vereinfachte, bundesdeutsche Zertifizierung zum Bio-Anteil an Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) – und somit für Bildungsstätten, Kitas, Schulmensen und Betriebskantinen gedacht.) Und in anderen Ländern deren nationale Label. Und somit ein weltweit umspannender Bindungsorganismus ausstrahlen kann, der im wahrsten Sinne des Wortes ein gutes Leben schafft – für Körper, Geist, Seele und Schöpfung. Oder anders formuliert: - für den natürlichen und den übernatürlichen Bindungsorganismus.

Gebet
Herr, schenke uns einen offenen Geist für die Abhängigkeiten dieser Welt. Und lass uns erkennen, wie schon Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ sagte : „Alles ist miteinander verbunden und das lädt uns ein, eine Spiritualität der globalen Solidarität heranreifen zu lassen, die aus dem Geheimnis der Dreifaltigkeit entspringt. [240]“.
So eine Solidarität, die sich über den Bindungsorganismus freut und eine innere Freude daran hat, diesen Bindungsorganismus auch mutig zu gestalten. Auf dass er immer mehr Strahlkraft entfalten möge, so dass dein Reich komme. Amen.
- DOWNLOAD: Bindungsorganismus (pdf)
© SchönstattForFuture
Text und Grafik: Dr. Sylvia Lorenz
Zu den bisher erschienenen Impulsen:
- SFF-Textreihe: Klima und Schönstatt-Spiritualität
zu den einzelnen Themen: - Schönstatt und das Klima, wie geht das?
- Persönliches Ideal
- Geistliche Tagesordnung (GTO)
- Training: durch Selbsterziehung zur inneren Freiheit
- Organisches Denken, Lieben und Leben
- Beiträge zum Gnadenkapital
- Werktagsheiligkeit - mit Heiligenschein?
- Miteinander Stark im Liebesbündnis
- Natur und Gnade