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15. Januar 2023 | Klima und Schönstattspiritualität | 

Schönstatt und das Klima, wie geht das?


(Grafik: SFF)

SchönstattForFuture (SFF) stellt eine neue Initiative vor und lädt zum Mitmachen ein, denn: "Hier bist du richtig". Die Mitglieder des Arbeitskreises Spiritualität von SFF fragten sich, wo ist denn die Antwort Schönstatts auf die Stimme der Zeit: Klimawandel und ökologische Krise? Kann Schönstatt auch da einen Beitrag für Kirche und Gesellschaft leisten? Im Brief des Pfingstkongresses 2022 an die internationale Schönstattfamilie heißt es: "... Die ökologische Krise drängt uns, den Bund mit Gottes Schöpfung zu leben ..." Doch wie geht das konkret? Und inwieweit unterstützt uns darin unsere schönstättische Spiritualität? Darum soll es in einer neuen Serie von Texten gehen. Alle vier Wochen (zukünftig jeweils um den 10. des Monats) werden wir einen Grundgedanken in der Schönstatt-Spiritualität unter die Lupe nehmen und unter dieser Fragestellung beleuchten.

Alle Artikel folgen dem gleichen Aufbau:

Nach einer kurzen Einleitung wird der Grundgedanke im "Schönstatt 1x1" kurz erklärt. Im nächsten Abschnitt "Schönstatt Spiritualität für den Alltag - die Schöpfung gehört dazu!" wird das Thema mit den Gedanken des Umwelt- und Klimaschutzes erweitert.

Um nicht bei der Theorie zu bleiben, werden im Abschnitt "Wie bewege ich mich - und die Bewegung" praktische Tipps gegeben, um selber, in kleinen Schritten, etwas an zu packen.

Wir laden alle ein, dies als einen Impuls zu sehen. Einen Impuls, um alleine weiter zu denken und auch einen Impuls, um mit anderen, vielleicht in einer Gruppenstunde der eigenen Schönstatt-Gliederung oder Initiative, weiter darüber zu diskutieren und sich auszutauschen. "Miteinander Gott hören".

Wir freuen uns sehr, wenn die Ergebnisse von diesem Prozess mit anderen geteilt werden. Also schickt uns bitte Gedanken und konkrete Umsetzungen in das Leben, die wir veröffentlichen dürfen (an: schoenstattforfuture@posteo.de). So wollen wir mutig auf dem Weg voran schreiten, um die Antworten Schönstatts auf die Herausforderungen der Zeit weiter zu entwickeln und gemeinsam zukunftsfähige Lösungen für Kirche und Gesellschaft zu finden.

Viel Freude beim Lesen!

Hier bist du richtig: Zeitenstimmen deuten

Bernhard Lippold

Marius Müller-Westernhagen hat ein Lied mit dem Titel "Zeitgeist" gemacht. Er beschreibt die Situation vieler Menschen heute, die mitten in den gegenwärtigen Wirrungen und Widersprüchen auf eine "Wende", auf ein wie auch immer geartetes "gutes Ende" hoffen. Im Text ist die Not spürbar, dass Gebet und Vertrauen nichts ausrichten und der Lächerlichkeit preisgegeben sind. All die großartigen Ideen und die vielen Aufbrüche können nur Versuche bleiben, die Welt zu erhalten und sie eventuell ein wenig besser zu machen. Und neben allem stehen die Weisheiten der Alten - irgendwie unverknüpfbar und beziehungslos zu den Heutigen und der Welt, wie sie jetzt ist.

Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass heute etwas aus diesem Zeitgeist weiterführen kann:

Vielleicht finde ich zu dieser Wende, vielleicht geht es gut für uns aus, vielleicht finden wir zu einem guten Weg.

(Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

(Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

Schönstatt 1x1

Der Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, hat den Stimmen der Zeit besondere Beachtung geschenkt. Schon ganz am Anfang seiner Tätigkeit war er überzeugt, dass Gott zu uns spricht durch das, was zu einer jeweiligen Zeit und in einer jeweiligen Gesellschaft im Trend liegt. Gott spricht auch durch die politischen Verhältnisse, durch Schicksale, durch Lebenslagen und soziale Umfelder. Kentenichs These: Die Stimme der Zeit ist die Stimme Gottes.

"Sie müssen das immer alles überprüfen" (Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

"Sie müssen das immer alles überprüfen" (Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

Daraus zog Pater Josef Kentenich den Schluss, dass man aus Zeitverständnis und Zeitdeutung den Willen Gottes ertasten kann. Kentenich entdeckt das Charisma, das in der Fähigkeit zur Deutung der Zeitenstimmen liegt.

Und er entwickelt aus dieser Erkenntnis einen weiteren Grundsatz: Wer permanent danach sucht, was Gott von uns will, wird sich immer neu verändern und lebendig als Gemeinschaft eine neue Gestalt suchen. So wird Gott in dieser Welt lesbar.

Bei der Deutung der Zeitenstimmen kann man nicht dabei stehen bleiben, die einzelnen Phänomene faktisch zu deuten und zu bewerten. Es geht vielmehr um die Wahrnehmung, welche Einwirkung diese Gegebenheiten auf den Menschen haben, um seine Betroffenheit und darum, welche Gestaltungsmöglichkeiten ihm die Verhältnisse lassen. Aus dieser Perspektive kann sich die Deutung der Zeitenstimmen profilieren.

Schönstatt Spiritualität für den Alltag - die Schöpfung gehört dazu!

Wer die Zeitenstimmen deuten will, der muss im Heute verwurzelt sein. Das können wir bei Jesus sehen (Mt 16,2-3; Lk 12,54-56), in den Konzilstexten (Lumen Gentium) und bei Pater Josef Kentenich lesen. Mit einer solchen Herangehensweise darf ich zur Kenntnis nehmen, welche Auswirkungen die ökologische Situation und die Bestrebungen nachhaltiger Veränderungen auf mich und auf andere haben.

Seit den 60er Jahren werden die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Umweltzerstörung mehr und mehr aufgeklärt und dokumentiert. Inzwischen kann der Einfluss unserer Aktivitäten auf die Veränderungen des Klimas auch mit Hilfe von Computermodellen verstanden werden. Auch Abschätzungen der zu erwartenden Kipppunkte in Klima-und Ökosystem sind vorhanden.

Was will mir das sagen? (Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

Was will mir das sagen? (Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

So werden auch die Stimmen der Zeit zu Fragen des Klimas und der Ökologie immer deutlicher und strukturierter. Stichworte sind: UN-Klimakonferenzen, staatliche Programme zu Energieeffizienz stehen neben den von vielen getragenen Initiativen wie Fridays For Future, Plastikvermeidung, Müllvermeidung und vieles mehr. Auch Schönstatt For Future ist so eine Initiative.

Für jeden Einzelnen sind diese Stimmen schon seit Jahrzehnten vernehmbar.

Es geht darum, herauszuhören, was aufbauend und gestaltgebend werden kann.

Wir dürfen und müssen uns trauen, die Ergebnisse der Klimaforschung als Zeiten-, und somit Gottesstimme zu hören.

Wenn ich das anerkenne, muss ich entscheiden, an welcher Stelle ich Verantwortung übernehmen will. Wenn ich so weit gekommen bin, kann ich Veränderungen an meinen Gewohnheiten und an meinem Lebensstil vornehmen, damit ich ins Handeln komme.

Wie bewege ich mich - und die Bewegung?

Papst Franziskus sagt zu den menschlichen Wurzeln der ökologischen Krise in seinem Schreiben "Laudato si": ,,Es wird uns nicht nützen, die Symptome zu beschreiben, wenn wir nicht die menschliche Wurzel der ökologischen Krise erkennen. Es gibt ein Verständnis des menschlichen Lebens und Handelns, das fehlgeleitet ist und der Wirklichkeit widerspricht bis zu dem Punkt, ihr zu schaden. Warum sollen wir nicht innehalten, um darüber nachzudenken?" [101]

Damit ich die Stimmen der Zeit wirklich wahrnehmen und deuten kann, muss ich mich aus meiner Komfortzone hinaus bewegen. Jesus empfiehlt, zu denen, die in meiner Wahrnehmung am Rand stehen, zu gehen und mit ihnen zu sprechen. Dort, außerhalb meiner Blase, wird vieles, auch die zerstörerischen Folgen einer falschen Klimapolitik, ganz anders wahrgenommen und artikuliert.

In den verschiedenen Lebensräumen werde ich andere Überzeugungen diskutieren und aushalten lernen, mit meinen eigenen kleinen Verhaltensänderungen werben können, neue Initiativen kennen lernen und mich selbst immer genauer als Teil der Natur erleben und begreifen lernen.

(Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

(Grafik: Katharina Ritter-Schardt)

 

 

 

 

 

Gebet

Lass uns den Schrei der Erde und der Armen hören
und darauf antworten.
Mögen die heutigen Leiden Geburtswehen sein,
Geburtswehen einer geschwisterlichen und nachhaltigeren Welt.
Darum bitten wir
unter dem liebenden Blick Mariens,
der Hilfe der Christen,
durch Christus, unsern Herrn.
Amen

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(c) SchönstattForFuture
Text: Bernhard Lippold
Grafik: Katharina Ritter-Schardt
Layout: Benedikt Matt

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