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8. November 2023 | Klima und Schönstattspiritualität | 

Hier bist du richtig: Beiträge zum Gnadenkapital


Beiträge zum Gnadenkapital (Grafik: SFF)

Johann Müller. Wie? Habe ich richtig gelesen? Kann ich mir mit dem Gnadenkapital etwas im Supermarkt kaufen? Ich verstehe nur Bahnhof. Ihr kommt wohl von einem anderen Stern! Etwas ähnliches meinte Obelix in dem Asterix Comic. Er äußert völliges Unverständnis über die Taten der römischen Legionäre, indem er sagt: die spinnen, die Römer. Mal ehrlich, manche oder viele Jugendliche sagen wahrscheinlich über die völlig unverständliche Sprache: die spinnen, die Schönstätter. Schluck. Jetzt erst mal langsam tief durchatmen.

Beiträge in den Krug (Grafik: Sylvia Lorenz)

Beiträge in den Krug der Gnade (Grafik: Sylvia Lorenz)

Schönstatt 1x1

Wir machen zuerst einen Riesenschritt in die Frühgeschichte Schönstatts vor fast einhundertzehn Jahren. Pater Kentenich gründet Schönstatt am 18.10.1914. Zentrum ist eine verstaubte Friedhofskapelle, die als Abstellraum dient. Er hat den verwegenen Plan: sie könnte eine Wallfahrtskapelle werden. Zur Zeit der Gründung war das Gegeneinander zwischen Karl-Marx "kontra Kapital" auf der einen Seite und Kapitalismus "pro Kapital" auf der anderen Seite voll im Gang. Das Wort Kapital lag in dieser Zeit in der Luft.

Der Gedanke mit den Beiträgen zum Gnadenkapital blitzte Pater Kentenich durch den Kopf. Er selbst und die Jungen wollten durch gute Taten, das sind Schweißtropfen durch Überwindungen, aber auch Gebete, der Gottesmutter Freude machen und ins Gnadenkapitel in der Kapelle legen. Sie wurden ihr zur freien Verfügung geschenkt und gesammelt. Das Gnadenkapital war so etwas wie ein Sammelbecken, in das die Beiträge der einzelnen zusammenflossen und anderen Menschen zugutekommen sollten. Pater Kentenich bringt es treffend auf den Punkt: „Die Kraft des Opfers (kleine oder große Strapazen auf sich nehmen, Anmerkung d. Verf.) und der Liebe ist das Wasser, das ständig das Gnadenkapital füllen und speisen sollte.“[*] Mein Beitrag kann bewirken, dass die Gottesmutter einem anderen Menschen aus der „Patsche" hilft.

Josef Kentenich: "Sie müssen das immer alles überprüfen!" (Grafik: Sylvia Lorenz)

Josef Kentenich: "Sie müssen das immer alles überprüfen!" (Grafik: Sylvia Lorenz)

Und was soll das total unverständliche Wort „Gnade“ mit dem ich wenig am Hut habe? Was bringt sie mir? Jeder von uns hat vielleicht einen besten Freund, eine beste Freundin. Ich stelle mir in Gedanken vor, wie dieser beste Freund es gut mit mir meint, mich froh anschaut und sich mir zuwendet, ohne Wenn und Aber. Diese Vorstellung von Gnade ist mir schon sympathischer.

Schönstatt Spiritualität für den Alltag - die Schöpfung gehört dazu!

Nun die spannende Frage: Was machen wir heute mit dem Begriff „Beiträge ins Gnadenkapital“? In den Papierkorb stampfen oder mit einem neuen Geist füllen, der eine Antwort geben kann auf die brennenden Fragen der Bewahrung der Schöpfung angesichts einer rasanten Umweltzerstörung?

Meine Beiträge ins Gnadenkapital des Schönstattheiligtums kann die Gottesmutter an andere Menschen, die es gerade brauchen, weitergeben ... (Grafik: Sylvia Lorenz)

Meine Beiträge ins Gnadenkapital des Schönstattheiligtums kann die Gottesmutter an andere Menschen, die es gerade brauchen, weitergeben ... (Grafik: Sylvia Lorenz)

Wir kreieren das Wort neu, füllen es mit ganz neuen Inhalten, die uns bewegen. Wir brauchen eine Neubesinnung. Da ist eine Person, die rackert sich bei ihrer Doktorarbeit ab und schenkt ihr Sich-Abplagen der Gottesmutter in die Schönstattkapelle. Oder eine andere Person hängt sich voll in die Arbeit hinein, wenn plötzlich unter dem Dach der Kirchengemeinde im übertragenen Sinn Feuer ist. Beide schenken ihre Mühen der Gottesmutter und bringen sie in die Gnadenquelle, in die Schönstattkapelle.

Meine Themen sind Erwärmung der Atmosphäre und Artensterben. Mit dem Fahrrad schwer atmen und strampeln oder viele Erledigungen zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen sind mein Abmühen, um der Schöpfung etwas Gutes zu tun und CO2 einzusparen. Meine Anstrengungen sollen ein Beitrag für die Gnadenquelle sein, um etwas in Bewegung zu bringen, damit die überhitzte, gequälte Schöpfung geheilt werden kann. Mich körperlich oder geistig abzurackern, ist nicht für die Katz. Wenn mir die Schweißtropfen von der Stirne perlen, und ich einen Puls von 130 oder 160 Schlägen in der Minute habe, kann ich auf diese Weise dafür sorgen, dass die Gnadenquelle in der Kapelle der Gottesmutter kräftig sprudelt.

Wie bewege ich mich - und die Bewegung?

Versuch einer Neuformulierungen der „Beiträge zur Gnadenquelle“:

  • Indem ich die Anstrengungen einer Demonstration für den Klimaschutz bei Regen, Schnee, Hitze und Kälte auf mich nehme, bringe ich einen mit Beiträgen gefüllten Krug oder Rucksack in die Gnadenquelle der Gottesmutter.
  • Wenn ich aus Liebe und Hochherzigkeit Gas und Strom einspare, kann ich Gottes Schöpfung etwas Gutes tun und zu ihrer Bewahrung beitragen. Das ist ein klitzekleiner oder großer Beitrag für die Gnadenquelle der Gottesmutter.
Kreuz der Einheit (Grafik: Sylvia Lorenz)

 

Gebet

Guter Schöpfer, es ist deine Lieblingsbeschäftigung, deine Geschöpfe zu mögen. Deine Freude an der Schöpfung war so groß, dass du nach Vollendung deines Werkes menschlich gesprochen einen Freudensprung gemacht hast. Freund der Erde, du hast zum Zeichen der Freundschaft und der Liebe bei Noach einen Regenbogen ausgesandt. Wenn dieser Bogen am Himmel erscheint, willst du des ewigen Bundes zwischen dir und aller lebendigen Wesen gedenken. Vgl. Gen. 9, 12-17. So will auch ich aus Liebe und Sorge Freundschaft schließen mit deiner Erde und etwas tun zu ihrer Heilung.

 


[*] Im Layout: Kirche im Aufbruch ans neue Ufer, 229.

Mehr Infos

(c) SchönstattForFuture
Text: Johann Müller
Grafiken: Dr. Sylvia Lorenz
Layout der PDF-Version: Benedikt Matt

Zu den bisher erschienenen Impulsen:


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