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4. April 2025 | Klima und Schönstattspiritualität | 

Hier bist du richtig: Natur und Gnade


Natur und Gnade (Grafik: SFF)

Johann Müller. Schon immer haben verschiedene Meinungen über Natur und Gnade die Gemüter bewegt. Auch in der Neuzeit, zwischen Martin Luther auf der einen Seite und dem Papst auf der anderen Seite. Luther vertritt, vereinfacht gesagt, die Meinung: Nur Gott, Gnade und die Heilige Schrift! Keine Bilder und Symbole! Dem stellt der Papst seine Auffassung gegenüber: Durch das irdisch Wahrnehmbare, wie den geweihten Priester, durch Sakramente, wie Taufe, Firmung und andere, durch Maria zu Gott und Gnade. Auch Jahre später prallen verschiedene Auffassungen darüber aufeinander. Das Verständnis von Natur und Gnade wandelt sich immer wieder.

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In früherer Zeit steht der Mensch überragend im Mittelpunkt als "Krone der Schöpfung." Die Natur ist eine Sache, ein natürlicher Rohstoff des Menschen. Sie wird gebraucht, um Mensch und Kultur weiter voranzubringen. Der heutige Naturbegriff ist teils davon geprägt, die Natur zu behüten und zu bewahren. Die Naturwissenschaft hat den Naturbegriff geweitet. Er umfasst jetzt Pflanzen, Tiere, die ganze Biosphäre. Heute legen wir auch in Schönstatt das biblische „herrschen“ Gen 1,26 und „macht sie euch untertan!“ Gen 1,28 der Erde im Sinne von Bewahren und Behüten aus.

Pater Kentenich: "Sie müssen das immer alles überprüfen!" (Foto: SFF)

Höchst erstaunt habe ich bei Pater Kentenich die Worte gelesen: „Ich meine, ich müsste immer wieder sagen: Schönstatt hat von Anfang an eine eigenartige charismatische Sendung gehabt gegenüber der Schöpfung, gegenüber der Natur. Ich glaube, es gibt kaum eine Gemeinschaft, die so ausgedehnt und grundsätzlich die Natur betont hat.“ (PROPHETA LOCUTUS EST XX; Priesterbund, Vorträge von P. Joseph Kentenich, S. 236)

Gott hat in Maria die Natur betont und er will, dass Gnade erfahrbar wird. Durch einen Freund, durch seine Zuneigung kann ich die Nähe Gottes spüren. Wenn er mich anlächelt und mir seine Zuneigung zeigt, kann das für mich wie eine strahlende Sonne sein. Wenn ich durch ihn das Gefühl erhalte wertvoll und geschätzt zu sein, z.B. durch Anerkennung, dann kann ich die Erfahrung eines wohltuenden und glücklichen Lebens machen.

 

Schönstatt Spiritualität für den Alltag – die Schöpfung gehört dazu!

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lk 15,11-32 finden sich der Vater und sein verlorener Sohn nach tränenreichen Jahren wieder. So ähnlich soll es auch mit der Beziehung zwischen Natur und Gnade sein. Wenn sie sich wiederfinden gibt es eine Riesenfreude, ein Wiedersehensfest wird gefeiert.

Vater und Kind (Foto: SFF)

Wie kann das geschehen, dass sich Natur und Gnade wiederfinden? Meine Beteiligung am Klimaschutz ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag dazu. Konkretisiert wird dies durch einen geringeren CO2-Verbrauch oder indem ich mich an Klimademonstrationen beteilige, für ein gutes Leben der Natur sorge, zärtlich zu Gottes Schöpfung bin. Papst Franziskus greift immer wieder das Wort vom zärtlichen Gott auf. Welt und Natur brauchen mehr Zärtlichkeit. Ich kann Gnade unter einem mehr praktischen Gesichtspunkt ansehen. Sie ist wie eine Kraftquelle, vergleichbar mit dem täglichen Essen, das der Körper braucht um gesättigt zu sein und wieder in Schwung zu kommen. Auch die Gnade ist eine solche Quelle, die mir ein gutes Leben schenkt und meine innere Beziehung zu Gott wieder voranbringt.

 

 

 

Wie bewege ich mich – und die Bewegung?

Die Hl. Theresia vom Kinde Jesu löst das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Gnade auf ihre, echt menschliche, schlicht kindliche Weise auf. Überglücklich hat sie ihren lieben irdischen Vater vor Augen, wie er sie in den Arm nimmt. Sie spürt durch das strahlende Lächeln ihres leiblichen Vaters die Güte des himmlischen Vaters. Die Hl. Theresia Ist durch ihren Vater glücklich mit der Gnade. Sie hat ein gutes, erfülltes Leben mit Gott. In diesem Beitrag geht es darum, auch konkret ein gutes Leben in und mit der Natur zu haben.

Sonne und Solarpanel (Foto: SFF)

 

Deshalb ein Beispiel aus der ökologischen Praxis: Meine Frau und ich haben seit beinahe zwanzig Jahren eine Photovoltaikanlage, durch die wir jährlich 2400-2700 kWh Strom einspeisen. Sie erzielt jährlich eine CO2-Verringerung von etwa einer Tonne. Bereits die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Balkon, deren Leistungsfähigkeit gesetzlich begrenzt ist, führt zu einer Verringerung von jährlich vielen Kilogramm Kohlendioxid. Ein kleiner, aber wichtiger Beitrag. Jede Tonne und jedes Kilogramm Einsparung von CO2 ergibt auf die Dauer für Gottes Schöpfung etwas mehr gutes Leben und in unseren Augen etwas mehr Freundschaft. Meine Frau und ich freuen uns über die Wärme und die Kraft der Sonne. Und dass wir der Erde etwas Gutes tun können. Für die Anlage haben wir uns entschieden, auch als Ausdruck unserer Wertschätzung ihr gegenüber und der mitfühlenden Beziehung zu ihr.

TITEL (Foto: AUTOR)

Gebet

Guter Schöpfer,
Freund des Lebens:

Schenke mir und uns eine innere Beziehung, eine Herzensbeziehung zu dir und zu deiner Schöpfung. Lass uns spüren, dass du uns alle liebst, dass du uns froh bewunderst und in den Arm nimmst und genauso auch deine gute Schöpfung. Deine Augen strahlen vor Freude, wenn du zu uns sagst: "Ich mag euch. Ich habe euch ganz dolle lieb."

Amen

Mehr Infos

DOWNLOAD: Natur und Gnade (pdf)

© SchönstattForFuture
Text: Johann Müller
Grafik: Bernhard Lippold

Zu den bisher erschienenen Impulsen:

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