Nachrichten

16. Dezember 2023 | Deutschland | 

Aus spirituellen Quellen vernetzt und nachhaltig handeln – Abschluss der digitalen Studienreihe „Spiritualität der Ökologie und Nachhaltigkeit“


digitale Studienreihe „Spiritualität der Ökologie und Nachhaltigkeit“ (Foto: anncapictures, pixabay.com)

digitale Studienreihe „Spiritualität der Ökologie und Nachhaltigkeit“ (Foto: anncapictures, pixabay.com)

CBre/Hbre. Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2023 fanden im Rahmen der digitalen Studienreihe „Spiritualität der Ökologie und Nachhaltigkeit“ fünf Abende statt, an denen aus unterschiedlichen Blickwinkeln verschiedene Aspekte der Thematik beleuchtet wurden. Ihren Abschluss fand die Reihe zu der der „bewegenswert e. V.“, Schönstatt For Future, das Josef-Kentenich-Institut JKI und die Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft gemeinsam eingeladen hatten, mit einem Blick auf die Spiritualität Schönstatts und sich daraus ergebender Kompetenzen, die hilfreich sein können im Umgang mit der ökologischen Krise.

Eine Perspektive aus der Geisteswelt Schönstatts

Wenn es im Blick auf die ökologische Krise z.B. in politischer Perspektive um die Durchsetzung von Zielen, um Handlungsmöglichkeiten der Gesellschaft gehe, so gehe es an diesem Abend aus einer spirituellen Perspektive „um Deutung“, „um Framing“, „um das Handlungsfähig werden einzelner Personen“, so Pater Hans-Martin Samietz, Referent an diesem Abend. Er diagnostizierte die aktuelle Zeit als „Leben in einer überreizten Welt“, in der der Einzelne Gefahr laufe, angesichts eines Überangebotes von Input, den Überblick zu verlieren. Eigentlich, so der Referent, sei „überreizt“ das Gegenstück zu „Spiritualität“. Bei Überreizung verliere eine Person ihre Mitte, sie reagiere zu sehr auf Außenreize. Spiritualität bedeute aber, als Person eine Mitte zu finden, „stimmig“ zu sein.

Schönstatt-Pater Hans-Martin Samietz (Bildschirmfoto, Brehm)

Schönstatt-Pater Hans-Martin Samietz (Bildschirmfoto, Brehm)

Der Schönstatt-Pater machte weiter deutlich, dass das Problematische an der überreizten Welt die Unübersichtlichkeit von Ursachen und Lösungen sei. Die beiden Stichworte „Ohnmacht“ und „Allmacht“ spielten heute eine große Rolle. Einerseits würden Menschen völlig apathisch nichts mehr tun, „weil es sich eh nicht lohnt“ und alles Handeln nur als ein Tropfen auf einen heißen Stein empfunden werde. Andererseits bestünde bei vielen der Reflex, auf jeden Fall etwas tun zu wollen. Bei der Auswahl von ein paar kleinen Punkten bestünde jedoch die Gefahr einer Einseitigkeit, den größeren, weiteren Blickwinkel zu verlieren und dabei andere Ursachen zu vergessen, die eben auch eine Rolle spielen.

Mit der Spiritualität der Verbundenheit gegen die Unübersichtlichkeit

Die Spiritualität Schönstatts, die er auf den Daumennagel geschrieben als eine „Spiritualität der Verbundenheit“ zu beschreiben vorschlug, könne die Kapazität haben, „der Unübersichtlichkeit etwas entgegenzusetzen“, so Samietz. Ein Bild dazu sei ein Organismus, ein Geflecht, das im Kleinen übersichtlich ist. Verschiedene Ebenen würden hier miteinander zu einem guten Ganzen. Die Spiritualität der Verbundenheit passe gut zu jemandem, der in unterschiedlichen Abhängigkeiten stünde, aber eben die Aussicht habe, hier und jetzt zu handeln, hier und jetzt etwas zu bewirken. In einer überreizten Welt brauche der Handelnde das Gefühl, mein Handeln hat Wirkung. Der Referent machte dies an einem eindrücklichen Bildvergleich deutlich: „Im Autobahnstau stehen und nichts tun, außer sich ärgern“ stellte er das Bild gegenüber: „Im Autobahnstau stehen, sich mit seinem Kind befassen, diesem interessiert zuhören und gemeinsam etwas planen“. Der Erfolg sei: „Ich werde weniger genervt reagieren, ich erfahre mich als wirkmächtig.“

Leben in einer überreizten Welt (Bildschirmfoto, Brehm)

Leben in einer überreizten Welt (Bildschirmfoto, Brehm)

Was ist Werktagsheiligkeit (Bildschirmfoto, Brehm)

Was ist Werktagsheiligkeit (Bildschirmfoto, Brehm)

"Kompetenzen" aus dem Buch Werktagsheiligkeit (Bildschirmfoto, Brehm)

"Kompetenzen" aus dem Buch Werktagsheiligkeit (Bildschirmfoto, Brehm)

Das Buch „Werktagsheiligkeit“ heutig gelesen

Wie die schönstättische Spiritualität Antwort geben könne, dazu habe er, so Hans-Martin Samietz Anregungen im 1937 erschienenen Buch „Werktagsheiligkeit“ gefunden, das Pater Josef Kentenich in Zusammenarbeit mit der Schönstätter Marienschwester M. Annette Nailis herausgegeben habe. Dieses zentrale Werk aus den 30er Jahren befasse sich grundlegend mit der Schönstatt-Spiritualität. Die Natur (sprich heute Ökologie) werde in diesem Buch immer in der Verbundenheit von Natur und Übernatur (der Welt Gottes) gesehen, zwei Realitäten, die ständig zusammen wirkten. Das Buch definiere „Werktagsheiligkeit“ als „gottgefällige Harmonie zwischen affektbetonter Gott-, Werk und Menschengebundenheit in allen Lagen des Lebens.“

Drei Kompetenzen für sinnvolles Handeln in unübersichtlichen Situationen

Im Werk „Werktagsheiligkeit“ habe er aus spirituellem Blickwinkel auf die ökologische Krise drei interessante Kompetenzperspektiven gefunden und wolle sie „herausdestillieren“, so der Schönstatt-Pater, „die eine Art Raster aufmachen, wie ökologisches, nachhaltiges, vernetztes Handeln passieren könne: Ohnmachtskompetenz, Selbstkompetenz und Gegenwartskompetenz.“

Die Ohnmachtskompetenz vermittle, es kommt nicht nur auf den einzelnen an, sondern auch auf die anderen und besonders auch auf Gott. Das Vertrauen in sich zu tragen, dass die Welt bereits durch Jesus Christus erlöst sei, könne sich auswirken auf eine Ruhe und Klarheit im persönlichen Handeln. Samietz schlug vor, von einer „5 vor 12 Haltung“ zu einer „5 nach 12 Haltung“ zu kommen, die unterstreiche, dass es entscheidend auf Gott ankomme. Dabei komme der Haltung des Abgebenkönnens eine wichtige Rolle zu.

Natürlich reiche die Ohnmachtskompetenz alleine nicht aus. Daher spreche die „Werktagsheiligkeit“ von der Wichtigkeit der Selbstkompetenz, die betone, wie es sei, selbst einen entscheidenden Beitrag leisten zu können: „Mach, was du kannst, aus ganzem Herzen und tiefer Freude.“ Klimakleber seien von dieser Kompetenz stark motiviert. Um ihr Ziel anzugehen, die „Richtgeschwindigkeit“ von 130 km/h zur „Pflichtgeschwindigkeit“ umzuwandeln, würden sie erst einmal für eine Unterbrechung des Verkehrs sorgen. Selbstkompetenz gebe den Impuls, immer neu Kraft zu entwickeln für die eigenen Ziele und den Weg zuversichtlich zu gehen.

Die in der Werktagsheiligkeit zu findende Gegenwartskompetenz meine das Bewusstsein, jetzt, ohne viel Aufwand, einen entscheidenden Beitrag leisten zu können. Das motiviere Menschen, sich ansprechen zu lassen, z.B. von Studien, Berichten, Experten, sich einen breiten Blick auf die unterschiedlichen Gründe der ökologischen Krise zu bewahren und sich vor allem zur Verfügung zu stellen, jetzt und heute in allen Lebensbereichen und -lagen einen entscheidenden Unterschied zu setzen.

Der „Werktagsheilige“ sei, so Hans-Martin Samietz, eingeladen, innerhalb des Dreiecks dieser drei Kompetenzen das eigene ökologische Handeln spirituell „abzuklopfen“: „Wie steht es um mein „Abgebenkönnen“, um mein „Kraft entwickeln“ für ein lohnendes Ziel und um mein „mich zur Verfügung stellen“?

Diakon Bernhard Brantzen (Bildschirmfoto, Brehm)

Diakon Bernhard Brantzen (Bildschirmfoto, Brehm)

Hoffnungsperspektive

Wie inzwischen bereits gewohnt, wurde der Beitrag des Referenten in kleinen „Breakout-Gruppen“ besprochen und z.B. der Frage nachgegangen, aus welchen Quellen sich das eigene ökologische Handeln motiviert. Moderiert von Diakon Bernhard Brantzen, Mainz, wurde in der gemeinsamen Schlussrunde deutlich, dass das Wort Ohnmachtskompetenz in seiner Verbindung von zwei gegensätzlichen Worten sehr zum Nachdenken anrege. Erlöst zu sein durch Jesus Christus und eben nicht sich selbst oder diese Welt erlösen zu müssen, brauche nicht dazu führen, die Hände in den Schoß zu legen, sondern könne in „einer gläubigen Gelassenheit“ zu einer Hoffnungsperspektive beitragen. Auch das Bild von Sisyphos, dem griechischen Gott, der unaufhaltsam eine schwere Kugel den Berg hinaufschiebt, die wieder und wieder hinunterrollt und zum Neuanfang zwingt, konnte Hilfreiches abgewonnen werden, als ein Teilnehmer erzählte, er habe vom lächelnden Sisyphos gehört, der diese Arbeit nicht verbissen und deprimiert vollbringe, sondern weil er sich dazu berufen wisse und diesem immer neu anfangen Sinn abgewinnen könne.

Mit einem Wort des Dankes an alle Beteiligten nicht nur an diesem letzten Abend der digitalen Studienreihe, wurde diese von Bernhard Brantzen von der Diakonen-Gemeinschaft Schönstatts beendet.

Mehr Informationen

Berichte zu den Themenabenden der digitalen Studienreihe „Spiritualität der Ökologie und Nachhaltigkeit“ die als gemeinsames Angebot von „bewegenswert e. V.“, Schönstatt For Future, dem Josef-Kentenich-Institut JKI und der Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft veranstaltet wurden, sind zu finden:


Top