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17. Oktober 2021 | Oktober-Treffen | 

Den Blick heben in turbulenter Zeit – Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland


Das Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland fand in der Aula der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Kröper)

Das Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland fand in der Aula der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Kröper)

Hbre. Mit der Pandemie und ihren menschlichen und wirtschaftlichen Folgen, mit den anstehenden ökologischen Fragen und mit den Erschütterungen der Weltkirche durch die Missbrauchsthematik habe „Gott sich der ganzen Welt in den Weg gestellt“. Es sei eine Herausforderung, die „weltweite Dimension“ dieser Vorgänge auf sich wirken zu lassen, so Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, beim Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland. Der Vortrag vor etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Gliederungen und Projekten der Bewegung, fand am 16. Oktober 2021 erstmals wieder in Präsenz in der Aula der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, statt.

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Kröper)

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Kröper)

Auf die Blickrichtung kommt es an

Die Dimension der genannten Vorgänge sei „außergewöhnlich in der Weite“ aber auch außergewöhnlich in der Art und Weise, wie sie hinein wirkten in die Alltagsnormalität des Einzelnen, „bis ins Innerste des persönlichen und alltäglichen Lebens“ so Güthlein. In einer solchen Situation gehe es darum, den Blick über drängende Momente hinaus zu heben und nach umfassenderen Antworten zu suchen. Güthlein lud die Teilnehmenden zu „Blick-Übungen“ ein, die die Zukunft der Kirche und des Glaubens, die Zukunftsentwicklung Schönstatts im Heiligen Geist sowie das Leben im Alltag betreffen.

In drei Generationen-Begegnungen für jüngere, mittlere und ältere Teilnehmer, bestand die Möglichkeit, sich zunächst gegenseitig wahrzunehmen und darüber hinaus über die Thematik miteinander ins Gespräch zu kommen. Einige Stichworte aus diesen Gesprächen wurden am Abend während der Feier zur Erneuerung des Liebesbündnisses am Urheiligtum eingebracht.

Peter Falk, Diözesanleiter der Schönstattfamilie im Erzbistum Freiburg (Foto: Kröper)

Peter Falk, Diözesanleiter der Schönstattfamilie im Erzbistum Freiburg (Foto: Kröper)

Schönstattfamilie – gehst du den weltkirchlichen Synodenweg mit?

Eröffnet wurde das diesjährige Oktobertreffen, das anders als im vergangenen Jahr wegen der damals geltenden Coronaregeln nicht in der kalten Pilgerkirche, sondern geimpft, genesen und getestet in den wohltemperierten Räumen der Anbetungskirche stattfinden konnte, mit einem Gottesdienstangebot in der Anbetungskirche. Pfarrer Peter Falk, Diözesanleiter der Schönstattfamilie im Erzbistum Freiburg, wies in einer kurzen Ansprache hin auf das von Papst Franziskus initiierte „gemeinsame Gehen“ der gesamten Kirche hin zur Bischofssynode 2023, das am 17. Oktober weltweit in allen Diözesen eröffnet werde. „Ganz bewusst spricht Papst Franziskus von einem ‚Synodenweg‘“, so Falk, ein Weg, dessen innere Dynamik der Papst mit den Begriffen „Begegnen – Zuhören – Unterscheiden“ beschreibe. „Eine Dynamik, die unserem Vater und Gründer entspricht, eine Dynamik, die uns anstecken möchte“, so der Prediger weiter. Auch die Schönstattfamilie sei im Blick auf diesen Weg gefragt: „Schönstattfamilie – gehst du mit?“ Die Leidenschaft Pater Kentenichs für die Kirche fordere die Bewegung heraus. „Es ist als würde unser Vater und Gründer sagen: Raus mit den Schätzen und hinein ins Leben, auch und gerade ins Leben der Kirche“, so Falk.

Ein Rückblick auf zurückliegende Monate

Die sich an die Heilige Messe anschließende Begegnung in der Aula der Anbetungskirche, die von Ulrike Eichenberg, Schönstattbewegung Frauen und Mütter sowie langjährige „Mitarbeiterin“ im Projekt Lichtzeichen - Hilfe für schwangere Frauen, moderiert wurde, diente zunächst der Sammlung von Erfahrungen aus den vergangenen Monaten.

Eine Baustelle als Teil der Bühnengestaltung (Foto: Kröper)

Eine Baustelle als Teil der Bühnengestaltung (Foto: Kröper)

Die Bitte um die Gaben des Heiligen Geistes kam auch durch die Kerzen auf der Bühne zum Ausdruck (Foto: Kröper)

Die Bitte um die Gaben des Heiligen Geistes kam auch durch die Kerzen auf der Bühne zum Ausdruck (Foto: Kröper)

Die Bühne war nicht nur gestaltet mit einem hoffnungsvollen Plakat zur Jahresbitte, sondern auch mit einer Baustelle und sieben roten Kerzen. Im Sinne eines geistlichen Ankommens wurden jeweils verbunden mit einer Bitte um den Beistand des Heiligen Geistes, Spaten, „Flutwein“ und Gummistiefel auf die Bühne gebracht für das Miterleben der Klimakatastrophen und für den von bewegenswert e.V. und schoenstatt for future (SFF) organisierten Helfereinsatz im Ahrtal. Eine Karte der Bistümer stand für die überall neu entstehenden Großpfarreien und die sich daraus ergebenden Belastungen und Fragen. Das Desinfektionsmittel versinnbildete die andauernde Präsenz von Corona, die Vielzahl der Regelungen und die ständig notwendige Wachsamkeit bei Veranstaltungen. Eine junge Familie brachte einen Laptop, als Zeichen für Homeworking, Homeschooling, unzählige Zoomsitzungen, aber auch neu entstandene kreative Formen des Gebets im Hausheiligtum. Eine Lebensbeschreibung von Pater Kentenich stand für die Verwirrungen, die um seine Person entstanden sind, aber auch für das stark zugenommene Studium verschiedenster Menschen und Gruppierungen über seine Person und sein Charisma. Ein Veranstaltungsflyer vom demnächst stattfindenden Kongress "Bildung wozu?" wies auf die wieder stattfindenden Veranstaltungen hin und im Krug aus dem Urheiligtum wurde alles Mühen, Versagen und Wiederaufstehen der letzten Monate dazugelegt.

Schwester M. Veronika Riechel, Schönstatt, Vallendar (Foto: Kröper)

Schwester M. Veronika Riechel, Schönstatt, Vallendar (Foto: Kröper)

Causa Kentenich – eine Zwischenbilanz

Im Rahmen einer Zwischenbilanz zur Causa Kentenich bedauerte Schwester M. Veronika Riechel „das schleichend wirkende ‚Langzeitgift‘ der Missbrauchsverdächtigung“, die in der öffentlichen Wahrnehmung zur erwiesenen Tatsache mutiere. „Es tut weh, wie leicht und fast selbstverständlich der ‚Fall‘ Kentenich mitgenannt wird, wo Medien über Missbrauch in der Kirche berichten.“ Riechel betonte, dass in der internationalen Schönstatt-Bewegung eine intensive Forschung im Blick auf Person und Charisma des Gründers in Gang gekommen sei. Erste Früchte seien zu sehen. So startete im Sommer eine neue Reihe von Studienausgaben: „Dokumente zur Geschichte der Schönstattbewegung“. Diese Veröffentlichung von Quellentexten seien gedacht als Beitrag zum offenen Umgang mit der Geschichte der Bewegung. Der erste Band enthalte – zum Teil erstmals aus dem Lateinischen übersetzte – Berichte der beiden Visitatoren. Weitere Bände seien in Arbeit. Diese sollen auch helfen, die Glaubwürdigkeit Pater Kentenichs wieder herzustellen. Das aber sei nicht alles. Hinzukommen müsse auch „die ‚Glaubwürdigkeit der Akteure‘, also unserer Bewegung heute, derjenigen, die sich für Pater Kentenich ‚ins Zeug legen‘.“ Die Glaubwürdigkeit des Gründers und seiner Familie bedingten einander, so die Schönstätter Marienschwester. Glaubwürdigkeit gelte natürlich grundsätzlich für alles Tun der Bewegung. „Gerade weil personale Bindungen in Schönstatt einen hohen Stellenwert haben, braucht Schönstatt ein hohes Präventions-Niveau.“ Das könne nicht an äußeren Verhaltensregeln enden, da gehe es um Tieferes, bis hinein in das, was in Schönstatt marianische Atmosphäre genannt werde.

Vier Vertreterinnen der Schönstattbewegung Frauen und Mütter präsentierten den "Frauenkongress 2021 deutschlandweit" (Foto: Kröper)

Vier Vertreterinnen der Schönstattbewegung Frauen und Mütter präsentierten den "Frauenkongress 2021 deutschlandweit" (Foto: Kröper)

Ausschnitt aus der Sandperformance der Künstlerin Frauke Menger (Foto: VideoSnapShot)

Ausschnitt aus der Sandperformance der Künstlerin Frauke Menger (Foto: VideoSnapShot)

Frauenkongress 2021 deutschlandweit - Von innen her mehr bewegen

Schließlich wurde zum Abschluss des ersten Teiles des Vormittages von vier Vertreterinnen der Schönstattbewegung Frauen und Mütter die coronabedingt wechselvolle Geschichte des Frauenkongresses anlässlich von 100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt in einem kurzweiligen und motivierenden Beitrag dargestellt. Der Kongress, zunächst als zentrale Veranstaltung in Schönstatt, Vallendar, für über 1.700 Teilnehmerinnen im Jahr 2020 geplant, wurde zunächst auf Mai 2021 verschoben und mutierte schließlich zum Frauenkongress 2021 deutschlandweit, mit – zwischen Juli und November – 26 Veranstaltungen an 21 Orten. Besonders beeindruckend, nicht nur für die Teilnehmerinnen vor Ort, sondern auch für das Auditorium in der Aula der Anbetungskirche, war eine Sandperformance, die Verantwortliche der Schönstattbewegung Frauen und Mütter zusammen mit der Künstlerin Frauke Menger entwickelt hatten. Dieses digital festgehaltene, ansonsten vergängliche Kunstobjekt lädt ein, „auf die spannende Wirkgeschichte Gottes mit uns Menschen zu schauen und für heute davon zu lernen“, betonte Andrea Evers. Das Symbol des Baumes nehme in der Sandperformance nicht umsonst eine besondere Stellung ein, so Claudia Brehm. „Im Bild des Baumes hat Pater Kentenich gerne das Potential und die Berufung der Frau aufgezeigt. Die Impulse, die wir Frauen als Hoffnung und Ermutigung anbieten, sind von ihm inspiriert.

Eva-Maria und Hubert Eckart und Sr. M. Louise Schulz, Dietershausen (Foto: Kröper)

Eva-Maria und Hubert Eckart und Sr. M. Louise Schulz, Dietershausen (Foto: Kröper)

Ein Lebenszeugnis von Pfr. Georg Frank wird per Video eingespielt (Foto: Kröper)

Ein Lebenszeugnis von Pfr. Georg Frank wird per Video eingespielt (Foto: Kröper)

Was wird anders, wenn man mit Gott rechnet

Nach einer Pause ging es im zweiten Teil des Vormittages um die Frage, „was anders wird, wenn man mit Gott rechnet“. Ehepaar Eva-Maria und Hubert Eckart und Sr. M. Louise Schulz berichteten vom mutigen Schritt in die Zukunft, dem Neubau im Schönstatt-Zentrum der Diözese Fulda in Dietershausen, nachdem die Schönstätter Marienschwestern, aufgrund der Restrukturierung ihrer Provinzen, das Provinzhaus in Dietershausen aufgeben mussten. Eine Geschichte, in der der Schmerz des Abschieds, das Suchen und Tasten nach Gottes Führung, die Notwendigkeit von schwierigen Entscheidungen aber auch Bestätigung durch eintreffende Unterstützung und die Freude über ein gelungenes Zukunftsprojekt deutlich wurde.

Nahtlos schloss sich der Beitrag von Pfr. Georg Frank, Nittenau, an, unter dem Titel „Die Botschaft vom Gott des Lebens – Erfahrungen mit der ‚Weltanschauung Schönstatts‘ im Rückblick auf mein Leben“. Besonders beeindruckend in dem per Video eingespielten Lebenszeugnis war zu sehen, wie der in der Schönstattspiritualität verwurzelte Vorsehungsglaube bei großen Vorhaben wie z.B. der Gründung des Schönstatt-Zentrums Nittenau, wie auch für die alltäglichen kleinen Entscheidungen eine zentrale Rolle spielte. Dass die Hoffnung auf Gottes helfenden Eingriff immer auch verbunden war mit der Bereitschaft, persönliche Beiträge ins Gnadenkapital zu bringen, war im Beitrag von Pfarrer Frank ebenso zu spüren, wie seine Gewissheit, dass der Gott des Lebens in allen(!) Fragen des Lebens um Hilfe gebeten werden kann. „Lassen Sie doch Gott aus dem Spiel!“, diesem Rat eines Ordinariatsreferenten im Zusammenhang mit einer schwierigen Sachdiskussion, in der ausschließlich „nüchtern und realistisch“ zu entscheiden sei, wollte Pfarrer Frank jedenfalls nicht folgen, auch wenn man dadurch „manchmal ganz schön alleine dasteht“.

Pater Hans-Martin Samietz leitete die Feier der Erneuerung des Liebesbündnisses (Foto: Kröper)

Pater Hans-Martin Samietz leitete die Feier der Erneuerung des Liebesbündnisses (Foto: Kröper)

Liebesbündnisfeier am Urheiligtum

Nach einem gemeinsamen Abendessen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Pilgerhaus und in Haus Sonnenau ging das Oktobertreffen mit einer Liebesbündnisfeier am Urheiligtum zu Ende. Im Sinne eines Bibliologes (Dialog mit der Bibel) wurde der Gang der Frauen zum Grab Jesu und ihre Überraschung, es leer vorzufinden, vier Mal vorgetragen, jeweils in der Fassung eines anderen Evangelisten. Das schloss auf für die Fragen: „Welche Steine stellen wir uns vor, die uns im Weg liegen? Wo vermuten wir das ewige Leben? Wem glaube ich die frohe Botschaft? Zu wem gehe ich und erzähle, was ich gesehen habe?“ Auf dem Hintergrund der persönlichen Antworten, zu denen die Teilnehmenden eingeladen waren, richtete Pater Hans-Martin Samietz, der die Feier leitete, den Blick darauf, dass am Anfang der Glaube eines Menschen stand, dass Gott in ihm geboren werden will. Diesen Gedanken führte er weiter zum bewegenden Wort: „Auch wir sind ein Anfang für das Wort Gottes in unsere Zeit.“ Dies wurde dann durch das Verlesen der Stichworte aus den Generationen-Begegnungen des Nachmittages unterstrichen. Zum Abschluss wurde im Bewusstsein der Mitverantwortung und gegenseitigen Solidarität mit brennenden Kerzen in den Händen das Liebesbündnis erneuert.

Liebesbündnisfeier am Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar (Foto: Kröper)

Liebesbündnisfeier am Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar (Foto: Kröper)


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