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17. Juli 2020 | Worte des Bewegungsleiters | 

Zeitereignisse wie ein Sturm - Mit den göttlichen Gnadenquellen rechnen


Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

jeder 18. eines Monats erinnert uns an den Gründungstag Schönstatts. Jeden 18. verbinden wir uns neu mit der Quelle Schönstatts. Das Liebesbündnis mit Maria prägt unseren Blick auf unseren Alltag und auf alle Herausforderungen, die auf uns zukommen. Es geht darum wie Maria ein hörendes Herz zu haben und das Sprechen Gottes in den äußeren Ereignissen und inneren Anregungen wach aufzunehmen.

Der monatliche Impuls für den 18. entsteht immer einen Monat im Voraus, weil der Bündnisbrief dann schon in den Druck geht.

Zeitereignisse wie ein Sturm

Für den Juli hat mich „Corona“ angeregt, die Situation als einen Sturm zu sehen, der alles durchschüttelt und morsche Äste abbricht (siehe unten).

Die Anschuldigungen an Pater Kentenich, die in diesen Tagen vielfältig diskutiert werden, sind für uns ein starker Sturm, der uns vielleicht noch tiefer erschüttert. Michael Maas hat in seinem Kommentar zur Woche (Kommentar der Woche – Michael Maas: Keine Angst vor der Wahrheit) sehr gut beschrieben, wie er es erlebt und wie es sicher auch viele von uns erlebt haben.

Und auch das zweite Motiv des Monatsimpulses spricht ganz passend hinein in unsere aktuelle Situation. Die Schritte zur weiteren Klärung werden gegangen. Auch wenn das seine Zeit braucht, müssen wir nicht nur abwarten.

Mit den göttlichen Gnadenquellen rechnen

Die aufgeworfenen Fragen führen uns schon jetzt zu einer tieferen Begegnung mit unserer je eigenen Schönstatt-Erfahrung und Schönstatt-Überzeugung. Wir geben uns neu Rechenschaft über die Gnadenquellen unserer Berufung. Schönstatt ist kein Produkt menschlichen Könnens und Planens. Jede Berufung – ob es dabei um die eigene persönliche Berufung Gottes für mein Leben geht oder ob es um die Berufung und das Charisma einer ganzen Bewegung geht – lebt aus der immer neuen Erfahrung der Gnade Gottes und den Gaben des Heiligen Geistes, die Gott schenkt.

Im Blick auf Vorwürfe und Gerüchte, die über ihn verbreitet wurden, sagte Pater Kentenich einmal: „Wo ist der Ruhepunkt, der uns niemals verlässt; wo der Grund unserer Zuversicht und Sicherheit? Das ist kein menschlicher Faktor, es ist nicht menschlicher Schutz. Sie wissen, dass ich dann immer am sichersten und frohesten bin, wenn die Blitze grässlich zucken und die Donner grollend rollen. Dann weiß ich, jetzt wird Gott, unser Bündnispartner, sprechen; er hat das Wort und wird es sprechen: das Wort seiner Allmacht, Weisheit und Güte.“

Erschütterungen lassen uns die tieferen Fundamente unserer Überzeugungen wahrnehmen. Das wünsche ich uns allen persönlich. Und wir sollten auch darum bitten, dass uns dies als eine gemeinsame Erfahrung geschenkt wird.

Mit herzlichen Grüßen zum Bündnistag im Juli

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland

 

Monatlicher Impuls aus dem Bündnisbrief Juli 2020

Morsche und dürre Äste – Krisen erzwingen Erneuerung

Das hat es noch nicht gegeben. Ein Virus hat der Welt gewissermaßen eine Vollbremsung beschert. Auf vielfache Weise beginnt allmählich das Leben von Neuem. Trotz allem Wunsch nach Neubeginn und Normalität begleiten uns Vorsicht und Abstandsregeln und Corona-App auf dem Handy. Und auch wenn die Frage immer wiederholt wird, was wir denn nun aus der ganzen Situation gelernt haben oder lernen sollten, sind die Antworten doch noch recht unklar.

Klima Maria (Text: Ludwig Güthlein)

Klima Maria (Text: Ludwig Güthlein)

Welche Deutungen haben sich in der Krise gezeigt und sind Orientierung für den Neustart? Die medizinischen Notwendigkeiten und politische Gestaltungsmöglichkeiten waren natürlich wichtig. Gerade an die Kirchen werden jetzt die Anfragen lauter, welche Orientierungen der Glaube aufzeigt. Hat das alles etwas mit Gott zu tun? Ich glaube, viele von uns wünschen sich gar nicht so sehr eine fertige Antwort, die sozusagen über allem steht und genau weiß, was Gott von uns mit dieser Situation will. Keiner wünscht sich ein geistliches oder theologisches Besserwissen. Es geht weniger um einen Glauben, der uns aus der Krise rettet und alles löst, sondern mehr um eine Nähe zu Gott und einen gelebten Glauben, der uns in der Krise rettet und erlöst. Das ist der Unterschied von gedachten Antworten und von erlebten und erfahrenen Antworten.

Im Zusammenhang mit dem Pfingstfest verweist Pater Kentenich immer wieder auf das Sturmesbrausen des Pfingsttages. Der Pfingststurm bricht die Konzepte und Formen, die ohne inneres Leben sind, ab wie dürre Äste und Zweige. Zeigt sich für uns als Kirche und als Schönstatt in den Erschütterungen der letzten Wochen schon das, was abbricht, und zeigt sich auch das, was sich bewährt und mit Entschiedenheit gefördert werden soll? Alles nur Äußere wird zerbrechen. Gerade auch eine äußere Frömmigkeit hat wenig Bestand.

Wasser für trockenes Land – neues Planen

Etwas haben wir auf jeden Fall erlebt: Schönstatt, Kirche, Glaube finden zu Hause statt oder sie finden nicht mehr statt. In den 50er Jahren formulierte Romano Guardini noch voller Hoffnung: „die Kirche erwacht in den Seelen“. Aus den Erfahrungen der letzten Wochen können wir sagen: „die Kirche erwacht in den Häusern“. Und vielleicht denken viele von uns gleich ein stilles „Hoffentlich“ dazu. In den vergangenen Wochen sind ja – trotz aller Videoübertragungen und Onlinekontakte – Stärken und Schwächen gleichzeitig sichtbar geworden.

Bei einer Gruppenstunde in unserer Hausgemeinschaft beschrieb einer die aktuelle Situation der Bäume so, dass nicht nur Wind und Sturm für das Abbrechen vieler Zweige verantwortlich sind. Es gibt zurzeit tatsächlich besonders viele dürre Zweige, da der Boden fast zwei Meter tief ausgetrocknet ist. Es ist mehr als das normale „Durchlüften“ der Wälder, das Platz macht für das gesunde Wachstum. Es kommt auf das Grundwasser an. Es braucht Quellen, die das Leben stärken und ermöglichen.

Was gibt meinem Glauben, meiner Freude an der Kirche oder meiner Einsatzbereitschaft für Schönstatt Kraft? Was treibt mich an und was sind meine Quellen? Antworten auf diese Fragen tragen in sich die Zukunft der Kirche. Krisen machen deutlich, was sich bewährt.

Wasser aus dem Felsen – geisterfüllter Neustart

Es geht um den gelebten Glauben im Alltag. Es geht um gelebte „Glaubens-Bündniskultur“ in der Krise. Es geht um das, was wir aus der Corona-Krise lernen und klarer sehen als vorher.

Viele der Erzählungen (oder Anekdoten oder Legenden und auch Orte) aus der Fluchtroute in Ägypten haben wunderbare Aspekte. Oft geht es um einen neuen Brunnen, der entsteht, wenn Maria mit dem Jesuskind in die Nähe kommt und sie auf ihrer Reise kein Wasser finden. Da wo Maria das Kind hingelegt hat, entsteht eine Quelle und reines Wasser sprudelt aus dem Boden.

Ob es nun Legenden sind oder nicht: Die Botschaft dieser Erzählungen ist eine biblische Botschaft aus dem Mund Jesu selbst: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben sprudelt.“ (Joh 4,14)

Das Wasser, das unsere Situation verlangt, geht über menschliche Bemühungen und Strategien hinaus. Die Zukunft von Glaube und Kirche in unserem Land braucht die göttliche Quelle, das wunderbare Wasser, das Leben aus der Gnade.

Wir brauchen – persönlich und als Kirche und als Schönstatt – einen geisterfüllten Neustart, wie ihn unser Jahresmotto verspricht.


Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland

 


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