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17. August 2019 | Hoerde | 

Wir - nicht ich! (JK) – Wir wollen eine innere Organisation schaffen


Pater Heinrich Walter, Internationale Koordinationsstelle der Schönstatt-Bewegung (Foto: Brehm)

Pater Heinrich Walter, Internationale Koordinationsstelle der Schönstatt-Bewegung (Foto: Brehm)

Cbre. Pater Heinrich Walter, Internationale Koordinationsstelle der Schönstatt-Bewegung, eröffnete den Nachmittag mit seinem Referat: „Wir - nicht ich! (JK) Zusammenarbeit als Lebenshaltung“, wollen eine innere Organisation schaffen. Er beleuchtete darin den Arbeitsstil Pater Kentenichs mit dem Ziel die Lust auf Zusammenarbeit bei den Zuhörern zu wecken. Ausgehend von Kentenichs Vortrag zu seinem priesterlichen Silberjubiläum 1935 benannte Pater Walter mehrere charakteristische Merkmale.

Mein Werk ist Ihr Werk: es ist eine gemeinschaftliche Arbeit. Durch gegenseitige Fühlung entsteht überreiche Fruchtbarkeit. Jeder gibt das Allerbeste, das er in seiner Seele hat. P. Kentenich habe zum Ausdruck gebracht, dass er wisse, wer was in sein Werk eingebracht habe. Ein Merkmal sei das Zutrauen in den anderen, dass er seinen Beitrag leisten kann. Ein weiteres die Wertschätzung, dass die Mitarbeiter einen starken Einfluss ausüben und weiter der Dank an die Gottesmutter, dass alles, was geworden ist durch sie geworden ist. Der Lebensvorgang Hörde mache deutlich: „Junge Männer übernehmen Verantwortung, Pater Kentenich traut ihnen das total zu“, so Pater Walter.

Zusammenarbeit wächst von innen nach außen

Pater Walter betonte, dass es oft den Stil gebe, Zusammenarbeit, Teamarbeit, Kooperationen von außen zu steuern, eine Versuchung, weil man schnellen Erfolg sehen wolle. Aber langfristige Perspektiven entstünden nur, wenn etwas gesund wachsen dürfe. Pater Kentenichs Art von Zusammenarbeit sei zeitaufwändig, langsam, aber gehe tief in die Seele und sei deshalb tragfähig. Diese Art fordere viel Aufmerksamkeit. Was auch Stephen Covey in seinem Longseller „Die 7 Wege zur Effektivität“ bezeuge.

Sich selber persönlich führen – von innen nach außen. Die Erfahrung zeige, dass die sicherste Veränderung entsteht, wenn jemand an sich selbst arbeite, also die Arbeit an der Persönlichkeit durch Selbsterziehung.

Innere Freiheit führt zu Proaktivität – von innen nach außen. „Wie oft erklären wir die Umstände für schuldig, dass etwas nicht besser funktioniert und nicht zum Erfolg führt“, so Pater Walter. „Dadurch beginnen wir nur noch zu reagieren, statt proaktiv zu sein.“ Pater Kentenich habe das im KZ und auch in der Verbannungszeit sehr überzeugend gelebt. Er habe sich nicht bestimmen lassen von den Reizen, sondern entschieden, wie er mit ihnen umgehe. Das sei der letzte und der unverletzliche Raum der Freiheit des Menschen. „Der Hördetyp nützt diesen Raum der Freiheit.“ Dadurch sei der Hördetyp der proaktive Mensch, der an sich arbeitet, sich immer wieder von ganz innen erneuert und die Freiräume nutzt, um auf das Umfeld einzuwirken.

Aus einfühlender Kommunikation wird emporbildendes Verstehen – von innen nach außen. Das richtige Zuhören im Team, in der Gruppe, müsse man üben, damit es ein Heraushören wird, um besser zu verstehen, was hinter den Worten steckt. Dadurch werde der andere größer, er wachse empor und schließlich über sich hinaus. Doch alle Techniken nutzen nichts, wenn das echte Interesse am anderen oder der anderen Gemeinschaft fehle.

Durch Synergie entsteht „überreiche Fruchtbarkeit“ – von innen nach außen. Synergie setze voraus, dass man die Unterschiede schätze, dass man Freude an der Andersartigkeit habe. Mit einer gewissen Bescheidenheit und Demut und auf der Basis des Vertrauens könne ein Mitarbeiter eine Horizonterweiterung bedeuten: „Du siehst diese Sache anders. Kannst Du mir helfen, damit ich das sehe, was Du sieht?“ Diese Empathie, so Pater Walter, führe auf eine Ebene, auf der eine Potenzierung der Kräfte entstehen könne.

Miteinander für Europa

Diese Art der Synergie – so Pater Walter begeistert – habe er im ökumenischen Miteinander der Bewegungen immer wieder erleben dürfen. Der Weg habe damit begonnen, das Charisma beim anderen wahrzunehmen, den Reichtum zu entdecken und zu teilen. Communio entstehe, wenn der Herrschaftsanspruch der einzelnen zurücktritt und sich alle unter die Herrschaft des Geistes stellten.

Die gemeinsame Basis von „Miteinander für Europa“ sei das Bündnis der gegenseitigen Liebe. Dadurch rückten die Charismen der anderen ins Licht. In der Liebe könne man bereit werden, die eigenen Ideen zurückzustellen und die Lasten der anderen mitzutragen. Eine weitere Basis sei, das Charisma der anderen als einen „Lichtstrahl des Heiligen Geistes“ zu beachten und daraus einen gemeinsamen Weg im Hören auf das Wort Gottes zu gehen. Miteinander das Evangelium leben und bezeugen mit dem Ziel: die christliche Seele Europas zu stärken.

Zusammenarbeit im Kontext der Entwicklung der Kirche

In einem letzten Punkt fragte Pater Walter wie diese Zusammenarbeit im Kontext der Entwicklung der Kirche heute verwirklicht werden könnte. Papst Franziskus baue auf und erwarte den synodalen Weg der Kirche in die Zukunft. Kapitel 15 der Apostelgeschichte im NT der Bibel gebe wichtige Impulse dazu. Dort sei die Methode der Problembewältigung, zusammenkommen, mit Freimut alles offen benennen, den Konflikt nicht scheuen, von den Taten Gottes erzählen und als Teilnehmer hören und zunächst mal schweigen, nicht sofort wieder alles analysieren, zerreißen und zerreden. Gott könne dann eingreifen und seinen Heiligen Geist senden. Am Ende der Auseinandersetzung sei damals dann das gemeinsame Ergebnis gestanden: „der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“ Ganz ähnlich dem Vorgehen Pater Kentenichs: Wir - nicht ich! wollen eine innere Organisation schaffen.

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