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24. Februar 2010 | Deutschland | 

Auf dem Weg zum Jahr 2014 - Gründerspuren im tief verschneiten Ennabeuren


20. Februar, Ennabeuren - 2014 entgegenRoswitha und Hubert Schadt. „Wo sind wir denn hier?" fragt ein Ehepaar, das mitten in einem tief verschneiten Dorf auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb - selbst die Ortsschilder waren nicht lesbar - angekommen war. „Sie sind in Ennabeuren. Wollen Sie zum Treffen der Familien?" antwortet die angesprochene junge Frau. Genau da wollte das Ehepaar hin, denn der Führungskreis der Familienliga in der Diözese Rottenburg-Stuttgart traf sich am Samstag, 20. Februar, im Rahmen ihres Frühjahrstreffens in Ennabeuren, um im Blick auf Spuren des Gründers aufzusuchen. Es waren insgesamt zehn Familien gekommen.

Auf den Spuren Pater Kentenichs in EnnabeurenSchon wenige Tage nach der K hatte es im Führungskreis der Familien gezündet: Das ist es! Das Liebesbündnis, „der Wesenskern unserer Familie", „dieser unscheinbare Glaubensakt von Pater Kentenich und einer kleinen Gruppe von Sodalen - das Gründungsereignis vom 18. Oktober 1914 im Urheiligtum", das ist es, was Hunderttausende von Menschen auf der ganzen Welt bewegt und motiviert - und das sie feiern wollen. Feiern wir mit? Keine Frage. Aber: Dann müssen wir uns jetzt auf den Pilgerweg machen, 2014 entgegen gehen. Dann müssen wir Pater Kentenich näher kennen lernen, denn: Ohne ihn verstehen wir den 1 8. Oktober 1914 nicht. Und so beginnt ein Pilgerweg zu den Gründerspuren in der Diözese, der an diesem 20. Februar nach Ennabeuren führt.

Seit 1927 Marienschwestern in Ennabeuren

NKentenich-Texte studieren - an Ort und Stelleach herzlicher Begrüßung und einem zweiten Frühstück hielt Schwester M. Andita das Einführungsreferat. Zuerst galt es, einen Blick in die Zeit zu werfen, in der Pater Kentenich am längsten hier war, in die Wochen unmittelbar um das Kriegsende 1945: die letzten Kriegstage, die Kapitulation, Pater Kentenichs Weg von Dachau nach Ennabeuren...

Warum gerade Ennabeuren? Seit 1927 gibt es in Ennabeuren eine Niederlassung der Marien-schwestern und Pater Kentenich hatte dort im Oktober 1927 das erste Mal gewohnt. Daraufhin besuchte er fast jährlich den dortigen jungen Pfarrer Josef Kulmus, einen Schönstattpriester, die Schwestern und ebenso andere Schönstatt-Priester auf der Schwäbischen Alb. Für diese Besuche war ihm kein Weg zu weit. Er tat Dienst im Kleinen, Dienst am Einzelnen, und wollte dabei das Reich der MTA künden.

Künder unerschütterlichen Gottvertrauens in den Kriegswirren

In der "Vaterklause"Nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau am 6. April 1945 kam er über München, Freising und Ulm am 17. April 1945 ungebrochen an Leib und Seele nach Ennabeuren. Pater Kentenich wollte eigentlich sofort nach Schönstatt, aber die äußeren Umstände in den letzten Wochen des Krieges ließen dies nicht zu. So blieb er vier Wochen bis zum 18. Mai 1945 in Ennabeuren, erlebte die Besetzung des Dorfes durch die Amerikaner und das Kriegsende.

In dieser Zeit feierte er hier täglich eine heilige Messe und hielt eine Ansprache. Er sprach den durch die Kriegsereignisse verzweifelten Menschen Mut zu und besuchte sie auch in ihren Häusern. „Ich bin gekommen, den Willen Gottes zu erfüllen und den Menschen zu dienen", sagte er dabei von sich. Pater Kentenich wollte, dass die Menschen bei allen Unbegreiflichkeiten erkennen, dass hinter allem ein liebender Vatergott steht und die Menschen zu ihm finden. Die Menschen nahmen ihm das ab, weil er selbst in unerschütterlichem Gottvertrauen Schweres und Schwerstes durchgemacht hatte.

Zeugnisse seines Gottvertrauens und Vorsehungsglaubens aufgespürt

In der Pfarrkirche in EnnabeurenEs war ein Anliegen aller anwesenden Ehepaare, dem Gründer näher zu kommen - vielleicht in einem Wort, das er damals gesprochen hatte oder in einer Begebenheit aus dieser Zeit. Deshalb hatte Schwester Andita die Sammlung der damaligen Ansprachen und eine örtliche Spurensuche als Gruppenarbeit vorbereitet. Jede der drei Gruppen befasste sich mit einer eigenen Textstelle und arbeitete den Kernsatz heraus. Die Kernsätze spiegeln die Spiritualität Pater Kentenichs:

 

  • Mutige; tapfere, kindlich Gott vertrauende Menschen sein.
  • Jeden Abend nachkosten, wo uns Gott begegnet ist und wo er lieb zu uns war.
  • Hinter allen Dingen die Liebe und Vatersorge Gottes sehen und die Fügungen Gottes betrachten und bewundern.

 

Spurensuche vor Ort

Gespräch in der RundeBei der Spurensuche im Dorf benutzten die Familien denselben Weg, den Pater Kentenich oft gegangen war. Er führt zur 1935 eingeweihten Pfarrkirche. Von der Turmwand grüßt ein Sgraffito des heiligen Michaels mit den Worten: „Wer ist wie Gott?"- Ein Mahnruf gegen die damalige braune Gefahr. Der Weg führte zunächst in die sogenannte „Vaterklause", zwei sehr kleine Zimmer - auf einfachste Weise eingerichtet, ohne Heizung - im ebenerdigen Untergeschoss des Sakristei-Anbaus. In einem der Zimmer wohnte Pater Kentenich, im anderen Kaplan Heinz Dresbach, der mit ihm zusammen aus Dachau nach Ennabeuren gekommen war. Diese Gründerspur hat übrigens noch einer berührt, der in den Spuren des Gründers sein Liebesbündnis in aller Tiefe und aller Fruchtbarkeit gelebt hat: der Diener Gottes Joao Pozzobon, der Initiator der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, der hier 1979 eine ganze Nacht im Gebet verbrachte.

Dreimal am Tag stieg Pater Kentenich die steile Treppe zur Sakristei hinauf, um in der Kirche die heilige Messe zu feiern oder zu beten. In der Kirche selbst fällt die in braun gehaltene Chorrückwand mit der Kreuzigungsszene auf. Der braune Farbton erinnert ebenfalls an die damalige braune Gefahr und deren unseliges Ende.

Kentenich-StudiumZum Abschluss besuchten die Familien die Marienkapelle, die 1926 unter Pfarrer Kulmus als Schönstattheiligtum eingerichtet wurde und mittlerweile einen Originalaltar hat. Hier hielten sie eine Andacht. Diese Kapelle hat Pater Kentenich oft besucht und hier auch einige der Ansprachen gehalten.

Die Ernte des Tages

Der Tag in Ennabeuren im Blick auf Pater Kentenich war für alle ein tiefes Erlebnis.
Davon zeugen die folgenden Kommentare:

 

  • Der Aufenthalt in Ennabeuren hat mich Herrn Pater näher gebracht.
  • Jeder Mensch war ihm wichtig, wertvoll, er war ganz den Menschen zugewandt.
  • Pater Kentenich war ganz und gar Seelsorger.
  • Er war ein Liebender, ganz von der Liebe Gottes überzeugt und getragen.
  • Er hatte ein unerschütterliches Gottvertrauen und lebte überzeugend den Vorsehungsglauben.
  • Es war erhebend, dort zu sein, wo Pater Kentenich in schwerer Zeit gelebt und gebetet hat.
  • Herrn Paters selbstloser Dienst an anderen ist unglaublich.
  • Es ist wichtig zu den Orten zu gehen, wo er gewesen ist, den Spuren nachzugehen, nicht nur davon erzählt zu bekommen. Es ist einfach anders, wenn man die gleichen Wege geht, die er gegangen ist.
  • Wir dürfen wirklich sagen: Vaters Weg ist unser Weg. Und das soll er bis 2014 noch mehr werden.

 


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