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21. Oktober 2017 | Oktober-Treffen | 

Dr. Stephan Eisel: Populismus und Stimmungen contra Persönlichkeit und Werte


Dr. Stephan Eisel, Konrad Adenauer Stiftung, Bonn (Foto: Kröper)

Dr. Stephan Eisel, Konrad Adenauer Stiftung, Bonn (Foto: Kröper)

Ganz von der pädagogischen Vorgehensweise des Schönstattgründers inspiriert, ging es beim nächsten Programmpunkt mit dem Ertasten, Erfühlen und Bemerken von Zeitenstimmen weiter. Das Impulsreferat von Dr. Stephan Eisel, Bonn, beschäftigte sich unter dem Thema „Populismus und Stimmungen contra Persönlichkeit und Werte“ mit einer derzeit ganz besonders laut sich äußernden Zeitenstimme. Eisel, leitender Mitarbeiter in der Konrad Adenauer Stiftung, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und ehemals Redenschreiber von Dr. Helmut Kohl, gelang es in aller Kürze und Zugespitztheit das Thema Populismus nicht nur verständlich zu erklären, sondern auch Antworten zu geben auf die Frage, wie Christen mit der Thematik umgehen sollten.

Ein Blick in die Aula der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Ein Blick in die Aula der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Zunächst benannte Eisel fünf Merkmale oder Eigenarten an denen man Populisten erkennen kann: Populisten setzen demokratische Institutionen herunter („Das Parlament ist eine Schwatzbude“). Sie reden der nationalen Abschottung das Wort. Populisten betreiben gesellschaftliche Polarisierung (verbreiten Hass und sind nicht am Dialog interessiert). Zeichen für Populismus ist politischer Fanatismus („sie können nicht lachen, denn lachen bedeutet, sich relativieren zu können“) und mit Populismus verbinde sich eine Verrohung der Sitten.

Eisel zeigt sich überzeugt, dass jede Staatsbürgerin und jeder Staatsbürger sich mit Populismus auseinandersetzen müsse. Aber besonders seien Christen herausgefordert, denn Populisten griffen nicht nur die Grundlage der Gesellschaftsorganisation an, sondern vor allem das christliche Menschenbild. Im Gegensatz zu Populisten seien Christen sich nicht selbst genug, denn sie verstünden sich als Geschöpfe Gottes: „Wir wissen, es gibt etwas, das ist größer als wir.“ Zum christlichen Menschenbild gehöre z.B. auch die Achtung der Würde jedes Menschen, was Gleichwertigkeit aller Menschen, egal welcher Hautfarbe, Geschlecht, Beruf, gesellschaftliche Stellung, bedeute. Daraus folge ein Bewusstsein der Verschiedenartigkeit und ein Wissen um die Unvollkommenheit jedes einzelnen Menschen.

Populisten könne man nicht durch Populismus bekämpfen. Nötig sei ein fester Stand in der Mitte. Aber nicht eine schweigende Mitte, die vielleicht gerade noch kniet und betet - wobei gerade beten auch wichtig sei. Es brauche, so Eisel, eine Mitte, die den Mund aufmacht und Stellung bezieht. Seine herzliche Bitte an die Versammlung sei, so Dr. Eisel: „Gehen Sie nicht mit einem Schweigegelübde nach Hause, sondern mit einem Verantwortungsgelübde.“ Werte zu haben, sei die beste Waffe gegen Populisten. Allerdings müsse es mehr Menschen geben, die die Werte leben als die, die sie angreifen.


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