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9. Oktober 2009 | Aus Bewegungen | 

Ökumenisches Bischofstreffen in Eisleben


 Gemeinsames Gebet in der Schlosskirche Wittenberg - Fotos: Andrea Fleming und Günter Klaus		Andrea Fleming. Mit einem Besuch in den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben und einer offenen Veranstaltung im Fokolar-Zentrum Zwochau bei Leipzig ging das 28. ökumenische Bischofstreffen der Fokolar-Bewegung in Helfta zu Ende. Elf der teilnehmenden 35 Bischöfe waren aus Deutschland, zehn kamen aus Brasilien, Indien und den USA, die übrigen kamen aus neun verschiedenen Ländern Europas und gehörten zu den verschiedenen Patriarchaten der Orthodoxie, zur evangelischen, anglikanischen, zu den altorientalischen und der katholischen Kirche.

 Ökumenisches Bischofstreffen in Lutherstadt EislebenBereits zum 28. Mal trafen sich Bischöfe, die der Fokolar-Bewegung nahe stehen, zu geistlichem Austausch und zur Vertiefung theologischer aber auch gesellschaftspolitischer Fragen. Die Orte wechseln und bieten Gelegenheit, jeweils eine Kirchengemeinschaft intensiver kennen zu lernen.

Wichtig ist dabei nicht nur die theologische Ebene, sondern auch das Bemühen, am Leben der Kirchen vor Ort teilzuhaben und ihre Reichtümer und Geschichte kennen und schätzen zu lernen. Die letzten ökumenischen Bischofstreffen fanden in Beirut (Libanon) und Prag (Tschechische Republik) statt.

Der Initiative des ehemaligen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Landesbischof i.R. Christian Krause, war es zu verdanken, dass die Begegnung diesmal in Lutherstadt Eisleben stattfand.

Begegnung in einer Atmosphäre der geschwisterlichen Herzlichkeit und der Freundschaft

Kardinal Miloslav Vlk (li.) und Landesbischof Johannes Friedrich (re.) 	"Wichtig ist uns vor allem die Begegnung in einer Atmosphäre der geschwisterlichen Herzlichkeit und der Freundschaft", sagte Landesbischof i.R. Christian Krause. "Bei dieser Tagung steht nicht so sehr der theologische Disput im Mittelpunkt. Wir möchten vielmehr einander wie Brüder teilhaben lassen an den Gaben und Reichtümern aber auch den Schmerzen und leidvollen Erfahrungen unserer Kirchen und Völker." Krause gehört mit zum achtköpfigen Vorbereitungsteam, dem neben dem Prager Kardinal Miloslav Vlk auch der rumänisch-orthodoxe Metropolit Serafim Joanta sowie Joachim Reinelt aus Dresden angehören.

Besuch von Maria Voce

Am Mittwoch besuchte die Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Maria Voce, das Bischofstreffen. Gut ein Jahr ist die Italienerin im Amt nach dem Tod der Gründerin Chiara Lubich.

Gespräch mit Maria Voce"Wie ich mir die Einheit der Kirchen vorstelle? So, wie ich sie hier vor mit sehe!" war ihre spontane Antwort auf die Frage eines indischen Bischofs nach ihrer Vision der einen Kirche. In ihrem Referat am Nachmittag stellte sich die Juristin den Teilnehmern vor und gab Einblick in die Erfahrungen der christlichen Laienbewegung ein Jahr nach dem Tod der Gründerin Chiara Lubich. Sie machte deutlich, dass die vielen Aspekte und charakteristischen Gaben der Gründerfigur durch keine Nachfolgerin abgedeckt werden können und unterstrich, dass die Leitung der Bewegung mehr denn je auf die Lenkung durch den Heiligen Geist angewiesen sei. Und der sei dort wirksam, wo Menschen einander im Geist der gegenseitigen Liebe begegneten. Das sei im Übrigen auch die Voraussetzung dafür, dass das Image der Kirche wieder Sympathien gewinne. "Jesus hat uns in seinem Testament den Schlüssel gegeben, wie die Menschen den Glauben finden können: Alle sollen eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Wenn die Kirche abgelehnt wird, dann liegt das daran, dass das Wesentliche fehlt: die gegenseitige Liebe."

Im anschließenden offenen Dialog mit den Teilnehmern unterstrich sie immer wieder die Bedeutung des persönlichen Zeugnisses: "Wenn die Menschen den Weg in unsere Kirchen nicht mehr finden, dann müssen wir uns auf den Weg zu ihnen machen. Nur wenn sie in uns lebendige Zeugen für ein erfülltes und glückliches Leben finden, sind sie offen für die Botschaft des Evangeliums, die wir weitergeben wollen."

Indem sie die große Bedeutung der Schrift in der Fokolar-Spiritualität unterstrich, knüpfte sie an das Einführungsreferat von Bischof Christian Krause an. Er hatte den Teilnehmern aus aller Welt einen Überblick über die wichtigsten Grundlinien der Reformation gegeben und die historischen und kirchenpolitischen Hintergründe dargestellt. In der Rückbindung an die Schrift sieht der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes eine enge Verbindung zur Fokolar-Spiritualität. "Es wäre Sache der Christen heute, am Ende der Lutherdekade im Jahr 2017 unsere nunmehr gemeinsamen ökumenischen Thesen an die Tore der Schlosskirche von Wittenberg zu heften. Das wäre ein echtes Zeichen der Hoffnung für die Kirche von morgen."

"Damit die Welt glaubt - von der Zukunft der Kirche"

Am Freitag öffnete sich der Teilnehmerkreis. Unter dem Titel "Damit die Welt glaubt - von der Zukunft der Kirche" gaben die Bischöfe einem breiteren Publikum Einblick in ihr gelebtes Miteinander, und die Fokolar-Bewegung von Deutschland stellte sich vor. Dabei ging es um Initiativen im Bereich der Ökumene, der Jugendarbeit und neue Formen geistlichen Lebens in der Gesellschaft. Gerhard Pross, Leiter des CVJM Esslingen, präsentierte die jüngsten Entwicklungen der Initiative "Miteinander für Europa", einem Netzwerk von Bewegungen und Gemeinschaften der verschiedenen Kirchen.

Offener Tag in Zwochau"Ich danke für die hoffnungsvollen und ermutigenden Glaubenszeugnisse" sagte der katholische Ortsbischof Gerhard Feige am Ende des "Offenen Tages" im Rahmen des Ökumenischen Bischofstreffens heute in Zwochau (Leipzig). Mehr als 120 Interessierte waren dafür in das Tagungszentrum der Fokolar-Bewegung gekommen. Anwesend waren die Bürgermeister von Delitzsch und Zwochau, verschiedene Bischöfe und Vertreter kirchlicher Gremien, die extra für diesen Tag angereist waren sowie Vertreter geistlicher Bewegungen und Gemeinschaften.

"Die Korrosion des Christlichen fordert die Kirchen heraus" beschrieb der Dresdener Bischof Joachim Reinelt die Situation der Ortskirchen. In einer Region, in der 80% der Bevölkerung keiner Kirche angehören, hätten die Christen nur eine Chance, wenn sie "brennen im Füreinander". Nur wenn Christen in der Lage seien, nicht nur auf sich selbst zu schauen, sondern sich Anderen zuzuwenden, Interesse für die Fragen, Sorgen und Freuden der anderen zu entwickeln, sei ein neuer Aufbruch für das Christentum möglich.

Erfahrungen des Miteinanders

Der Nachmittag zeigte eine bunte Palette solcher Erfahrungen des Miteinanders der Gemeinschaften und Bewegungen, des Engagements in der Ökumene und in der Jugendarbeit. Die Teilnehmer des Ökumenischen Bischofstreffens berichteten von ihren Eindrücken und Erfahrungen ihrer Tagung und gewährten Einblicke in die gewachsenen Beziehungen und Freundschaften unter den Vertretern verschiedener Kirchen, die in diesem Jahr in Lutherstadt Eisleben tagen.

Anschließend lud dann Landesbischof Johannes Friedrich als leitender Bischof der Vereinigten evangelischen Lutherischen Kirche Deutschland (VELKD) zu einem Empfang ein. Er habe im Ökumenischen Bischofstreffen "einen Vorgeschmack der Gemeinschaft der Kirchen insgesamt" erahnen können.

"Wir sind eine bunte Mischung aus den verschiedensten Kirchen und inzwischen ist eine sehr herzliche Beziehung zu vielen gewachsen" ergänzte Bischof Robin Smith von der Anglikanischen Kirche in England. Auch ihn verbindet eine tiefe Freundschaft zu seinen Kollegen anderer Bekenntnisse. Und die beschränke sich nicht auf die sechstägige Begegnung. "Wir wollen auch nach außen Zeugnis geben, dass die Einheit unter verschiedenen Kirchen schon jetzt möglich ist. Wir erleben das unter uns und möchten das auch in unsere Kirchen und Länder hineintragen."

Gruppe der Bischöfe vor der Thesentür der Schlosskirche Wittenberg

Mehr: www.fokolar-bewegung.de


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