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15. März 2011 | Rund ums Urheiligtum | 

Wenn ich mich dieser Frau anvertraut habe, warum kannst du dich ihr nicht anvertrauen?


Anbetungstage in Haus MarienauPfr. Stephan Müller. „Ökumenisch beten für die Einheit der Christen": Unter diesem Thema standen in diesem Jahr die Anbetungstage, zu der die Schönstätter Priestergemeinschaften über Fasching in die Marienau/Vallendar eingeladen hatten. Pfarrer Hans Doncks leitete durch diese Tage und sorgte sich liebevoll um den äußeren Rahmen.

 

 

 

Anbetungstage in Haus Marienau

„Ökumenisch" waren die Tage in mehrfacher Hinsicht: mit Pfarrer Dr. Manfred Kießig und seiner lieben Frau aus Störmthal bei Leipzig durften wir in diesen Tagen intensive Gemeinschaft mit der evangelisch-lutherischen Kirche leben; mit dem Studenten Alexander war die Brücke nach Indien und zu den Thomaschristen geschlagen; zwei Ständige Diakone und zwei Frauen ließen Gemeinschaft über die Gliederungsgrenzen hinweg erfahren.

Loben, preisen, anbeten

Miteinander und als einzelne unseren Herrn Jesus Christus loben und preisen und anbeten - das prägte die Tage: ob beim gemeinsamen (Stunden-) Gebet oder der Heiligen Messe im Heiligtum des Priesterbundes oder in der Hauskapelle der Marienau, ob in Zeiten der persönlichen Einkehr oder beim stillen Gebet im Urheiligtum und in der Anbetungskirche. Lobpreislieder aus der Spiritualität der Christusbruderschaft Selbitz und aus dem breiten Fundus der charismatischen Bewegung, begleitet von Pfr. Stephan Müller, Neuendettelsau, an der Gitarre, berührten die Herzen und schlossen für die Gegenwart des Herrn und füreinander auf. In den gemeinsamen Runden wurde Christus, das Licht der Welt und das lebendige Wort Gottes, in der Mitte begrüßt und geehrt. ER sammelte uns um sich und fügte uns zusammen zu seinem geheimnisvollen Leib, zur Kirche hier und jetzt.

Bereits in der Eröffnungsrunde entstand so eine dichte und offene Atmosphäre, in der jeder Anteil gab an seinen Erfahrungen im Miteinander mit Christen anderer Konfessionen und im Miteinander der geistlichen Bewegungen.

Ökumene konkret

In einem spannenden Referat erschloss Pfarrer Dr. Manfred Kießig das organische Wachstum in der Ökumene: ein kurzer Durchblick durch die Geschichte der Ökumenischen Bewegung, ausführliche Einblicke in die Themen des ökumenischen Dialogs von Rechtfertigung bis Kirchenverständnis, vom Abendmahl bis zum Amtsverständnis. Mutmachende Perspektiven für den weiteren Weg in den verschiedenen Bereichen der Ökumene „vor Ort" (Pfarr- und Bistumsebene), im theologischen Dialog und zwischen den Kirchenleitungen vervollständigten das Thema. „Die Ökumene der Herzen, die Ökumene des Lebens, die uns seit 1999 im ökumenischen Miteinander der geistlichen Bewegungen zugewachsen ist", komme als vierte Säule wesentlich hinzu. Wie kommunizierende Röhren seien diese Dimensionen der Ökumene voneinander abhängig und könnten einander positiv beeinflussen. Wir bekamen intensiv Anteil an seinen reichen Erfahrungen als Oberkirchenrat und langjähriges Mitglied der catholica-Kommission der VELKD (Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands).

Mit Impulsen von Frau Renate Kießig, Dank und Lob, Klage und Buße sowie Fürbitte für das Wachstum in der Ökumene im eigenen Herzen und Umfeld, in der Theologie und bei den Kirchenleitungen sowie im Miteinander der Gemeinschaften vor Gott zu bringen und das auch in Psalm- oder Litaneiform zum Ausdruck zu bringen, gingen wir in die Zeit der persönlichen Stille.

Miteinander - wie sonst?

Anbetungstage in Haus Marienau„Miteinander - wie sonst" - um die Ökumene des Herzens und des Lebens, besonders zwischen den geistlichen Bewegungen, ging es in einem weiteren Impuls. Ein kurzer Abriss der Geschichte dieses Miteinanders in Film und Wort stellte Pfarrer Müller an den Anfang dieser Runde. Vom „Miteinander für Mainfranken" in der Region Würzburg und bewegenden Pilgererfahrungen konnte Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg, berichten. Im Raum Leipzig bereiten sich die Gemeinschaften gemeinsam vor, im Frühjahr 2012 zu einem Treffen „Miteinander für Europa" einzuladen, so der Bericht von Ehepaar Kießig. Dichte und wirksame Erfahrungen im „Miteinander beten" als Hintergrundgebet für das zweite große Treffen der geistlichen Bewegungen in Stuttgart 2007 oder als Begleitgebet für eine wichtige Tagung der EKD in Wittenberg konnte Frau Kießig dazu legen. Von der „Oase der Fußwaschung" beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010, getragen von der Jesusbruderschaft Gnadenthal, und seinem Dienst dabei als katholischer Beichtvater berichtete Dechant Wolfgang Müller, Saarlouis. P. Michael Marmann, schönstättisches Urgestein im Miteinander der geistlichen Bewegungen, konnte aus persönlichem Erleben noch Kostbares dazulegen und besonders aus dem Miteinander mit dem CVJM München erzählen.

Eucharistische Anbetung

Anbetungstage in Haus MarienauHerzmitte der jährlichen Tage ist die eucharistische Anbetung durch die Nacht. Mit wunderbaren Liedern, eigenen Anrufungen und Texten eröffnete Pfarrer Treutlein die Nachtanbetung. Bewegend war die zweite Anbetungsstunde, die Ehepaar Kießig gestaltete mit Texten und Liedern aus der Spiritualität der Christusbruderschaft Selbitz, der sie als so genannte Tertiare angehören. Um Christus, den Herrn, gegenwärtig mit seinem Leib im heiligen Brot der Eucharistie geschart wurden wir eins im Herzen, im Gebet, in IHM. Gebete aus der weltweiten Ökumene regten in der dritten Stunde zum Gebet für die Welt an, bevor die Anbetung von Einzelnen durch die Nacht fortgesetzt wurde. Die Schriftlesung der Heiligen Messe „Für die Einheit der Christen" zum Abschluss der Nachtanbetung berührte sichtlich: „... in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst" (Phil 2,3), hatten wir doch den Mehrwert des Miteinanders so dicht und intensiv erfahren.

Ein kostbares Zeugnis

In einer abschließenden Gesprächsrunde trugen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Fragen zusammen. Ein wunderbares Zeugnis gab Frau Kießig: Sie habe sich seit ihren Kontakten mit Schönstatt und ihrem ersten Besuch zur Tagung der Verantwortlichen 2010 schwer getan mit der marianischen Dimension des Liebesbündnisses. Bei der nächtlichen Anbetung habe sie nun Jesus gehört: Wenn ich mich dieser Frau anvertraut habe, warum kannst du dich ihr nicht anvertrauen? Diese Frage und einen anderen, tieferen Blick auf Schönstatt nehme sie mit aus diesen Tagen.


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