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24. Januar 2011 | Rom | 

Johannes Paul II. wird am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit seliggesprochen


Juan Pablo II ROM, P. Guillermo Mario Cassone. Das Seligsprechungsverfahren für Papst Johannes Paul II. ist am 14. Januar mit der Unterzeichnung des erforderlichen Wunderdekrets nach nur sechsjähriger Dauer abgeschlossen worden. Damit hat Papst Benedikt XVI. den Weg freigemacht für die Seligsprechung seines Vorgängers. Das Verfahren ist - abgesehen von seinem vorzeitigen Beginn vor Ablauf der üblichen Frist bis fünf Jahre nach dem Tod - streng entsprechend den kirchlichen Normen durchgeführt worden. Unter dem Applaus von mehreren Zehntausend Menschen sagte der Papst am Sonntag: "Alle, die ihn kannten, die ihn geschätzt und geliebt haben, freuen sich mit der Kirche über dieses Ereignis. Als Datum für die Seligsprechung ist mit Bedacht der 1. Mai gewählt worden. Sie findet somit am ersten Sonntag nach Ostern statt, den Johannes Paul II. selbst zum "Sonntag der Barmherzigkeit" proklamiert hatte."

 

Der 1. Mai ist in diesem Jahr der erste Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag), der Sonntag der Barmherzigkeit; am Vorabend dieses Tages war Johannes Paul II. im Jahr 2005 heimgegangen.

Die Bedeutung jeder Selig- und Heiligsprechung ist, dass die Kirche die Heiligkeit eines Menschen anerkennt, ihn als Modell christlichen Lebens vorschlägt und seine öffentliche Verehrung in der Liturgie erlaubt. Vom Tag der Seligsprechung an darf in der Heiligen Messe und in anderen liturgischen Feiern der Kirche auf die Fürsprache des neuen Seligen oder Heiligen gebetet werden und seine Bilder und Reliquien verehrt werden.

Ein "globaler Heiliger"

Recuerdos...Doch diese Seligsprechung hat einen eigenen Charakter, da Johannes Paul II. nicht nur Papst war, Hirte der Weltkirche, sondern in der ganzen Welt bekannt und beliebt war und ist, so etwas wie ein "globaler Heiliger". Schon zu seinen Lebzeiten konnte man das sehen, in seinem Kontakt mit vielen Menschen und der Zuneigung, die er bei seinen Reisen in alle Welt und bei den großen Audienzen in Rom weckte. Und offensichtlich wurde es bei seiner Beisetzung und seitdem in dem bis heute nicht abreißenden Strom von Pilgern zu seinem Grab.

Seine Seligsprechung wird darum ein Fest der ganzen Kirche sein, sowohl für diejenigen, die unmittelbar dabei sein können wie für die Millionen, die sich weltweit über die Medien einschalten werden.

Es wird ein Fest für die ganze Welt, ein weltweites Fest, das Menschen über alle Sprach-, Kultur-, Mentalitäts- und Glaubensgrenzen verbinden wird.

Das geistige Erbe Johannes Pauls II.

Recuerdos...Das Zeichen der Zeit, das seine Person war und ist, hat einige charakteristische Züge, die uns helfen können, etwas von seiner tiefen und bleibenden Botschaft zu entdecken. In einer ganz persönlichen Sicht möchte ich fünf solcher Aspekte nennen, die ihn charakterisieren und zugleich das geistige Erbe, das er uns hinterlassen hat.

 

1. Spirituelle Tiefe
Ausgehend von einer tiefen Marienverehrung (Totus tuus) wurde seine Nähe zu Christus, dem Erlöser der Menschen und die Offenbarung der Barmherzigkeit des Vaters nicht nur in seinem Beten offenbar, sondern in all seinem öffentlichen und privaten Tun und Lassen. Eine Spiritualität, die in den ganz gewöhnlichen wie den außergewöhnlichen Wirklichkeiten seiner menschlichen Existenz verkörpert war.

2. Universale Väterlichkeit
Jeder Mensch, alle waren und sind Ziel seiner väterlichen Liebe, die sich einsetzt für Frieden und Gerechtigkeit, die wahre Befreiung der Völker, Ehrfurcht vor dem Leben und der Würde des Menschen, die Option für die Armen und Leidenden, für Familie und Jugend. In unzähligen Gesten hat er sich als Vater aller ohne Ausnahme gezeigt.

3. Herzensanliegen Evangelisierung
Er hat nicht nur über 100 apostolische Reisen in zahlreiche Länder unternommen, sondern als Bischof von Rom auch fast alle seine Pfarreien besucht, und das mit außergewöhnlicher Nähe zu den Menschen und Völkern, um die Neu-Evangelisierung voran zu bringen und in den Christen eine missionarische Einstellung zu wecken, sie anzuregen, ohne Angst und Furcht , voller Mut und Hoffnung Zeugen Christi zu sein.

4. Geschichtsbewusstsein
Man kann die Zeitgeschichte nicht schreiben ohne zu erwähnen, was er getan hat, Realitäten zu verändern, die man als unveränderlich akzeptiert hatte, wie den Kalten Krieg und seine Folgen. Seine mutige Vermittlung im drohenden Krieg zwischen den Nachbarländern Chile und Argentinien soll nicht vergessen sein. Das große Jubiläum der Erlösung, bei dem er um Vergebung bat für die Sünden der Christen und einlud, ein neues Jahrtausend zu beginnen, das unter dem Vorzeichen des Evangeliums stehen sollte …

5. Glaubwürdigkeit des Lebens
Sein starker, klarer Blick, seine warme, sonore Stimme, seine lebhaften und spontanen Gesten zeigten ein liebendes Herz, das seine Gefühle nicht hinter dem Berg hielt. Er war zutiefst menschlich, hatte am eigenen Leib die Leiden seiner Zeit erlebt und erlitten, verbarg seien körperlichen Grenzen und seine Krankheit nicht und unterdrückte auch nicht seine Freude und seinen guten Humor. Nichts konnte ihn hindern, öffentlich seine Verehrung und Zärtlichkeit vor einem Marienbild zu verbergen oder seine Freude und Leidenschaft bei der Verkündigung des Evangeliums - und auch nicht seinen Ärger und seine Festigkeit, wenn es galt, Unrecht zu verurteilen.

Eine "Perle" zum Schluss

Recuerdos...Nach dieser Aufzählung seiner Züge drängen sich mir drei Fragen auf, die vielleicht helfen können in der Vorbereitung auf diesen Gnadentag seiner Seligsprechung am 1. Mai diesen Jahres:

  • Was bedeutet die Person Johannes Pauls II. heute für mich?

  • Welche Züge seiner Persönlichkeit möchte ich nachahmen?

  • Was möchte ich in meiner Umgebung tun, um sein Erbe fruchtbar zu machen?

Schließen möchte ich mit einer "Perle" aus den vielen Begegnungen, die ich persönlich mit ihm hatte; es war am Beginn des Jahres 2001, kurz nach dem Abschluss des Großen Jubiläumsjahres; es war meine letzte persönliche Begegnung mit ihm. Damals konnte ich morgens um sieben Uhr in seiner Privatkapelle im Vatikan mit ihm konzelebrieren. Ich ging mit der Pilgermutter, stellte sie beim Altar hin, nahm sie am Ende der Messe in die Hand und zeigte sie dem Heiligen Vater mit den Worten: "Heiliger Vater, ich bitte um Ihren Segen für Schönstatt!". Er schaute mich an, lächelte, legte seine Hand auf das Bild und machte das Segenszeichen.

Möge dieser Segen unsere ganze Schönstattfamilie in aller Welt erreichen, auf die Fürbitte des neuen Seligen.

 


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