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Die Wallfahrt 2014 beginnt mit dem Jahr der Vaterströmung
P. Alberto Eronti. Pater Kentenich beschrieb das Leben im Glauben und die Beziehung zwischen Gott und Mensch oft mit Dante als "göttliche Komödie". Darin sind die Akteure selbstverständlich Gott und der Mensch, Gott und die Menschheit. Ausgehend davon habe ich in den letzten Wochen viel nachgedacht über einige Aspekte im Leben des Gründers der Schönstatt-Bewegung, konkret über seinen besonderen "Ort" in der Familie.
Ich hatte die Freude, einige Gründer und Gründerinnen von Bewegungen und Neuen Gemeinschaften, die im 20. Jahrhundert in der Kirche entstanden sind, persönlich kennen zu lernen. Sie alle ohne Ausnahme nahmen oder nehmen von Anfang an einen vorherrschenden Ort in ihren Gründungen ein. Wie Jesus waren oder sind sie die unhinterfragte Mitte ihrer Anhänger. Ich denke hier an Don Luigi Giussani, Chiara Lubich, Andrea Riccardi, etc.; bei ihrer Erwähnung stelle ich wieder einmal fest, wie anders der Ort war, den Josef Kentenich in den ersten 27 Jahren seiner Gründung bewusst in Schönstatt einnahm. Zwei Beispiele dazu: Als im Jahr 1919 die Tagung von Hörde beginnen sollte, bekam er eine "strategische Krankheit" und nahm nicht teil; bei der Feier des Silberjubiläums der Bewegung weilte er nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz. Wiederholt betonte er, er wolle im Hintergrund bleiben und die Dreimal Wunderbare Mutter in die Mitte der jungen werdenden Gemeinschaften stellen, in und von ihrem kleinen Heiligtums aus, in der Kraft des Liebesbündnisses.
Die Väterlichkeit Gottes spiegeln
Und plötzlich änderte sich das alles. Was ein zerstörender Schlag für die Schönstattfamilie hätte werden können, wurde von Gott benutzt, um einen grundlegenden Wandel herbeizuführen in der Beziehung zwischen dem Gründer und dem Werk, das Gott ihm zu schaffen und zu entfalten übertragen hatte. Als die Gestapo ihn in Schönstatt aufsuchte und zur Polizei in Koblenz zitierte - was mit der Einlieferung ins KZ endete - hätte alles zu Ende sein können. Aber ganz das Gegenteil trat ein. Der, der im Schatten und "hinter" der Gottesmutter hatte stehen wollen, wurde durch einen überraschenden Schachzug des großen "Hauptspielers" in die erste Reihe katapultiert.
Warum hat Gott diesen Schachzug seiner vorsehenden Liebe getätigt? Pater Kentenich würde, ausgehend von Thomas von Aquin, sagen: Gott ist die Erstursache und hat dem Menschen, als Zweitursache, die Aufgabe gegeben, etwas von ihm zu spiegeln. Als Priester hat Josef Kentenich eine überraschend tiefe und umfassende Väterlichkeit denen gegenüber ausgeübt, die mit ihm in Beziehung kamen. Dabei handelt es sich nicht einfach nur um eine Ausprägung seiner Persönlichkeitsstruktur, sondern die Art und Weise, wie er sein Priestertum verstand, war bewusst darauf ausgerichtet, etwas von der unendlichen Väterlichkeit Gottes zu spiegeln. Vor Ehepaaren sprach er im Blick auf die Rolle des Mannes gegenüber den Kindern einmal davon, dass väterliche Autorität und das Vatersein an sich ein treues Abbild, ein Spiegel der göttlichen Autorität sein müssen. Unsere Kinder müssen in mir als Vater den Ewigen Vater erleben. Ich muss mir seine Eigenschaften aneignen, sein Abbild werden. So tief war diese Wirklichkeit in seiner Priesterseele verwurzelt, dass er von sich sagte, er sei geboren, um Vater zu sein, immer Vater.
Die persönliche Beziehung zum Gründer
Das war während seines Lebens wie auch nach seinem Tod die Erfahrung, die seine geistlichen Söhne und Töchter berührt hat und berührt. Wenn darum schon jede religiöse Gemeinschaft, jede Bewegung in der Kirche die fundamentale Rolle ihres Gründers oder ihrer Gründerin betont, so gibt es einige darunter, die sie "Vater" oder "Mutter" nennen. Ohne näher auf andere Gemeinschaften einzugehen, möchte ich sagen: Die Schönstattfamilie braucht die persönliche, warme, kindliche Beziehung zu ihrem Gründer. Diese besondere Beziehung ist konstitutives Element ihres Seins und ihrer Mission. Das erhellende Licht dafür entdecken wir in den Worten Jesu: "Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbart hat." Dieses Gesetz der Trinität realisiert sich auch in der Ebene der Natur, weshalb menschliche Väterlichkeit gerufen ist, etwas von Gott zu spiegeln. Pater Kentenich macht auch deutlich, dass es in der Naturordnung die Mutter ist, die die Kinder zum Vater führt, und fügt daher an, dass nicht nur Jesus Christus - der Sohn -, uns den Vater erkennen lehrt, sondern auch Maria. Sie, als Mutter der Kirche, erfüllt in der Familie Gottes die Funktion einer Mutter in ihrem Haus.
Das neue Gottesbild
Das Zeugnis der meisten Schönstätter lautet übereinstimmend: "Die Gottesmutter hat mich zu Pater Kentenich geführt", oder: "Pater Kentenich hat mich zur Gottesmutter geführt." Nun müssen wir aber auch anfügen, was Josef Kentenich das "neue Gottesbild" nennt. Es geht um das Bild, das die Menschen heute brauchen, das eines Vatergottes, reich an Liebe und Erbarmen. Letzteres spiegelt, wie Johannes Paul II. sagte, "die mütterliche Seite Gottes". Seine Fähigkeit des Aufnehmens, Hingebens und Heimat-Seins, des Erspürens der tiefsten Nöte seiner geistlichen Söhne und Töchter, seine Ausstrahlung des Übernatürlichen machten Pater Kentenich zu einem wahren Bild des Priesters mit väterlichen und mütterlichen Zügen, eines Priestertums, das sich im Bild des Guten Hirten und des Pelikans manifestiert.
Um Vater zu sein, immer Vater
Ich hatte das Glück, ihn kennen zu lernen, mit ihm zu sprechen, ihm mein Herz zu öffnen in jenen Jahren der Ausbildung. Im Nachdenken über das, was Gott mir durch seine Person geschenkt hat, bewegt mich immer neu das Thema, dass Josef Kentenich beinahe nicht hätte Priester werden können. Es hing an einer einzigen Stimme im Rat seiner Gemeinschaft … Mit der Frage: Was wäre aus mir geworden, wäre er nicht Priester geworden?, konnte ich noch klarer das Geschenk seiner Person, seiner Berufung, seines Charismas und seiner Mission schätzen. Was wäre aus mir geworden, wenn er nicht Priester geworden wäre? Ich will hier keine Spekulationen anstellen, denn niemand kann sagen, was aus seinem Leben geworden wäre, wenn …, aber ich bin ganz sicher, dass ich, hätte Pater Kentenich nicht diesen starken väterlichen und priesterlichen Einfluss auf mich gehabt, wohl nicht erkannt hätte, dass mein Lebensweg nicht die Ingenieurwissenschaft sondern das Priestertum Jesu Christi sein sollte. Und ich bekenne, trotz der Herzlichkeit und Sorge, die ich von vielen Mitbrüdern empfangen habe, hat niemand mir je so viel gegeben wie er. Niemand hat mit einem einzigen Satz und einer einzigen Geste mich so berührt wie dieser Mann Gottes, Priester und Vater. Ja, kein Zweifel, er ist geboren, um Vater zu sein, immer Vater.
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