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9. Januar 2011 | International | 

2010 – ein ereignisreiches Jahr mit einem fast vergessenen Jubiläum


2010INTERNATIONAL, cci. Wenn ein Jahr zur Neige geht, scheint es notwendig, Bilanz zu ziehen... oder Inventur zu machen. Wie dem auch sei, für das Jahr 2010 könnte man eine lange Liste aufstellen: Priesterjahr mit Höhepunkt in Rom, hundertjähriges Priesterweihe-Jubiläum Pater Kentenichs, Beginn des Trienniums auf 2014 mit einer außergewöhnlichen internationalen Beteiligung... In vielen Ländern wurden Heiligtümer eingeweiht, die Gottesmutter gekrönt, Groß-Wallfahrten und misiones von Haus zu Haus unternommen, Schriften mit dem Gedankengut Pater Kentenichs herausgegeben und Initiativen zum Dienst am Leben in all seinen Phasen gegründet ... Und hier könnte jeder einzelne noch viel mehr hinzufügen von dem, was sich in "seiner" Schönstattfamilie ereignet hat.

Es gab aber "ein kleines Ereignis", an welches nur in begrenzten Kreisen erinnert wurde: vor 75 Jahren kam Schönstatt mit den ersten Marienschwestern, die Pater Kentenich ausgesandt hatte, nach Südamerika (Brasilien und Argentinien). Sie sollten hier Schönstattsaaten ausstreuen…

Mut zum Wagnis

1952: Visita del Padre Kentenich al Santuario de Nuevo Schoenstatt. En este lugar está hoy la estatua del PadreAlles was man über die Kühnheit dieses Schrittes sagen kann, ist zu wenig. Die Bewegung hatte bei weitem noch nicht die heutige Organisation! Südamerika war damals fast wie ein anderer Planet für Europa. Die Schwestern, eine ganz kleine Gruppe, konnten die Landessprache nicht, wussten nichts von den Bräuchen, dem Klima, den Traditionen des Landes, in das sie kamen ... Es mussten noch Jahrzehnte vergehen bis zum II. Vatikanischen Konzil, bis die Geschwindigkeit der Kommunikationen zunahm und somit die Kenntnis der Welt generell wuchs und man sich progressiv der Notwendigkeit der "Inkulturation" des Glaubens bewusst wurde…

Schönstatt begann in Südamerika wie die Kirche: mit dem Wort von Person zu Person und mit dem Lebenszeugnis. Es gab absolut gar nichts Schriftliches. Nichts. Sie brachte - das ja - außer Bildern der Gottesmutter von Schönstatt ein großes Foto - logischerweise in schwarz-weiß - vom Innern des Heiligtums mit, um mit dem Ursprung verbunden zu bleiben und so zu versuchen, dass diejenigen, die nach und nach die Spiritualität der Bewegung kennenlernten, sich an das Heiligtum binden...

Könnten Sie persönliche religiöse Erlebnisse an einem heiligen Ort haben aufgrund eines Fotos? Die eindeutige Antwort kam nach mehreren gescheiterten Erfahrungen... Im Fall von Argentinien hatten die Schwestern kein eigenes Haus. Zwei Jahre nach ihrer Ankunft in Buenos Aires wurde ihnen ein Platz in Nueva Helvetia angeboten, ein kleiner Ort des Nachbarlandes Uruguay im Bezirk Colonia. Dort arbeiteten sie weiter mit großem apostolischen Elan, bauten eine große Schule und breiteten Schönstatt aus bis zur Hauptstadt Montevideo.

Es gibt kein Schönstatt ohne Heiligtum

Santuario de Nueva HelveciaBis es sich ganz klar herausstellte: Schönstatt kann nicht ohne Heiligtum existieren. Es war während des 2. Weltkrieges. Pater Kentenich war gefangen in Dachau. Es gab keinen Postverkehr mit Europa... Wer dies schreibt, gehört von Jugend an zu Schönstatt - etwas mehr als ein halbes Jahrhundert - und wurde vom Heiligtum erobert, zu dem er ohne jegliche Einladung gelangte. Aber durch das Heiligtum, das "sprach", ohne Worte, durch das Zeugnis der Leute, die dort waren. Deshalb bis heute die immense Bewunderung vor diesem "Todessprung des Glaubens" - würde Pater Kentenich sagen -, der die Schwestern dazu brachte, eine Nachbildung des Urheiligtums zu bauen, ohne sich darüber mit irgendjemandem beraten zu können. Der 18. Oktober 1943 markiert einen Meilenstein in der Geschichte Schönstatts: es wurde das erste Filialheiligtum der Welt eingeweiht. Wie in Bethlehem, in der Stille, ohne dass jemand davon wusste: dort hat der Stern den Ort gezeigt, wo Maria von neuem ihren Sohn gebären würde für die Menschen von heute.

Pater Kentenich erfuhr dies erst ein Jahr später, in Dachau, und dies Ereignis hat die Tür geöffnet für die Gründung der Schönstatt-Internationale. Er lernte das Heiligtum kennen im Mai 1947, bei seinem ersten Besuch in Südamerika. Er hat es bewundert und wurde zum Künder der Filialheiligtümer. Er sagte ganz klar, dass ab da das Ur-Schönstatt nicht nur die Quelle des Lebens aus dem Bündnis sei, sondern gleichzeitig das Auffanggefäß und Schmelztiegel der Lebensströmungen, die in den Filialheiligtümern erzeugt würden. Er sprach schon 1947 vom Rückstrom…

Was hat Schönstatt in diesen 75 Jahren empfangen?

Logo del primer Santuario FilialKönnte man versuchen, eine "Bestandsaufnahme" zu machen von dem, was Ur-Schönstatt empfangen hat? Hier ist der Beginn und jeder Leser füge das Seinige bei:

  • Die Filialheiligtümer. Jemand hat gesagt, Schönstatt hat ein einziges Heiligtum mit vielen "Türen" in der ganzen Welt.

  • Schönstatt international: jedes Land konnte sein Heiligtum haben, seine originelle Sendung.

  • Die Vaterströmung, aufgebrochen seit dem Vaterbündnis, realisiert im Jahr 1947 im ersten Filialheiligtum und gereift bis zum Kreuz - während des Exils - im Heiligtum von Neu-Schönstatt, welches Pater Kentenich selbst eingeweiht hat, während er auf dem Weg ins Exil war. Deshalb wird es "Vaterheiligtum" genannt.

  • Der dritte Meilenstein Schönstatts, im Heiligtum von Bellavista, 1949. Schönstatt für die Kirche.

  • Die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, im Tabor-Heiligtum in Santa María im Jahr 1950 entstanden, die Schönstatt buchstäblich in die ganze Welt gebracht hat.

  • Die Hausheiligtümer, geboren aus einer anfänglichen Erfahrung von P. Carlos Boskamp in Buenos Aires, 1960 nach Nordamerika gebracht und erhellt, vorangetrieben und in ihre Endgestalt gebracht durch den Vater und Gründer selbst in Milwaukee und die Gründerfamilien dort.

  • Die Priesterweihe der ersten Schönstattpatres im Heiligtum in Argentinien, was die Gründung des Institutes ermöglicht hat (1963-1965).

  • Die Gnaden des Exils in Milwaukee: das neue Vater-, Kindes- und Gemeinschaftsbild: der barmherzige Vater, das erbarmungswürdige Kind und eine Gemeinschaft, in der die Herzen einander finden.

  • Die Suche und Formulierung der nationalen Sendung der Bewegung in Argentinien, verbunden mit dem ersten Heiligtum des Landes. Es ist das erste Heiligtum der Welt, welches diesen Prozess in fast acht Jahren erarbeitet hat, mit Beteiligung aller Gemeinschaften - eine Initialzündung für diesen Prozess in anderen Ländern. Heute ist fast jedes Land stolz auf seine Landessendung.

  • Die Familien- und Jugend-misiones, entstanden in Chile, Paraguay und Argentinien, weiterverbreitet nach Mexiko, Brasilien und Ecuador ... und heute mit Erfolg durchgeführt in Europa. Der interkontinentale missionarische Jugendaustausch, der so viele Früchte gebracht hat.

  • Der Beitrag des lateinamerikanischen, afrikanischen, asiatischen Kulturreichtums, mit seinen vielfachen religiösen und sozialen Äußerungen.

  • Die unzähligen apostolischen Aktionen und zivilen Gründungen, welche die Würde des Menschen in all ihren Formen fördern. Die Bildungszentren auf allen Ebenen, Kliniken, Sanatorien, Gruppierungen von schönstättischen Akademikern und Führungskräften in Wirtschaft und Politik.

  • Hervorragende Persönlichkeiten wie Don Joao Pozzobon, Mario Hiriart, Barbara Kast...

  • Das Wachstum der Kommunikationen - Dank dem "Wunder" von Internet - welches eine "Beschleunigung" in den Lebensströmungen gewirkt hat, in der Beteiligung und der Verbindlichkeit, ganz klar auf die Einheit in der Vielfalt zugehend. (In dieser Sparte eine Auszeichnung für schoenstatt.de!)

Was bleibt noch als nur ein immenses DANKE zu sagen aus ganzem Herzen? Danke für die Kühnheit des Vaters, für seinen Glauben im Bündnis, den Schwestern, die für immer ihre Heimat verließen, das Heiligtum, den Vater, die Familie, Dank denen, die sie aufgenommen haben, denen, die fruchtbare Erde waren für den Samen des Bündnisses ...

Und hier verbleibt ein großer freier Raum, damit jeder Leser seinen Dank einbringen kann, vielleicht in Form eines Sternes, zu Füßen des eben geborenen kleinen Kindes, in den Armen seiner Mutter.

Übersetzung: Ángela Gold, San Isidro, Argentinien


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