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26. Dezember 2010 | Rund ums Urheiligtum | 

Estrella 2010: Weihnachten für alle – in der Seniorenresidenz Humboldthöhe, Vallendar


Weihnachten in der Humboldthöhe, Vallendarmkf. „Unsere Krippe. Unser Bethlehem." Manuel López Naón, Student der Schönstattpatres aus Argentinien, weist mit dem Finger der ausgestreckten Hand auf das riesige Gebäude hoch über Vallendar, eine kleine Stadt für sich mit Läden, Sparkasse, Restaurant, Bibilothek; Heimat für je über 100 Menschen im betreuten Wohnen und in der stationären Pflege. Und an diesem 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, „Bethlehem" für gut 20 Schönstätter - Jugendliche aus der SMJ und der SchönstattMJF, Marienschwestern und Kandidatinnen, Schönstattpatres, Bundesschwestern und Weihnachtsgäste -, die jetzt auf die Eingangstür zugehen, um sich selbst und den Bewohnern der Humboldthöhe ein Weihnachtsgeschenk zu machen und  mit der Pilgernden Gottesmutter  im Geist von misiones das zu schenken, was Weihnachten ausmacht.

Aussendung im Urheiligtum

Es regnet leicht und es ist ungemütlich kalt, als die "Vormittagsgruppe" sich im Urheiligtum einfindet. Der Weihnachtsbaum steht schon;  Schw. M. Natalie Stewart, zusammen mit Manuel López Naón Initiator dieser verrückten Idee - so kurzfistig entstanden und so verrückt, dass man sie einfach nur dem Heiligen Geist selbst zuschreiben kann - stellt Bilder der Pilgernden Gottesmutter auf die Kommunionbank. Ein Lied aus dem gelben Liederheft der misiones in Erlenbach, ein Gebet aus dem Herzen, dann überreicht sie jedem ein Bild der Pilgernden Gottesmutter - misionero, misionera für einen Tag. Und wenn man bis zu diesem Moment noch irgendwo leise im Herzen mit Blick auf so viele Arbeit gedacht hat: Ich bin wohl nicht mehr  zu retten, einen Tag vor Weihnachten... -, dann ist das jetzt einfach weg und es bleibt nur Erwartung und ein Gefühl von Heiligabend. In fünf Familien zu je drei oder vier Personen eingeteilt, geht es los, bereit zum Besuch auf den fünf Etagen der stationären Pflege...

Sie ist wirklich dabei

Aussendung im Urheiligtum"Estrella 2010 - Weihnachten für alle" steht über dieser Aktion und auf den von Manuel gestalteten Karten, auf denen die alten Menschen ihren Namen und den von lieben Menschen aufschreiben können. Der Empfang auf der Humboldthöhe ist überwältigend herzlich - Dagmar Hett, verantwortlich für den Bereich Betreuung und Versorgung, hat sich ganz spontan auf diese kurzfristige Initiative eingelassen und sie gut vorbereitet; am Empfang wie auf den Pflegestationen wissen alle Bescheid und sind freudig gespannt, was und wer da kommen wird. "Unsere Krippe".

Und dann geht es einfach los, mit der Pilgermutter im Arm, auf die Pflegestationen, auf denen je 15 - 20 Menschen leben: manche blind, manche schwerhörig oder taub, manche im Rollstuhl, manche bettlägerig, viele dement, alle ein Stück Bundesgeschichte Gottes mit den Menschen.

Für jeden von ihnen ist Jesus auf die Welt gekommen. Darum kommen wir heute zu ihnen.

Wenn auf einmal ein Leuchten in den Augen steht

WeihnachtsliederAuf Station 2 sitzen sieben alte Menschen im Gemeinschaftsraum zusammen, die Stationsleiterin kommt dazu und schlägt vor: Wir können doch jetzt zusammen Weihnachtslieder singen! Bei "Ihr Kinderlein kommet", "O Tannenbaum" und "Süßer die Glocken nie klingen", drei- oder viermal hintereinander gesungen, singen nach und nach alle mit - mit leuchtenden Augen. Am Ende des Besuchs auf den Zimmern wird Manuel diese Lieder, die er jetzt noch dem Ton nach auf der Gitarre begleitet, auswendig können.

Die Karten mit den Gebetsanliegen... "Ich kann nicht schreiben, ich bin doch blind", sagt der Mann, der eben mit voller Stimme die Weihnachtslieder mitgesungen hat. Er war Sänger in einem bekannten Chor. Auf einmal hat jeder der alten Menschen einen persönlichen Assistenten an der Seite, werden Namen diktiert und Anliegen, sprudeln nach anfänglicher Stille immer mehr Namen heraus... Der blinde Mann lässt den Namen seiner Ehefrau aufschreiben. Sie sitzt ihm gegenüber und schreibt seinen Namen auf die Karte. "Wir nehmen Sie am Heiligenabend mit in unser Heiligtum, an die Krippe." - "Aber ich kann doch nicht mehr raus, ich kann nicht laufen", so eine alte Dame.  "In unserem Herzen." - Tränen. Ein Blick auf die Gottesmutter. Sie ist dabei.

Strohsterne werden verschenkt. "Für mich?" Und jetzt? Dürfen wir noch für Sie und mit Ihnen beten? Alle fassen sich an den Händen. "Vater unser..." Und der Mann im Rollstuhl, der bisher kein Wort gesprochen hat, drückt mittendrin ganz kräftig die Hand, die er hält.

Von Tür zu Tür

Auf Station 2Wir sind gekommen, um Ihnen Weihnachten zu wünschen... Ein Kreuzzeichen auf die Tür, ein kleines Gebet. Was, wer erwartet uns hier? Menschen mit einer einmaligen Lebensgeschichte, mit Würde, die ihnen niemand nehmen kann...

Sternstunden: Die Frau mit den unendlich traurigen Augen, die bei "Ihr Kinderlein kommet" zu lächeln beginnt.

Die demente alte Dame, die auf einmal Blickkontakt aufnimmt und den Händedruck erwidert.

Das MTA-Bild über einem Bett, eine Schwarzweiß-Kopie - damals vor acht Jahren hier verteilt bei einem ersten Besuch mit der Auxiliar -, und der fragend-frohe Blick hin und her zwischen diesem Bild und der Pilgernden Gottesmutter: "Ihr seid ja doch wiedergekommen."

Die Frau, die teilnahmslos im Bett liegt und nach mehreren Minuten "Ihr Kinderlein kommet" die Augen öffnet und die Hände faltet. Und zu erzählen beginnt...

Vaterunser in jedem Zimmer. Lange Geschichten, von früher, von längst verstorbenen Eltern und Geschwistern. "Ist das ein Geschenk?" beim Blick auf die Pilgermutter. Nächstes Mal sollten wir kleine MTA-Bilder dabei haben. Und in den Herzen der alten Menschen und der jungen Besucher wird immer mehr Weihnachten... Weihnachten für alle.

Wir bringen sie alle zu dir

Gebetszeit am MittagNach dem Mittagessen in der Sonnenau ist eine halbe Stunde Gebet und Singen in der Hauskapelle. Die Auxiliar steht in der Mitte.

Erlebnisse werden erzählt, Anliegen von den Gebetskarten vorgelesen, Lichter entzündet, Lieder gesungen... "Weihnachtsgeschichten vorlesen kann jeder", sagt Sr. Natalie. "Wir dürfen die Gottesmutter bringen und jetzt alle Menschen zu ihr tragen..."

Die Kandidatinnen der Marienschwestern und Schw. Emily verabschieden sich, andere stoßen für den Nachmittag dazu.

Weihnachtsnachmittag für alle

Weihnachtlicher NachmittagDagmar Hett hatte die Idee, die Bewohner des betreuten Wohnens zum Adventkaffee einzuladen, den die Schönstattgruppe gestaltet. Auxiliar und Bilder der Pilgernden Gottesmutter sind dabei. Es werden Weihnachtslieder gesungen, Geschichten erzählt, Manuel Lopez Naón singt "Noche de Paz" und "Misionero"...

Die Gruppe teilt sich, einige gehen zum Andachtsraum, wo eine heilige Messe gefeiert wird, und gestalten diese mit. Die Gebetskarten aus den Pflegestationen werden bei der Gabenbereitung auf den Altar gelegt, am Schluss spenden P. Josef  SAC und P. Thomas Jochheim den Einzelsegen... Währenddessen hat die andere Gruppe die Bewohner um die Auxiliar versammelt und betet mit ihnen, wie bei den Besuchen am Morgen, das Vaterunser. Es ist eine eigenartig andere Atmosphäre entstanden, als die Gruppe von der Messe zurückkommt. "Ich habe ein totales Misiones-Feeling": Schw. Natalie bringt ins Wort, was alle spüren. "Jetzt ist Weihnachten. Weihnachten ist Teilen", sagt Manu.

Unser Bethlehem

Donnerstagabend. Vor lauter "Weihnachten für alle" Tanken vergessen. In der Dunkelheit leuchtet von der Humboldthöhe der riesige Tannenbaum aus Lichterketten, wie jeden Abend.

Unser Bethlehem. Da waren wir heute. Da war die Gottesmutter heute. Hinter diesen erleuchteten Fenstern wohnt ein Mensch, mit dem wir gebetet und gesungen haben, der etwas von seinem Leben mit uns geteilt hat. Da wohnt die Frau, die für ihren Sohn beten lassen wollte, den Piloten, dass er immer wieder heil auf den Boden kommt. Es ist erst der 23. Dezember.  Aber Weihnachten hat gerade begonnen.

Einzelsegen nach der Messe

 


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