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19. Dezember 2025 | International | 

60 Jahre vierter Meilenstein – Die Sendung Schönstatts für Kirche und Welt ist eine bleibende Aufgabe


4. Meilenstein der Schönstattgeschichte - 22. Dezember 1965: Papst Paul VI. empfängt Pater Josef Kentenich im Rahmen einer "Partikularaudienz"  (Foto: Archiv)

4. Meilenstein der Schönstattgeschichte - 22. Dezember 1965: Papst Paul VI. empfängt Pater Josef Kentenich im Rahmen einer "Partikularaudienz"  (Foto: Archiv)

Hbre. Mit einer feierlichen Heiligen Messe in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt hat das Generalpräsidium des internationalen Schönstatt-Werkes am 17. Dezember an den vierten Meilenstein der Schönstatt-Geschichte erinnert. Anlass war der am 22. Dezember bevorstehende 60. Jahrestag jener Ereignisse aus dem Jahr 1965, die bis heute das Selbstverständnis und die Sendung der Bewegung prägen. Historisch betrachtet wurde das Exil P. Kentenichs in Milwaukee am 20. Oktober 1965 durch Beschluss des Heiligen Offiziums beendet. Am 22. Oktober 1965 wurde dieser Beschluss durch Papst Paul VI. bestätigt. In der Audienz vom 22. Dezember 1965 verpflichtete sich Pater Kentenich gegenüber dem Heiligen Vater, dass die Schönstattfamilie die vom Konzil erneuerte Sicht von Kirche nicht nur fördern, sondern auch exemplarisch leben werde.

Mitglieder des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes sprechen am 17. Dezember im Rahmen eines Gottesdienstes zur Erinnerung an den 60. Jahrestag des "4. Meilensteiens der Schönstatt-Geschichte" ein Gebet am Grab Pater Josef Kentenichs in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt  (Foto: Sr. Maritta)

Mitglieder des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes sprechen am 17. Dezember im Rahmen eines Gottesdienstes zur Erinnerung an den 60. Jahrestag des "4. Meilensteiens der Schönstatt-Geschichte" ein Gebet am Grab Pater Josef Kentenichs in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt  (Foto: Sr. Maritta)

Adventliche Deutung eines geschichtlichen Aufbruchs

In seiner Predigt stellte Christian Löhr, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester, den Jubiläumstag in einen biblisch-theologischen Horizont. Ausgehend vom Eröffnungsvers der Messe – „Jubelt, ihr Himmel, und jauchze, o Erde, der Herr wird kommen und mit uns sein“ (Jes 49,13) – und den beginnenden O-Antiphonen des Advents verwies er auf die heilsgeschichtliche Dynamik von Verheißung und Erfüllung.

Christian Löhr, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester, hält an diesem Tag in der bereits weihnachtlich geschmückten Dreifaltigkeitskirche die Festpredigt (Foto: Sr. Cacilda Becker)

Christian Löhr, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester, hält an diesem Tag in der bereits weihnachtlich geschmückten Dreifaltigkeitskirche die Festpredigt (Foto: Sr. Cacilda Becker)

Hauptzelebrant des feierlichen Gottesdienstes ist Pater Alexandre Awi Mello ISch, Vorsitzender des Generalpräsidiums (Foto: Sr. Cacilda Becker)

Hauptzelebrant des feierlichen Gottesdienstes ist Pater Alexandre Awi Mello ISch, Vorsitzender des Generalpräsidiums (Foto: Sr. Cacilda Becker)

Die alttestamentliche Segensverheißung über Juda (Gen 49) und das Matthäus-Evangelium mit dem Stammbaum Jesu machten deutlich: Geschichte ist für den Glauben kein zufälliger Ablauf, sondern Ort göttlichen Handelns. „Jesus, der Christus, ist die Erfüllung der Geschichte Israels“, so Löhr – und genau in diesem Sinn sei auch der vierte Meilenstein Schönstatts zu verstehen.

Meilensteine als „Einbruch des Göttlichen“

Pater Josef Kentenich selbst hat die Meilensteine der Schönstatt-Geschichte nicht nur als markante Daten, sondern als geistliche „Tiefenpunkte“ gedeutet. Es seien Ereignisse, „die über die geschichtliche Bedeutung hinaus auch eine Relevanz für das innere Wachstum der Schönstattbewegung haben“. Kentenich sprach in diesem Zusammenhang vom „Einbruch des Göttlichen“ oder von einem „neuen Wachstumsring“ im Leben der Bewegung.

Der vierte Meilenstein lenkt den Blick auf die Sendung und Verantwortung Schönstatts für Kirche und moderne Welt. In ihm verdichtet sich die Überzeugung, dass Schönstatt berufen ist, „Kirche am neuen Ufer“ mitzugestalten – eine Kirche, die den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht nur rezipiert, sondern konkret lebt.

Herbst 1965: Ende des Exils und neue Sendung

Konkret verbunden ist der vierte Meilenstein mit einer Reihe geschichtsträchtiger Ereignisse im Jahr 1965. Durch ein unerwartetes Telegramm wurde Pater Kentenich am 13. September nach Rom gerufen – das Ende seines 14-jährigen Exils in Milwaukee. In Rom angekommen hielt er täglich Vorträge vor Schönstättern, reflektierte das Konzil und die Zukunft der Bewegung.

22. Dezember 1965: Papst Paul VI. empfängt Pater Josef Kentenich im Rahmen einer "Partikularaudienz". Etwa 75 Männer und Frauen, die sich um die Kirche verdient gemacht haben, werden vom Heiligen Vater empfangen. Zum Abschluss nimmt sich der Papst Zeit für Pater Kentenich. (Foto: Archiv)

Etwa 75 Männer und Frauen, die sich um die Kirche verdient gemacht haben, werden vom Heiligen Vater in einer "Partikularaudienz" empfangen. Zum Abschluss nimmt sich der Papst Zeit für Pater Kentenich. Dieser berichtet später:
"Der Papst fragt mich dann ganz freundschaftlich: "In welcher Sprache?" Antwort: "auf Lateinisch." (...) Aber ich wusste ja gar nicht, was jetzt folgte. Da dreht er sich um und lässt sich einen verhältnismäßig langen Zettel in die Hand drücken. Sie sehen auf dem Foto ja den Zettel. Deutsch! Hat das dann ganz feierlich vorgelesen, als wenn es eine Enzyklika wäre. Ich stehe da und höre still zu." (...)
"Er ist fertig mit dem Verlesen. Dann antworte ich darauf – in Latein. Es sind im Wesentlichen drei Gedanken gewesen: 
Erstens: Ich würde ihm im Namen Schönstatts herzlich danken für alles, was er in überreicher Weise während seiner Regierungszeit für Schönstatt getan hat, vor allem dass er mich rehabilitiert habe." (...)
"Zweitens: Ich verspreche dann dem Papst im Namen der ganzen Familie, mich mit der Familie dafür einzusetzen, dass die postkonziliare Sendung der Kirche möglichst vollkommen verwirklicht würde."
(...) "Drittens: Zur Bestätigung und Verewigung dieses Versprechens wollte ich ihm hier den Kelch bringen – Sie kennen den Kelch – als ein Geschenk für die neue Kirche, die geplant sei unter dem Titel: 'Matri Ecclesiae'." (Foto: Archiv)
Aus einem Vortrag für Schönstattpriester, Münster, 3. Januar 1966.

Am 22. Oktober 1965 hob das Heilige Offizium alle Dekrete gegen ihn auf. Wenige Wochen später, am 8. Dezember, kam es zur symbolischen Grundsteinlegung des Matri-Ecclesiae-Heiligtums in Rom-Belmonte, zeitgleich mit dem feierlichen Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils. Kentenich selbst verstand diesen Akt als bewusste „Gleich- und Einschaltung“ in den Konzilsabschluss. Das Kirchenbild des Konzils, so seine Überzeugung, sei jenes, das Schönstatt „seit Jahrzehnten“ gelebt habe. Deshalb motiviert er in seinen Vorträgen die anwesenden Mitglieder der Schönstattgemeinschaften, sich zukünftig in besonderer Weise für die Umsetzung des Konzils einzusetzen.

„Schönstatt dilexit ecclesiam“

Besonders prägend wurde das Versprechen, das Pater Kentenich bei der Audienz am 22. Dezember 1965 Papst Paul VI. gab und das er am 31. Dezember 1965 in Schönstatt öffentlich schilderte. In bewegenden Worten sagte er: „Wir als Gesamtfamilie, will also heißen, als Gesamtfamilie, die vom Kreuze abgenommen ist, wollen uns in der Folge bemühen, mit allen Mitteln dem Papste mitzuhelfen an der postkonziliaren Sendung der Kirche. So soll das Wort ›dilexit ecclesiam‹ eine ausgeprägte, eine tiefgreifende Ausdeutung bekommen: ›dilexit ecclesiam‹, Schönstatt dilexit ecclesiam. Liebe zur Kirche treibt uns an, die postkonziliare Sendung der Kirche möglichst vollkommen und nach allen Richtungen zu unterstützen.

Dankbarkeit für ein bleibendes Geschenk

Dass Schönstatt – und auch er selbst – ohne das Konzil nicht verstanden worden wäre und dass erst durch das Konzil die Aufhebung seines Exils sowie seine Heimkehr nach Schönstatt zu Weihnachten 1965 möglich wurden, deutete Pater Kentenich als „Wunder der Heiligen Nacht“. Zugleich blieb für ihn die Überzeugung bestehen, dass das Konzil in zentralen Fragen – insbesondere im Verhältnis von Kirche und moderner Welt – weiterzuführen sei.

Die Feier des vierten Meilensteins unterstreicht damit ausdrücklich die Bewusstseinsbildung für die Aufgabe Schönstatts, sich für die „Kirche am neuen Ufer“ zu engagieren, eine Sendung, die keineswegs abgeschlossen ist. Die Feier auf Berg Schönstatt war daher nicht nur ein Rückblick, sondern – neben dem Ausdruck der Dankbarkeit für ein machtvolles Handeln Gottes in der Geschichte der Schönstattfamilie – zugleich die Aktualisierung eines Auftrags, der weiterhin gilt.


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