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3. November 2025 | Worte des Bewegungsleiters | 

„Dem Wind trauen – im Sturm glauben“ - neuen Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung Deutschland


Jahresmotto 2026 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Gestaltung: Brehm)

Jahresmotto 2026 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Gestaltung: Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

Wir haben in der Schönstatt-Bewegung ein neues Jahresmotto gefunden, das über dem nächsten Jahr schwebt und gleichzeitig dazu ein Programm, das dieses Motto – hoffentlich konkret und alltagstauglich – vertieft. Ich will Ihnen das Jahresmotto: „dem Wind trauen – im Sturm glauben“ etwas vertiefen und die Konkretionen im Licht des Liebesbündnisses zumindest andeuten.

Dem Wind trauen – eine Haltung für unsere Zeit

Unsere Zeit ist eine Zeit des Windes – voller Bewegung, Wandel, Unsicherheit. Alte Sicherheiten bröckeln, vertraute Deutungen lösen sich auf, die Suche nach Orientierung wird zur täglichen Aufgabe. Vieles, was gestern noch feststand, scheint heute fragiler und fraglich geworden zu sein. Wir spüren gesellschaftlich und kirchlich starke Winde: kulturelle Veränderungen, technologische Umbrüche, Glaubenszweifel, Spannungen zwischen Generationen. Und doch: Wind ist nicht nur Bedrohung, er ist auch Atem, Geist, Bewegung. Ohne Wind steht das Schiff still. Wer „dem Wind traut“, öffnet sich einer Dynamik, die größer ist als er selbst. Dieses Vertrauen ist nicht naiv, sondern geistlich: Es ist das Wagnis, sich dem Hauch des Heiligen Geistes anzuvertrauen, der auch dann weht, wenn wir seine Richtung nicht verstehen. Der Wind kann sanft tragen oder kräftig fordern – in beiden Weisen bleibt er Ausdruck des göttlichen Lebenshauchs. In einer Zeit, in der vieles schwankt, ist „dem Wind trauen“ ein Aufruf, innerlich beweglich zu bleiben, die Kontrolle loszulassen und das Wirken Gottes in den Veränderungen zu suchen. Es ist ein Glaubensmut, der sagt: Auch wenn ich nicht alles steuern kann, darf ich doch geführt sein. Und dabei ist es aktiver Glaubensmut, der auch auffordert, den Wind nutzbar zu machen: Der Wind treibt das Segelschiff voran oder lässt sich in Windenergie einfangen, doch dazu braucht es Know-how und die feine Arbeit mit den Winden, die uns umwehen. Übertragen auf uns selbst kann das heißen: sorgfältig mit unseren Motivationen, Meinungen und Gefühlen umzugehen und sie fruchtbar zu machen. Dem Wind zu trauen wird damit zum Programm für unseren Alltag.

Im Sturm glauben – eine Berufung für Schönstatt

„Im Sturm glauben“ – das ist mehr als ein Durchhalten. Es ist die Einladung, mitten in den Erschütterungen der Gegenwart tiefer zu glauben: an Gott, der in der Geschichte wirkt; an Maria, die uns durch die Stürme führt; und an die Sendung Schönstatts, Glauben konkret, verbindlich und persönlich zu leben. Für die Schönstattfamilie bedeutet das neue Jahresmotto eine Erneuerung des Vertrauensstils, der ihr von Anfang an eingeschrieben ist: Glaube nicht als Besitz, sondern als lebendige Bewegung, als Bündnis, das trägt – auch gegen den Wind. Im Geist Pater Kentenichs dürfen wir lernen, die Spannungen der Zeit als göttliche Pädagogik zu sehen: Stürme sind keine Zeichen der Verlassenheit, sondern Einladung zur Vertiefung. Wenn der Wind auffrischt, zeigt sich, was im Inneren verankert ist. „Im Sturm glauben“ heißt, sich nicht im eigenen Glaubensgefühl zu verkriechen, sondern persönlich und gemeinsam als Familie Zeugnis zu geben: dass Vertrauen stärker ist als Angst, dass das Liebesbündnis tragfähig ist, auch wenn äußere Sicherheiten wanken. Gerade in den Krisen der Kirche und der Welt kann Schönstatt mit diesem Motto neu aufatmen: Glaube als lebendiger, sturmerprobter Bund mit Gott – das ist die Sendung unserer Bewegung heute.

Wortmarke: Grundvollzüge Liebesbündnis (Gestaltung: Brehm)

Die Grundvollzüge – Wege, Glauben im Sturm zu üben

Die fünf Grundvollzüge des Liebesbündnisses sind geistliche Übungen, die genau diese Haltung des „Glaubens im Sturm“ vertiefen. Glauben ist Glaubensarbeit, die jeden Tag erprobt werden will. Im Persönlichen Ideal ist unser innerstes Wesen, unsere Seele angesprochen, wie Gott sie nennt. Wenn wir ein Ideal suchen und sehr konkret formulieren, dann ist das Glaubensarbeit pur und ein Abenteuerweg mit Gott. Ein Ideal, wenn es gut gefasst ist, befreit und ermutigt in jeder Situation und macht niemals klein. Wer an seinem Persönlichen Ideal arbeitet und daran glaubt, hält an dem inneren Ruf fest, den kein Wind auslöschen kann – er wird zum Kompass im Auf und Ab des Lebens. Wer an Wachstum glaubt, nimmt das Wanken nicht als Gefahr, sondern als Chance wahr, um tiefer zu wurzeln. Wer auf Gottes Wirken vertraut, erkennt: Auch im Gegenwind ist der Geist am Werk. Wer überzeugt ist, dass sein Beitrag zählt, verliert sich nicht in Ohnmacht, sondern handelt aus innerer Gewissheit. Und wer an das Charisma des anderen glaubt und das einübt, bleibt auch im Sturm verbunden – durch eine Liebe, die nicht festhält, sondern trägt. In diesen fünf Vollzügen wächst ein Glaube, der standhält, weil er lebendig bleibt. Es sind keine abstrakten Prinzipien, sondern Wege der Übung, auf denen das Liebesbündnis Gestalt annimmt: Vertrauen wird Gewohnheit, Hoffnung wird Haltung, Liebe wird Tat. Sie sind als marianische Haltungen Ausdruck unseres Bundes mit Maria. Und dort, wo wir nicht dranbleiben können an unserem Bund, da dürfen wir vertrauen, dass unsere Bündnispartnerin da ist, sie, die Frau im Sturm. So wird Schönstatt in einer stürmischen Welt nicht zum Schutzraum, sondern zur Schule des Vertrauens – wo man lernt, dem Wind zu trauen, weil man im Sturm glauben darf.

Liebe Schönstattfamilie, 
ich wünsche Ihnen einen gesegneten Bündnistag

P. Felix Geyer
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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