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Dem Wind trauen – im Sturm glauben: Schönstatt-Bewegung stellt neues Jahresmotto vor

Pater Felix Geyer, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, stellt das neue Jahresmotto der Bewegung vor (Foto: Kröper)
Cbre/Hbre. Nach einem Vormittag voller Begegnungen und Alternativangebote auf Berg und im Tal Schönstatt versammelten sich die rund 850 Teilnehmenden des Schönstatt-Tages am Nachmittag wieder in der Pilgerkirche. Dort wartete Pater Felix Geyer mit einem Vortrag über das neue Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung: „Dem Wind trauen – im Sturm glauben.“ Ein Motto, das – wie er betont – nicht nur Worte, sondern Haltung sein will.

Etwa 850 Personen haben anm Schönstatt-Tag 2025 an der Vorstellung des neuen Jahresmottos vor Ort teilgenommen. Darüber hinaus wurde die Veranstaltung von www.schoenstatt-tv.de im Internet übertragen (Foto: Kröper)
Vom Wind und Sturm unserer Zeit
Ob es überhaupt sinnvoll sei, jedes Jahr ein neues Leitwort zu suchen? Geyer bejahte das entschieden. „Es hält uns wach, offen für das, was der Geist Gottes uns in dieser Zeit sagen will.“ Der Weg zum diesjährigen Motto sei geprägt gewesen von Austausch und Hinhören. Über hundert Menschen hätten in einem Hearing ihre Wahrnehmung der Zeitlage eingebracht, vier große Themen hätten sich herauskristallisiert: das „Liebesbündnis als Antwort auf heutige Fragen“, „Authentizität“, „Alltagstauglichkeit des Glaubens“ und das „Hinausgehen in die Welt“. Nach mehreren Gesprächen mit unterschiedlichen Gruppen setzten sich 12 Verantwortliche zusammen, die in vier Gruppen aufgeteilt, eine Motto-Formulierung suchten. In mehreren Gruppen unabhängig voneinander wurden die Worte Sturm und Wind genannt.

Pater Geyer: "Glauben ist eine Sturmfahrt mit Hoffnungsgarantie." (Foto: Kröper)
Biblische Bilder und die Kraft des Glaubens
Wind und Sturm stünden sowohl für die Unsicherheiten unserer Tage, für Friedlosigkeit und Umbrüche als auch für die göttliche Kraft des Lebens. Aber Wind und Sturm drückten auch biblisch wunderbare Bilder aus: der Geist Gottes, der über den Wassern schwebt, die Suche von Elias, der Gott im Säuseln des Windes findet, der Sturmwind des Heiligen Geistes, jedes Mal Symbol für die Kraft und Wirkweise Gottes.
Wer im Wind geübt sei, könne im Sturm glauben, sagte Geyer. „Wind kann zerstören, aber er kann auch tragen.“ . Es brauche den Mut, sich dem Wind zu öffnen, die Richtung zu prüfen und zu erkennen, welche Energie darin liege.
Raum für Neuaufbrüche
Besonderen Raum nahm Geyers Blick auf neue Aufbrüche in der Bewegung ein. Zwei konkrete Projekte sollen künftig den Geist des Mottos erlebbar machen: das Haus der Bewegung, das sich in der Marienau manifestiere und Synergien ermöglichen könne, und die derzeit in der Entwicklung sich befindende „Schönstatt-App“, die die digitale Vernetzung, den Austausch unter vielen Mitwirkenden und auch die digitale Verkündigung fördern solle. Er wünsche sich noch viele weitere Initiativen, in denen Aufbruch drinstecke. Materialien, die das Jahresmotto in den Alltag tragen sollen, möchten dazu beitragen: der „Tagesrückblick-Flyer“, das „Gespräch für Ehepaare“, das „Jahresmotto-Buchzeichen“ und das „Jahresmotto-Banner“.

Pater Geyer: "Maria war niemals Windflüchterin, sondern immer Windhörerin." (Foto: Kröper)
Maria – die Windhörerin
Im weiteren Verlauf seines Vortrags führte Geyer die Gottesmutter als „Herz des Mottos“ an. Sie sei „niemals Windflüchterin, sondern immer Windhörerin“ gewesen, eine Meisterin des Vertrauens, des Mittuns, des JA, die in den Stürmen ihres Lebens nicht erstarrte, sondern sich führen ließ. Deshalb sei sie auch die Patronin aller, die auf hoher See unterwegs wären. „Mit Maria, durch Maria und an ihrer Hand können wir Verantwortung übernehmen und im Sturm glauben“, so der Schönstatt-Pater.

Mit dem großen Pilgerbild der Gottesmutter (Europa-Auxiliar) auf dem Weg zum Urheiligtum (Foto: Kröper)
Viele der Anwesenden zeigten sich tief berührt: „Ich stehe voll und ganz hinter dem neuen Motto. Es ist ein Wort, das sowohl den Sturm der Zeit als auch die Glaubenserfahrung ernst nimmt,“ erklärte Schwester Marié Munz. „Wir leben im Sturm. Aber unser Auftrag ist, im Wind das Säuseln zu hören, den Vorübergang des Herrn wahrzunehmen.“

Liebesbündnisfeier am Urheiligtum (Foto: Kröper)

Nach der Feier hatten alle Gelegenheit zu einem Besuch in der Gnadenkapelle (Foto: Kröper)
Stimmen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern
Auch Lucas Jall empfand das Leitwort als Ermutigung: „Für mich ist das Motto voll die Ermunterung, wirklich im Alltag zu wirken.“ Martin Emge brachte es bildhaft auf den Punkt: „Sturm haben wir überall. Wir dürfen keine Angst haben. Ich stelle mir den Pater Kentenich auf dem Surfbrett vor als Wellenreiter durch die Zeit, immer auf der Schaumkrone obendrauf und sich mutig führen und leiten lassend. Die aufgepeitschte See spüre ich in unserer Kirche, in den vielen Umbrüchen vor Ort in den Diözesen, Gebäudekonzepten, Strukturreformen, Personalmangel. Da merke ich, es fehlt oft der innere Halt, die gläubige Zuversicht. Im Sturm glauben heißt, mich wirklich festmachen, mich auch von der Welle tragen und vom Wind des Geistes nach vorne bringen lassen.“
Viele Teilnehmende nahmen aus dem Vortrag Gedanken für ihren Alltag mit. Marianne Grandjean betonte, wie realistisch das Motto für sie sei: „Der Sturm für mich ist heute die große Politik, die ich oft ratlos verfolge. Aber auch im Persönlichen fordert mich das heraus. Besonders hat mir gefallen, dass Pater Geyer die Gottesmutter als ‚Windhörerin‘ dargestellt hat.“ Johanna Schick sieht in den Stürmen des Lebens eine Chance: „Es ist gerade im Sturm die Herausforderung, seinen Glauben im Blick zu halten und nicht den Fokus zu verlieren.“ Magdalena Lindner ergänzt: „Im Sturm glauben – das ist für mich, im Auge des Sturms ruhig zu bleiben, dem Glauben zu vertrauen.“ Und Eva Krummacker findet im Motto Ermutigung: „„Dem Wind trauen, heißt für mich, Mut zur Veränderung. Es ist gut, wenn Dinge sich bewegen und wenn eine Bewegung nicht im Stillstand stecken bleibt.“ Tobias Seyfried fasst es schlicht zusammen: „Manchmal bläst in unserem Leben ein Wind, manchmal ein Sturm – aber wir haben immer die Unterstützung der Gottesmutter.“
Pilgerweg zum Urheiligtum
Singend, betend und meditierend über die Worte „dem Wind trauen“ und „im Sturm glauben“ zogen die Pilgerinnen und Pilger im Anschluss an den Vortrag zum Urheiligtum. Im Rahmen der Liebesbündnisfeier schlossen um die 40 Menschen an diesem Tag erstmals ihr Liebesbündnis. Hunderte andere erneuerten es in ihrer jeweiligen Muttersprache. Um das Bündnisfeuer, wo die Krugzettel als Zeichen persönlicher Hingabe und Verantwortung verbrannt wurden, blieb noch lange Gemeinschaft spürbar die trägt, auch im Wind, auch im Sturm.

Am 111. Jahrestag des ersten Liebesbündnisses im Urheiligtum versammelten sich viele Pilger um die ehemalige Friedhofskapelle, die dem Heiligen St. Michael geweiht ist (Foto: Kröper)