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15. Oktober 2025 | Deutschland | 

„Kentenich-inspiriert“: Sozialprojekt auf dem Marienberg schenkt Jugendlichen neue Perspektiven


Das weitläufige Gelände des Schönstattzentrums auf dem ehemaligen NATO-Stützpunkt auf dem Marienberg bei Schesslitz, Erzbistum Bamberg will regelmäßig gepflegt werden (Foto: Siebenkäs)

Das weitläufige Gelände des Schönstattzentrums auf dem ehemaligen NATO-Stützpunkt auf dem Marienberg bei Schesslitz, Erzbistum Bamberg will regelmäßig gepflegt werden (Foto: Siebenkäs)

Renate Siebenkäs/Hbre. Der Marienberg bei Scheßlitz ist nicht nur als spiritueller Ort ein „Ort der Hoffnung“ als den ihn der em. Erzbischof Dr. Ludwig Schick am 1. Mai ausgezeichnet hat. Er ist auch „ganz praktisch“ ein Ort der Hoffnung für junge Menschen, die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen. Seit 2021 eröffnet das Bamberger Schönstattzentrum in Kooperation mit dem „Projekt Meilenstein“ der Caritas Lichtenfels, Jugendlichen, die zu Sozialstunden verurteilt wurden, neue Chancen. Initiiert wurde es von Jürgen H., einem Schönstätter, der sich, ganz im Geist des Schönstattgründers Pater Josef Kentenichs, von der Idee leiten ließ, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten und zu stärken.

Zu allen Jahreszeiten gibt es genug Arbeit im Gelände (Foto: Siebenkäs)

Zu allen Jahreszeiten gibt es genug Arbeit im Gelände (Foto: Siebenkäs)

(Foto: Siebenkäs)

(Foto: Siebenkäs)

Statue des Heiligen Josefs als Zimmermann zusammen mit Jesus im Schönstattheiligtum auf dem Marienberg in Schesslitz (Foto: Siebenkäs)

Statue des Heiligen Josefs als Zimmermann zusammen mit Jesus im Schönstattheiligtum auf dem Marienberg in Scheßlitz (Foto: Siebenkäs)

Von der Idee zum „Meilenstein“

Während der Coronazeit habe das Schönstattzentrum Marienberg vor einem praktischen Problem gestanden, erzählt der Initiator: Zu wenig Personal für die aufwändige Pflege des Geländes. Diese Herausforderung habe er mit einem sozialen Anliegen verbunden. „Ich wollte Arbeit und Verantwortung mit einem Projekt verbinden, das jungen Menschen hilft, ihr Leben neu zu steuern“, sagt er. Über die Caritas Lichtenfels fand er das passende Konzept: das „Projekt Meilenstein“ – „MEIN LEBEN NEU STEUERN – INSPIRATION NUTZEN“. Bereits im Mai 2021 fand der erste Aktionstag statt, seither kommen Jugendliche viermal im Jahr auf den Marienberg.

Arbeit, Vertrauen und Verantwortung

Die Jugendlichen, meist zwischen 14 und 21 Jahre alt, leisten auf richterliche Anordnung wegen Delikten wie Schulverweigerung, Sachbeschädigung oder Drogenkonsum Sozialstunden ab. Auf dem Marienberg säubern sie Wege, schneiden Bäume zurück oder pflegen den Streuobstbereich. „Beim ersten Mal sind sie oft zurückhaltend“, erzählt Jürgen. „Aber wenn sie merken, dass man ihnen vertraut, öffnen sie sich.“ Jürgen hält die Jugendlichen dazu an, selbstständig zu arbeiten und damit Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Diesen Ansatz habe er von der Pädagogik Pater Kentenichs abgeschaut: Erziehung zur Eigenständigkeit und inneren Freiheit, so Jürgen.

Begegnung mit der Muttergottes

Nach getaner Arbeit geht er mit denen, die möchten, in die kleine Schönstatt-Kapelle. „Jürgen setzt sich mit ihnen ins Heiligtum und empfiehlt sie der Muttergottes an“, berichtet ein Mitarbeiter. „Da spürt man Frieden, Ruhe und Geborgenheit.“ Manche kommen später, wenn die Pflichtstunden längst abgearbeitet sind, freiwillig zurück, um den Kontakt zu halten und um zu helfen.

Ganz im Sinne Kentenichs

Pater Josef Kentenich, Gründer der Schönstattbewegung, hat ganz zu Beginn seines Wirkens im Studienheim der Pallottiner in Vallendar den Jugendlichen als Ziel mit auf den Weg gegeben: „Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren“. Damit formulierte er im geistlichen Bereich denselben Kern, den § 1 des Sozialgesetzbuchs VIII beschreibt: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“

Was Kentenich, der sich in der Nähe jedes Schönstattzentrums Sozialprojekte wünschte, als geistliches Erziehungsziel verstand, beschreibt das Gesetz als gesellschaftlichen Auftrag. Auf dem Marienberg kommt beides zusammen: gelebte Pädagogik im Glauben und konkrete Jugendhilfe in der Praxis. „Sozialstunden sind keine Strafe, sondern eine Chance“, sagt Jürgen, der den Heiligen Josef als Handwerker und Nährvater Jesu als „himmlischen Projektbetreuer“ miteinbezogen sieht. „Wenn jemand Verantwortung übernimmt, verändert das mehr als jede Predigt.“ „Möge der heilige Josef vom Himmel aus, diese jungen Menschen begleiten und führen.“ So wird der Marienberg, im Heiligen Jahr ausgezeichnet als Ort der Hoffnung, seinem Namen einmal mehr gerecht, als Ort, an dem Glaube, Arbeit und Menschlichkeit zusammenfinden.


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