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1. Oktober 2025 | Worte des Bewegungsleiters | 

Liebesbündnis - Entschiedenheit, eigener Anspruch und Alltagsrealismus


Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)

Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

in diesem Monat begehen wir unseren Gründungstag. Wenn wir den 18. Oktober feiern, ist das weit mehr als ein bloßes Jubiläum oder ein Tag des Rückblicks. Vielmehr ist es ein bewusster Ausdruck der Entscheidung für das Hier und Jetzt. Diese Entscheidung betrifft konkret unser Leben und unser persönliches Liebesbündnis: Es gilt, dieses mit Ernsthaftigkeit, mit Anspruch an uns selbst und mit Realismus für den Alltag neu zu vertiefen.

Diese drei Stichworte – Entschiedenheit, eigener Anspruch und Alltagsrealismus – durchdringen die Lebensform des Liebesbündnisses. Am 18. Oktober 1914 entstand eine Dynamik, in der Menschen ihr konkretes Leben in die Hand nahmen, um eine bessere Welt und Gesellschaft mitzugestalten.

Auch heute stehen wir in dieser Tradition und richten uns für das kommende Jahr unter dem neuen Jahresmotto, das zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch nicht feststeht, neu aus. Diese Neuausrichtung orientiert sich an den besonderen Herausforderungen und Aufgaben, die sich für uns in Gesellschaft und Welt in diesem Jahr ergeben.

Was immer uns begegnet – persönliche Herausforderungen, Fragen oder Freude – das Bündnis, das wir am 18. Oktober feiern, bleibt unser gemeinsamer Bezugspunkt. Wir begehen es nicht nur am Jahrestag, sondern auch jeden Monat am 18. und erneuern es täglich in unserem Leben mit der Gottesmutter. Diese Rhythmisierung von Tag, Monat und Jahr ist ein elementarer Bestandteil des Liebesbündnisses.

Das Liebesbündnis als konkreter Weg im Alltag

Das Liebesbündnis kann im Alltag eine sehr konkrete Orientierung bieten. Diese Erfahrung durfte ich vor einigen Wochen in Gesprächen mit Familien machen, in denen wir über die Grundzüge des Liebesbündnisses gesprochen haben. Es entstand die Idee, eine konkrete alltägliche Herausforderung zu nehmen – sei es im Hier und Jetzt oder in der Ehe – und diese gemeinsam anhand der fünf Glaubenssätze zu betrachten. Jede Herausforderung kann so aus dem Liebesbündnis heraus beantwortet werden, denn die Glaubenssätze bilden den Glaubensweg, der aus dem Liebesbündnis hervorgeht.

  • Das persönliche Ideal: Es ist die innerste Verankerung mit Gott, die größer und tiefer ist als jede Schwierigkeit, der wir im Alltag begegnen.
  • Wachstum erkennen: Die aktuelle Situation fordert uns heraus, zu wachsen und uns neu zu verorten. Gleichzeitig dürfen wir erkennen, wo wir bereits gewachsen sind.
  • Gottes Wirken: Gottes Wirken zeigt sich nicht nur in uns selbst, sondern auch in all dem, was wir erfahren, wofür wir dankbar sind und was uns ergreift. Dieses Bewusstsein, Teil einer großen Geschichte zu sein, prägt unsere Haltung im Hier und Jetzt.
  • Mein Beitrag: Jede Situation verlangt einen eigenen Beitrag – sei es aktives Tun, Loslassen oder auch das Annehmen von Schwerem. Es gilt zu fragen, was jetzt unser Beitrag sein kann.
  • Das Charisma anderer Menschen: In nahezu jeder Herausforderung sind auch andere Personen involviert. Der fünfte Glaubenssatz lädt dazu ein, das Charisma in diesen Menschen wahrzunehmen, was unsere Haltung grundlegend verändert.

Die Grundvollzüge des Liebesbündnisses verbinden sich so zu einem konkreten Weg im Alltag, zu einer echten Antwort auf nahezu jede Lebenssituation. So wird das Liebesbündnis, wie Pater Kentenich es beschrieben hat, zur konkreten Antwort auf Fragen der Zeit.

Ein Weg der Ermächtigung

In der Rhythmisierung unserer Lebenszeit, wie sie durch das Liebesbündnis gestaltet wird, zeigt sich eine besondere Form der Ermächtigung, die ich kürzlich bei Jugendlichen während der Nacht des Heiligtums erleben durfte. Drei zentrale Formen der Ermächtigung sind damit verbunden: Unterscheidungsmächtigkeit, Zukunftsmächtigkeit und Alltagsmächtigkeit.

Unterscheidungsmächtigkeit

Das Liebesbündnis bietet für jede Alltagssituation einen verlässlichen Rahmen und hilft uns dabei, bewusst zu handeln. Die Fähigkeit zur Unterscheidung entsteht, wenn wir uns der Grundvollzüge des Bündnisses bedienen: Wachstum erkennen, Gottes Wirken wahrnehmen, den eigenen Beitrag leisten und das Charisma anderer Menschen sehen. So ermöglicht uns das Bündnis, in jeder Herausforderung die richtige Haltung zu finden und einen Unterschied zu machen.

Zukunftsmächtigkeit

Zukunftsmächtigkeit umfasst nicht nur das persönliche Leben, sondern auch die Fragen der Kirche und Gesellschaft, die uns aktuell bewegen. In einer polarisierten Welt scheint unser Einfluss zunächst gering, doch durch kleine Schritte im Alltag können auch größere Veränderungen entstehen. Das Liebesbündnis verbindet uns mit allen Menschen guten Willens und mit unserer Bündnispartnerin, schenkt Halt und fordert zur Mitgestaltung des eigenen Lebens auf.

Alltagsmächtigkeit

Die Alltagsmächtigkeit zeigt sich in den konkreten Situationen des Hier und Jetzt, in denen uns manche Fragen zu hindern oder zu entmutigen scheinen. Gerade dort setzt das Liebesbündnis an und lädt dazu ein, den Alltag als Gottesdienst zu gestalten – als Dienst an Gott und seinem Willen. Es wird zu einem praktischen Weg, der in vielen Alltagssituationen eine Antwort bietet.

All diese Dimensionen fließen am 18. Oktober zusammen, wenn wir unser Bündnis im Heiligtum erneuern und dankbar alles mitbringen.

Das wünsche ich auch Ihnen, dass Sie gerade und bewusst in diesem Monat neu unterscheidungs-, zukunfts- und alltagsmächtig werden.

Ihr 
P. Felix Geyer
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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