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8. September 2025 | Deutschland | 

Schönstatt politisch – das Heiligtum auf dem Kreuzberg in Bonn


Kreuzberg Bonn - Zentrum für internationale Bildung und Kulturaustausch - ein Ort der Meditation und religiöser Inspiration  (Foto: kreuzberg-bonn.de)

Kreuzberg Bonn - Zentrum für internationale Bildung und Kulturaustausch - ein Ort der Meditation und religiöser Inspiration  (Foto: kreuzberg-bonn.de)

CBre. Der 2. Onlineabend des JKI, das in diesem Jahr über verschiedene Heiligtümer in Deutschland informiert, die eine politische Sendung haben, lockte am vergangenen (trotz) Sonntagabend wieder viele Teilnehmer an. Dieses Mal ging es um das Heiligtum auf dem Kreuzberg in Bonn, genannt das Diplomatenheiligtum, das seit 1969 vom Säkularinstitut der Schönstätter Marienbrüder betreut wird. Referent des Abends war Roberto Gonzalez, Rechtsanwalt aus Paraguay, der selbst auf dem Kreuzberg deutsch gelernt und sein Noviziat bei den Marienbrüdern auf dem Kreuzberg absolviert hatte und jetzt dort als Geschäftsführer tätig ist.

Christian Schulze, Geschäftsführer des JKI, moderierte den Online-Abend (Foto: Bildschirmfoto)

Christian Schulze, Geschäftsführer des JKI, moderierte den Online-Abend (Foto: Bildschirmfoto)

Begrüßung der Teilnehmenden und Einführung in die Thematik durch den JKI-Präsidenten Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen (Foto: Bildschirmfoto)

Begrüßung der Teilnehmenden und Einführung in die Thematik durch den JKI-Präsidenten, Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen (Foto: Bildschirmfoto)

Roberto Gonzalez, Geschäftsführer des Bonner Kreuzberges, referierte von Santa Maria in Brasilien aus (Foto: Bildschirmfoto)

Roberto Gonzalez, Geschäftsführer des Bonner Kreuzberges, referierte von Santa Maria in Brasilien aus (Foto: Bildschirmfoto)

Eine Nacht- und Nebelaktion – der Bonner Kreuzberg in der Verantwortung Schönstatts

Gonzalez zeigte in Kürze die Anfänge des Kreuzbergs auf, bis zu dem Zeitpunkt, als er 1969 in die Verantwortung der Marienbrüder überging. Entstanden in der Römerzeit kümmerte sich der Orden der Serviten im 17. Jahrhundert um diesen Ort, bevor die Jesuiten im 19. Jahrhundert den Kreuzberg prägten. Heute stehen noch drei Kreuzwegstationen aus dieser Zeit in einer beachtlichen Größe von 1,80 m. Ansonsten gehören zum Kreuzberg eine barock ausgestattete Kirche mit einer berühmten Pieta, ein altes Pfarrhaus, eine Nachbildung der heiligen Stiege und des heiligen Grabes aus Jerusalem.

Als die Franziskaner, die seit 1889 dort wirkten, keinen Nachwuchs mehr hatten und den Kreuzberg 1969 verlassen wollten, kam Schönstatt ins Spiel. Der ehemalige Bischof von Münster Heinrich Tenhumberg, der 10 Jahre lang im Katholischen Büro in Bonn gewirkt hatte – Joachim Söder, Präsident des JKI hatte ihn im Rahmen seiner Begrüßung zu diesem Online-Abend bereits als „Visionär“ bezeichnet –, hatte mitbekommen, dass die Franziskaner den Kreuzberg verlassen wollten. Deshalb habe er am Abend des 14. September 1968, wenige Stunden vor dessen Tod, mit Pater Josef Kentenich telefoniert und ihm seine Vision des Kreuzbergerwerbs mitgeteilt. Der Gründer Schönstatts habe die Situation als Angebot Gottes und der Gottesmutter gesehen und den Bischof ermutigt, auf die Verwirklichung zuzugehen, das Kreuzbergzentrum zu erwerben und die inhaltliche Ausgestaltung und Zielsetzung anzugehen.

Die 70-er und 80-er Jahre

Nach neun Jahren schwieriger Suche nach einer Trägerschaft unter den schönstättischen Gemeinschaften ging die Verantwortung für den Kreuzberg schließlich an das Säkularinstitut der Schönstätter Marienbrüder. Ihr Hauptziel: in der Stadt, die damals Deutschlands Regierungssitz beherbergte, ein Haus der internationalen Begegnung und des Dialogs zu schaffen, in der junge Menschen unterschiedlichster Kulturen und Länder Beheimatung und Ausrichtung finden können sollten.

Durch den Aufbau des Studienhauses und die Modernisierung des Wirtschaftstraktes konnten nun im Laufe der Jahre etwa 9.000 Jugendliche aufgenommen werden, die ihren Hauptschul- und Fachschulabschluss erwerben konnten. Zusätzlich nahmen über 250 junge Erwachsene aus verschiedensten Ländern am sogenannten „Europakurs“ teil. Ein Jahr miteinander leben, die deutsche Sprache erlernen und in Politik, Soziologie und Theologie Wissen erwerben war das anspruchsvolle Programm dieses Kurses. Zu Hochzeiten lebten gleichzeitig Menschen aus 27 Nationen friedlich zusammen.

Beliebt sei der Kreuzberg auch bei Diplomaten, Politikern und gesellschaftspolitischen Entscheidungsträgern gewesen, so Gonzalez. Sogar Adenauer und Kohl seien zu Besuch gewesen. Spezielle Kurse für Priester und Ordensleute hätten ebenfalls auf dem Programm gestanden – manch einer der Teilnehmenden sei später in seinem Land Bischof geworden, mitunterstützt von einem profilierten Bildungsangebot auf dem Kreuzberg.

Das Schönstatt-Heiligtum auf dem Bonner Kreuzberg im Frühjahr 2025 (Foto: Brehm)

Das Schönstatt-Heiligtum auf dem Bonner Kreuzberg im Frühjahr 2025 (Foto: Brehm)

1986 Errichtung des Kreuzberg-Heiligtums

Gonzalez berichtet weiter, dass 1986 das Kreuzberg-Heiligtum gebaut und eigenweiht wurde. Als „Heiligtum der internationalen Einheit und Beheimatung“, so seine Sendung, sei es auch für manchen Diplomaten zum Ort der Beheimatung geworden. Die Errichtung dieses Heiligtums sollte zudem ein Beitrag sein zur Verwirklichung der Sendung Schönstatts für den sogenannten „Weltapostolatsverband“, der als Ziel habe, dass alle christlichen Kräfte sich zusammentun um gemeinsam positiv in die Gesellschaften hineinzuwirken. Die Sendung Ort der Beheimatung für Diplomaten aus aller Welt zu sein, sei nach der Wende mit dem Wegzug der Diplomaten und der Regierung nach Berlin natürlich fast weggefallen, so der Geschäftsführer des Kreuzberges. Doch die jungen Menschen seien geblieben, die Sprachkurse gingen weiter.

Die Barocke Kirche und das ehemalige Klostergebäude sind zusammengebaut (Foto: Brehm)

Die Barocke Kirche und das ehemalige Klostergebäude sind zusammengebaut (Foto: Brehm)

Vom „Diplomatenheiligtum“ zum „Heiligtum der Migranten“?

Er selbst habe in einer wichtigen Phase seines Lebens auf dem Kreuzberg gute Erfahrungen gemacht, so Roberto Gonzalez. Als Geschäftsführer wolle er daher diesen Ort der internationalen Begegnung weiter ausbauen. Aktuell sei er dafür auf der Suche nach Partnern, um neue gesellschaftlich und politisch relevante Projekte angehen zu können. „In meinem Herzen“, so verrät er, „nenne ich das Heiligtum nicht mehr Diplomatenheiligtum, sondern Heiligtum der Migranten.“ Es sei bewegend, wie Studenten aus aller Welt, die auf dem Kreuzberg Deutsch lernen, sich im Heiligtum beheimatet fühlen; wie sie vor dem Unterricht morgens dorthin eilen und ebenso nach dem Unterricht; wie die Verbindung mit Gott und der Gottesmutter ihr tägliches Miteinander positiv prägt, trotz unterschiedlicher Kulturen und Sprachen.

Einladung zum Besuch und zum Mitdenken

Ausdrücklich lädt Gonzalez, der mit drei weiteren Mitbrüdern in einer internationalen Filiale auf dem Kreuzberg wohnt, alle Teilnehmenden des Abends ein, persönlich auf den Kreuzberg zu kommen. „Ich bin Latino. Sie rufen an, ich bin in 10 Minuten da, dann sage ich, ja schön, geht in Ordnung. Oder wenn Sie eine verrückte Idee haben, Sie möchten zum Grillen kommen mit Ihrer Gruppe oder Gemeinde usw., dann kommen Sie, ich freue mich“, so Gonzalez.

Erfreulich viele Personen, etwa 60, haben an diesem Online-Abend teilgenommen (Foto: Bildschirmfoto)

Erfreulich viele Personen, etwa 60, haben an diesem Online-Abend teilgenommen (Foto: Bildschirmfoto)

In der anschließenden Diskussionsrunde des Online-Abends wurde deutlich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des gelungenen Abends sich sehr angesprochen fühlten von Roberto Gonzalez Ausführungen und diese mit wachem Interesse mitverfolgten. Seine Aufforderung mitzudenken, was an diesem wichtigen Ort noch gebraucht wird und stattfinden könnte, setzte bei Einzelnen sofort Denkprozesse in Gang.

Fortsetzung der Online-Reihe

  • Am 9. November 2025 um 18 Uhr wird der 3. Online Abend in der Reihe Schönstatt politisch stattfinden. Pater Hans-Martin Samietz wird zum Thema „Zuversichtlicher Aufbruch ins Ungewisse – das Heiligtum in Friedrichroda“ referieren.

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