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Nässe, Höhlen und Gedenken: Männer pilgern #3
24 Männer auf dem dritten Pilgerweg der Schönstatt-Bewegung für Männer durch Oberschwaben (Foto: Georg Schick)
Johannes Schenk. Zum dritten Mal machten sich vom 31. Juli bis 3. August 2025 rund zwei Dutzend Männer auf den Weg durch Oberschwaben. Die etwa 65 Kilometer lange Strecke führte über spirituell und historisch bedeutsame Orte wie das Kloster Heiligkreuztal und das Kloster Untermarchtal schließlich zur Schönstattkapelle in Ulm-Söflingen. Was diese Pilgerreise besonders prägte war nicht nur die körperliche Herausforderung, sondern vor allem die Auseinandersetzung mit persönlichen Fragen, mit dem Glauben und mit dem Thema Würde. Die Erinnerung an die unantastbare Würde des Menschen begleitete die Teilnehmenden nicht nur in Symbolen, Gebeten und Gesprächen, sie war auch Maßstab im Umgang miteinander – besonders in Momenten, in denen körperliche Erschöpfung, Wetterumschwünge oder unerwartete Begegnungen den Weg herausfordernd machten.
Die Teilnehmer (Foto: Georg Schick)
Das Wetter spielte in diesem Jahr durchaus eine Rolle ... (Foto: Georg Schick)
"Würde", ein Thema, das die Pilger begleitete (Foto: Georg Schick)
Gedenken an die Betroffenen und Opfer des Zugunglückes im Oberland (Foto: Georg Schick)
Gottesdienst mit Pater Lothar Herter in der „Käthra Kuche“ (Foto: Georg Schick)
Ein Gesangsabend im Naturfreundehaus Blaubeuren (Foto: Georg Schick)
Pilgern bei Nässe – Wetter mit Überraschungseffekt
Erstmals in der dreijährigen Geschichte der Veranstaltung spielte das Wetter eine spürbare Rolle. Zwei Etappen lang war Regenschutz notwendig, allerdings mit überraschenden Wendungen: Häufig blieb die Gruppe trotz bedrohlicher Regenradar-Prognosen trocken oder wurde nur von leichtem Nieselregen begleitet. Die Erfahrung zeigte: Wetter-Apps liefern oft eher Stimmungsbilder als präzise Vorhersagen.
Spirituelle Impulse: Gebete mit Symbolkraft
Die geistlichen Elemente des Pilgerns wurden von den Teilnehmenden mitgestaltet. Die Morgen- und Abendgebete standen in diesem Jahr unter verschiedenen Symbolen: Eine Karte mit dem Vers „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ erinnerte an achtsames Handeln, besonders in anstrengenden Momenten. Ein kleines Holztäfelchen mit dem Hinweis auf die „unantastbare Würde des Menschen“ begleitete die Pilger ebenso wie ein einzelner Schuh, der zur Selbstreflexion über die eigene Lebensweise und Haltung einlud.
Gedenken an Zugunglück bei Zell-Bechingen
Tiefe Betroffenheit begleitete die Gruppe beim Vorbeipilgern an der Region nahe Zell-Bechingen, wo wenige Tage zuvor ein schweres Zugunglück stattgefunden hatte. In einem nahegelegenen Dorf feierten die Pilger einen Gottesdienst, in dessen Fürbitten der Opfer und ihrer Angehörigen gedacht wurde. Erst im Nachhinein wurde bekannt, dass zur selben Zeit der offizielle Gedenkgottesdienst im Münster Zwiefalten stattfand. Vorsehungsgläubig betrachtet kein Zufall.
Gottesdienst in der Höhle „Käthra Kuche“
Ein besonderer spiritueller Höhepunkt war der Gottesdienst in der malerisch gelegenen sogenannten „Käthra Kuche“ (Küche der Katharina), einer Höhle mit lokalhistorischem Bezug. Dort lebte um die Wende zum 19. Jahrhundert eine Frau namens Katharina, die durch gesellschaftliche Zwänge ausgegrenzt wurde. Ihre tragische Geschichte, geprägt von Armut und konfessioneller Diskriminierung, wurde in dieser Höhle für die Pilger präsent. Die Figur der Käthra lebt heute in der regionalen Fasnachtstradition als Symbolfigur fort.
Volkslieder mit dem Seniorenchor
Im Naturfreundehaus Blaubeuren kam es zu einer musikalischen Begegnung mit einem Singkreis älterer Menschen, der die Pilger spontan zum gemeinsamen Singen von Volksliedern einlud. Die kräftigen Männerstimmen beeindruckten die Gastgeber sichtlich, verbunden mit der herzlichen Einladung, gerne wiederzukommen.
Ankommen, Abschließen und Ausblicken
Am Zielort in Ulm erwarteten die Familien die Pilgergruppe. Gemeinsam wurde der Abschlussgottesdienst in der Kapelle der Schönstattfamilie gefeiert. Die Freude über das Wiedersehen und das geteilte Erleben verliehen dem Schlusspunkt des Pilgerwegs eine besonders persönliche und feierliche Note.
Die Planungen für das nächste Männerpilgern sind bereits angelaufen. Die vierte Auflage soll vom 30. Juli bis 2. August 2026 stattfinden. Das Konzept bleibt bestehen: Weggemeinschaft, geistlicher Tiefgang, persönliche Gespräche und Raum für neue, unerwartete Erlebnisse.
Schlussgottesdienst im Schönstatt-Heiligtum in Ulm-Söflingen zusammen mit den Familien der Pilger (Foto: Georg Schick)
