Nachrichten

20. August 2025 | Kommentar der Woche | 

Ansgar Hoffmann: Mehr „Pilger der Hoffnung“!


Kommentar der Woche:

Mehr „Pilger der Hoffnung“!

Ansgar Hoffmann, Görlitz (Foto: basis-online.net)

 

 

 

 

 

 

Ansgar Hoffmann

Mehr „Pilger der Hoffnung“!

20.08.2025

Schon mehrere Tage vorher waren die Nachrichten voll damit: US-Präsident Donald Trump trifft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Alles wirkte hinsichtlich der äußeren Rahmenbedingungen perfekt vorgedacht, geplant und entsprechend organisiert: Der Ort des Zusammentreffens in Alaska, bewusst weit weg von den eigentlichen Problemregionen, der protokollarische Ablauf mit den entsprechend erzeugten Fernsehbildern, vor allem aber der Anschein, der wohl erweckt werden sollte: Hier treffen sich zwei wirklich große Staatsmänner, ja zwei bedeutende Persönlichkeiten, um endlich gemeinsam über Lösungen nachzudenken, die zu einem Frieden zwischen Russland und der Ukraine führen, nach dem sich die Welt so sehr sehnt.

Seit Ende letzten Jahres wirkt ein Wort in mir nach, das ein geistlicher Begleiter einer internationalen Hilfsorganisation in Russland, der in unserem Bistum zu Gast war, sinngemäß sagte: Wenn die Eliten, die die Welt regieren, moralisch verwerfliche Persönlichkeiten sind, ist die Welt am Ende. Es war ganz klar, in welche Richtung dieses Wort ging: Trump war gerade zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt worden, der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine unter der Führung Putins weiterhin in seinem vollen brutalen Gange. Ob es noch zu harmlos ist, bei den beiden nur von „moralisch verwerflichen Persönlichkeiten“ zu sprechen, mag jeder für sich selbst beurteilen. Die Liste der „Deals“, Tricksereien, Lügen, ja sogar Verbrechen, für die der weitgehend egoman-naiv handelnde US-Präsident sogar für schuldig befunden wurde, ist lang. Die für den russischen Präsidenten wird dem vermutlich in Nichts nachstehen, vom seit 2023 vorliegenden Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs ganz zu schweigen…

„Pilger der Hoffnung“, das Motto des Heiligen Jahres 2025, höre ich vor diesem Hintergrund auch als ein Signal: Christen, ja alle Menschen, sind aufgerufen zu einem Weg, die kraft ihrer Persönlichkeit, ihres klaren inneren Kompasses sowie ihrer Integrität überzeugen und fähig sind, als eben diese Pilger der Hoffnung echte Gestaltungs- und Führungspersönlichkeiten zu werden und zu sein. Man braucht nicht nur auf die Führungselite der Weltpolitik schauen: Dies gilt gleichwohl für alle Personen, die Verantwortung übernehmen für eine Sache und für Menschen, im Kleinsten wie im Größten: In der Wirtschaft, in der Politik und Gesellschaft, und auch in der Kirche. Vom Motto des Heiligen Jahres, „Pilger der Hoffnung“ zu sein, ließen sich einige Tugenden ableiten, die Ausgangspunkte für das lebenslange Reifen (lassen) hin zu einer entsprechenden festen und freien Persönlichkeit sein könnten, wie etwa: Als ‚Pilger‘ weiß ich mich auf ein klares Ziel hin unterwegs und entsprechend in der ‚Welt‘ verortet, aber niemals verbissen oder doktrinär, sondern immer auch suchend und fragend in Gemeinschaft mit anderen: Dies lässt mich Demut lernen mit Blick auf dieses Ziel und gegenüber allem, was ist. Als Hoffnungsmensch muss ich mich nicht verrückt machen (lassen) oder hetzen, sondern in dieser Hoffnung verankert (vgl. Hebr 6,19), die keinen platten Optimismus meint, lerne ich auch als ungeduldiger Mensch immer wieder Gelassenheit und Besonnenheit in mein Handeln und Entscheiden zu integrieren. Vor allem darf ich mich als Hoffnungsmensch aber immer wieder vergewissern, bei allem, was ist, dennoch ein Mensch der inneren Freude zu sein und entsprechend zu handeln (vgl. Phil 4,4).

„Ja, wir müssen ‚reich an Hoffnung‘ sein (vgl. Röm 15,13), damit wir ein glaubwürdiges und attraktives Zeugnis für den Glauben und die Liebe ablegen“, schreibt Papst Franziskus in seiner Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr 2025. Wie dringend brauchen wir diese „Pilger der Hoffnung“, die aus dieser Haltung die Welt gestalten und mit zum Guten hin bewegen!

Ansgar Hoffmann
Leiter des Seelsorgeamtes, Bistum Görlitz

Quelle: www.basis-online.net 
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung

Top