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"Originell und für die Seelsorge sehr prägsam" - Afrikamissionar Alois Baumberger feierte sein 50 jähriges Priester Jubiläum

Der Bischof von Ngaoundéré, Kamerun, Emmanuel Abbo, würdigt den Schönstattpriester Alois Baumberger anlässlich seines 50. Priesterweihetages (Foto: Videoausschnitt)
CBre/Hbre. Am Sonntag, 20. Juli feierte der Schönstattpriester Pfarrer Alois Baumberger sein 50. Priesterweihe Jubiläum an seinem Einsatzort als Afrikamissionar in Ngaoundéré in Kamerun. Obwohl vor Ort Priesterjubiläen eher unter Priestern gefeiert werden, beschloss er, sein Jubiläum als großen Wallfahrtstag zum «Nationalheiligtum» zu feiern, an dem er und seine Gemeinden seit Jahren bauen. O-Ton des Schweizer Bundespriesters, der 47 Jahre in Afrika und 15 davon in Kamerun als unermüdlicher Arbeiter tätig war: "Ich fühle mich wohl und gut aufgehoben unter dem Volk, egal welcher religiösen und politischen Zugehörigkeit. Das ist wohl ein Überbleibsel der kooperativen Welt, in der ich gross geworden bin in der Schweiz!"

Der Festgottesdienst findet in der im Bau sich befindenden Wallfahrtskirche des nationalen Wallfahrtszentrums in Marza, südlich von Ngaounéré gelegen, statt (Foto: Videoausschnitt)
Pontifikalamt mit Bischof Emmanuel Abbo
Der Festtag startete mit einem Pontifikalamt, dem der Bischof von Ngaoundéré, Emmanuel Abbo vorstand. Bischof Abbo hatte im Sommer 2024 Schönstatt besucht, weil er wissen wollte, woher Alois Baumberger seine Kraft und seine Ideen beziehen würde. Zahlreiche Besucher von nah und fern aus der politischen und kirchlichen Gemeinde wollten «ihrem Pfarrer» gratulieren und ihren Dank aussprechen. Hat Pfarrer Baumberger doch vieles möglich gemacht, seit er 2010 den Auftrag von der kamerunischen Bischofskonferenz erhielt, das im Jahr 1906 beschlossene und 1949 erneuerte Projekt eines nationalen Wallfahrtsortes „Notre Dame des Apôtres“ (Unsere liebe Frau von den Aposteln) in Marza in der Diözese Ngaoundéré endlich zu realisieren.

Die Einladungskarte zum 50. Priesterjubiläum

Bischof Abbo predigt beim Priesterjubiläum des Schönstatt-Bundespriesters in der Wallfahrtskirche "Unsere liebe Frau der Apostel". In der Kirche hängt ein überdimensional großes Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt (Foto: Videoausschnitt)

Beim Gottedienst wird gesungen und getanzt (Foto: Videoausschnitt)
Ein ganzheitlicher Wallfahrtsort
Stellenbeschreibung: Man suchte Jemanden, «der in verschiedenen Dingen bewandert ist und schon mit vielen Wassern gewaschen wurde». Da war Pfarrer Baumberger genau der richtige Mann dafür. Seither ist auf einem ehemals leeren Fleckchen Erde eine große Wallfahrtskirche herangewachsen mit Nebengebäuden für Gruppen, die sich hier treffen möchten zum Tagen und Übernachten, um tiefer in den Glauben hineinzuwachsen. Doch Alois Baumberger sieht den Menschen sehr ganzheitlich. Um sich umfassend zu entwickeln, braucht es auch Werkstätten, einen Fischteich, eine Apotheke mit Heilmitteln aus der Natur, Hühner und Ochsen, denn deren Mist ist Gold fürs Düngen der Felder.
Evangelisierung: bis zum Grundwasser schürfen
Viele Jahre bevor der Schweizer nach Kamerun ging, arbeitete er im Nachbarland Tschad. Er erzählt: "Als der Bischof von Pala im Tschad mir im Jahr 2000 die verrufene Kriegspfarrei von Djouman anvertraute, weil kein anderer Missionar dort arbeiten wollte und konnte, habe ich die Zusammenarbeit angepriesen, die durch das Evangelium entsteht. Nach drei Monaten waren die fünf kriegerischen autonomen Flussrepubliken nicht nur friedfertiger, sondern bereit zu allen möglichen kooperativen Zusammenschlüssen. Unsere katholische Kirche, die gross und luftig ist, wurde zu einem bevorzugten Versammlungsraum. Tatsächlich hatten schon die Christen in Gunu-Gang und Tagal gesagt: ‘Man muss nicht den Menschen evangelisieren, sondern das Geld, die Ochsen, den Pflug und den Zweirad-Ochsenkarren.’
Für mich blieb immer wichtig, was mir bei meiner Primiz der Präsident der evangelischen Kirchengemeinde, Heinrich Roost, geraten hatte: ‘Auch jetzt, wo du Priester bist, bleibe nicht an der Oberfläche, schürfe bis zum Grundwasser.’ Einen Brunnen kann man nicht alleine bohren. Es braucht immer Seilschaften, die Wasser und Aushub hinaufziehen. Dank vieler Spender aus der Schweiz und Deutschland, konnten viele Projekte im Tschad verwirklicht werden: Schulen, Krankenstationen, Dutzende von Dorfkirchen kombiniert mit Speicherräumen, Clubs für Sparkassen als Grundlage für Selbstorganisation in Brunnenbau, Volks- und Tiergesundheit, Speicherorganisation, selbstorganisierte Baumwollmärkte im Kampf gegen Korruption, Diebstahl und Alkoholismus. Erfahrene Missionare sagen: «Wenn nach dem Weggang des Initiators einiges zusammenfällt, ist es nicht schlimm. Die Idee ist nicht verloren, später werden Einheimische das Konzept afrikanischer verwirklichen."
Wallfahrtsort soll Bündnisort sein
Der neu entstehende Wallfahrtsort soll ein Sinai für Afrika werden, ein Ort, an dem Gott gefunden werden kann, ein Bündnisort wie zuzeiten von Abraham und Mose. Exerzitien, Sessionen, spirituelle Begleitung sind gefragt. Sie beginnen immer mit "ecouté" auf den andern hinhören, damit er seine persönlichen Probleme formulieren kann und muss. Spiritualität ist immer persönlich. Das Negative wird nicht beurteilt, sondern es ist Ausgangspunkt für eine kreative Lösung, die die gewünschte Veränderung einleitet wie beim Hausherrn im Evangelium Altes und Neues aus der Schatztruhe hervorgezogen wird.

Eine frohe und schöne Atmosphäre: Gratulationen und Geschenke (Foto: Videoausschnitt)

Glaubensverkündigung und Entwicklung gehören für den Schweizer Bundespriester von Anfang an zusammen: Rechtzeitig zum Jubiläum wurde das neue Bildungszentrum des Wallfahrtsortes betriebsbereit und konnte eingeweiht werden (Foto: Videoausschnitt)
Inhalte seiner persönlichen Schatztruhe
Im Rahmen der Vorbereitung auf sein 50. Priesterjubiläum hat sich Alois Baumberger Gedanken darüber gemacht, was in seiner persönlichen Schatztruhe verborgen ist: Seine familiäre Erziehung, seine solide Schulbildung, die Liebe zur Heimat Schweiz und jetzt zu Afrika, die Neutralität, der religiöse Halt in der Kirche, die Jugendkämpfe für einen Platz in der weiten Welt, der disziplinierende Militärdienst, die goldene Studienzeit, Theoretisches immer mit Praktischem und mit Lebenserfahrung zu verbinden, die Zugehörigkeit zur weltweiten Schönstatt Bewegung, die Verstorbenen von Nord und Süd, die als Fürbitter in Gottes Reich hinübergingen. «Originell und für die Seelsorge sehr prägsam» hatte Bischof Felix Gmür, Bischof der Schweizer Diözese Basel, beim letzten Besuch des Missionars in seinem Heimatland zu Alois Baumberger gesagt. «Hatamba», einer der alles mit Kraft tut, hatten ihn die Mitglieder des Stammes der Musseye im Tschad genannt, bei denen er viele 32 Jahre als Missionar tätig war. Bischof Abbo sagt über den Jubilar: „Pfarrer Alois ist 50 Jahre Priester, aber wenn man ihn arbeiten sieht, wirkt er stark - sogar junge Priester, die erst ein Jahr geweiht sind, wirken zerbrechlich gegenüber ihm. Wenn man ein spiritueller, moralisch starker Mensch ist, kann man auch körperlich unglaubliche Dinge vollbringen.“
Auf der Suche nach gelingender Spiritualität
Gefragt, ob es Unterschiede gibt in der Mentalität und Arbeit im Tschad und in Kamerun hält der 84jährige Missionar fest: "Der Tschad ist flacher, offener, die Menschen sind kooperativer, ärmer, gläubiger und demokratischer. Hier in Kamerun ist es bergiger und felsiger, die Bewohner sind individualistischer, von der Natur verwöhnter, abergläubischer und zentralistischer. Man ist immer am Suchen nach dem gemeinsamen Interesse für alle Kameruner.» Das sei jetzt auch spürbar beim Aufbau der Wallfahrtskirche mit der Suche nach gelingender Spiritualität. «Wie kann Heiligtumsspiritualität aussehen, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, verstanden in ihren Nöten und sich dann auf den Weg in ihren Alltag machen?"
Einen kleinen Eindruck von der Feier des Priesterjubiläums des am 31. Juli 1941 als Bauernsohn geborenen, der zum Afrikamissionar und Entwicklungshelfer wurde, gibt der Video-Beitrag des diözesanen Radio- und Fernsehkanals (in französischer Sprache).