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5. August 2025 | Deutschland | 

Christliche Werte leben – Politik gestalten


Angelehnt an die Reihe "Spiritualität der Begegnung – konkret" ist von Ministerpräsident Reiner Haseloff das Buch "Christliche Werte leben - Politik gestalten" erschienen (Foto: St. Benno Verlag)

Angelehnt an die Reihe "Spiritualität der Begegnung – konkret" ist von Ministerpräsident Reiner Haseloff das Buch "Christliche Werte leben - Politik gestalten" erschienen (Foto: St. Benno Verlag)

CBre. Das Mitte Juli im St. Benno – Verlag erschienene Buch „Christliche Werte leben – Politik gestalten“ von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Sachsen-Anhalt, steht im Zusammenhang des Projekts und der Reihe „Spiritualität der Begegnung – konkret“, in dem bereits zwei Bände erschienen sind. Mit Ministerpräsident Haseloff konnten die Herausgeber der Reihe den derzeit Dienstältesten im Ministerpräsidentenamt gewinnen, ausgehend von seiner christlichen Wertorientierung über sein Handeln in Politik und Gesellschaft zu berichten.

Über die Wichtigkeit von Werten, die Politik prägen sollen

Man kennt ihn als einen Politiker aus dem Osten Deutschlands, Reiner Haseloff, Ministerpräsident aus Sachsen-Anhalt, aber man weiß kaum etwas über ihn. In diesem Buch schreibt er über die Wichtigkeit von Werten, die Politik prägen sollen. Aber er schreibt nicht nur darüber, er legt auch offen, was ihn persönlich geprägt hat und welche Werte Richtschnur sind für seine Politik.

Reiner Haseloff, „Christliche Werte leben – Politik gestalten“, Benno Verlag, ISBN 978 3 746 268 606, 14,95 Euro

In ideologiefreien Räumen aufatmen und neue Kraft tanken

Aufgewachsen in der Nähe von Wittenberg hat er seine gesamte Jugend und frühe Erwachsenenzeit in der ehemaligen DDR verbracht. In katholischen Jugendgruppen Repressalien ausgesetzt, ebenso in der Schule – nur dem stetigen Kampf seiner Mutter mit der Schulbehörde habe er es zu verdanken – so Haseloff – dass er das Gymnasium besuchen durfte. Später studierte er Physik, arbeitete im wissenschaftlichen Institut für Umweltschutz in Wittenberg und wechselte dann in die Politik. Der Zwiespalt zwischen dem staatlich-ideologischen System und seiner Lebenswelt, seinen Einstellungen und Überzeugungen sei immer groß gewesen. Deshalb sei er so dankbar für seine Familie und auch für seine Kirchengemeinde – alles ideologiefreie Räume, in denen man aufatmen und neue Kraft tanken konnte.

Orientierungsmaßstäbe: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung.

Woher kam Haseloffs Kraft, sich in einem Umfeld zu bewegen, in dem ihm ständig der Wind ins Gesicht blies? Er berichtet von mehreren „Ankern“: die Mitarbeit im Kolpingwerk, das in der DDR toleriert wurde. Ein Schönstattpriester als geistlichen Begleiter, der ihn in die Welt des Philosophen Josef Pieper einführte, aus der er auch heute noch schöpft und seine politischen Entscheidungen daran misst. Piepers Grundorientierungen, die er zu Kardinaltugenden formulierte, heißen: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung. Zu jeder dieser Tugenden, die Haseloff in seinem persönlichen und politischen Handeln zielstrebig verfolgt, erzählt er Beispiele von politischen Vorgängen, die er dank der Orientierung an den Werten bestehen und positiv gestalten konnte. So hat er zum Beispiel während der Coronapandemie durchgesetzt, dass in Sachsen-Anhalt Priester und Angehörige zu ihren sterbenden Verwandten ins Krankenhaus gehen durften.

Orte der Beheimatung

Weitere „Anker“ für ihn und seine Frau sind die gemeinsame Mitgliedschaft im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem und in der Gemeinschaft „Marriage Encounter“, in der es um die Pflege der eigenen Ehe geht. Bezüglich der „Anker“ seines Lebens zeigt er sich überzeugt: „Man muss zuerst einmal, unabhängig von dem, was passiert, eine feste Fundierung haben. Und eine solche kann nach meinem Dafürhalten letztlich eigentlich nur in einer transzendenten Rückbindung liegen. … Aus einer solchen Rückbindung ziehe ich Grundorientierungen.“ (S. 48)

Es müsste viel mehr um den lebendigen Glauben an Gott gehen

Interessant auch das Kapitel über die Kirchenbindung ostdeutscher Katholiken. Haseloff bringt sein Erstaunen über die Kirchen und Diözesen im Westen zum Ausdruck: das Bemühen, sich von Rom lösen zu wollen – das läge ihnen völlig fern – die Auftritte bei Talkshows, wo es dann nur um Kirchenkritik ginge, um all das, was Kirche falsch gemacht habe und um Strukturdebatten. Diese hätten ja auch ihre Richtigkeit, aber eigentlich müsse es doch vielmehr um die Gottesfrage gehen und den lebendigen Glauben an Gott. „Die in vielen Teilen ganz andere Mentalität und das kirchliche Lebensgefühl in Ostdeutschland entwickelte sich so anders im Vergleich zu Westdeutschland, dass heute viele der ‚Kernkatholiken‘ hier im Osten die ganzen Diskussionslagen, auch die des synodalen Prozesses nicht recht nachvollziehen können.“ (S. 24)

Ein sehr aufschlussreiches und lesenswertes Buch, in dem ein Ministerpräsident autobiographische Einblicke in seine christliche Haltung und seine Ideale gibt, wodurch authentisch die Innenperspektiven seines politischen Handelns deutlich werden, aber auch wie der Spagat zwischen Glaube und Politik gelingen kann. Jedenfalls ein Buch, das aufräumt mit dem verallgemeinernden, weit verbreiteten Vorurteil: alle Politiker seien korrupt, machtbesessen und unfähig, um gut regieren zu können.

Bibliographische Angaben

  • Reiner Haseloff, „Christliche Werte leben – Politik gestalten“, Benno Verlag, ISBN 978 3 746 268 606, 14,95 Euro
  • In der Reihe „Spiritualität der Begegnung – konkret“, die von Bernhard Brantzen, Hubertus Brantzen, Ulrike Kostka und Markus Vogt herausgegeben wird, sind bereits erschienen: Peter Krawietz, „Spiritualität der Narren“ und Martin Patzelt, „Leben fördern – Konflikte gestalten“.

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