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17. April 2025 | Deutschland | 

Staffelübergabe bei der Akademie für Ehe und Familie – Die alte und die neue Akademieleitung im Interview


25 Jahre Akademie für Ehe und Familie (Foto: Defrancesco)

25 Jahre Akademie für Ehe und Familie (Foto: Defrancesco)

Michael Defrancesco. Vor 25 Jahren wurde die Akademie für Ehe und Familie gegründet. Zum Jubiläum wurde nicht nur groß beim Absolventenkongress im Tagungshaus „Marienland“ gefeiert, sondern es wurden auch die Weichen neu gestellt. Denn nach 25 Jahren gaben Maria-Theresia und Hubertus Brantzen die Leitung der Akademie ab und überreichten den Staffelstab an Elisabeth und Bernd Haas. Am Rand der Feierlichkeiten blieb Zeit für ein kleines Gespräch mit der ehemaligen und der zukünftigen Leitung.

Ein neues christliches Angebot – von Familien für Familien

Maria-Theresia und Hubertus: In welchem gesellschaftlichen Umfeld habt ihr seinerzeit die Akademie für Ehe und Familie gestartet?

Hubertus: Es waren bewegte Zeiten. Die katholische Kirche in unserem Land hat sich in den vergangenen 25 Jahren sehr verändert. 2000 wollten wir Kardinal Karl Lehmann, unseren Mainzer Ortsbischof, als Schirmherrn für die Akademie gewinnen. Als wir ihm das Konzept vorstellten, freute er sich und sagte: „Das ist das, was wir gerade jetzt brauchen!“ Für ihn war es ein Ausdruck, dass wir als Kirche nicht herumjammern, sondern dass wir uns positiv und aktiv für Ehe und Familie einsetzen wollen.

Maria Theresia: Die Akademie war eine positive Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit und auf die Frage, was die Kirche in die Gesellschaft einbringen kann. Auch die Familie war damals im Umbruch, das christliche Familienbild war sehr im Wandel, und es kamen immer neue Strömungen auf. Auch deshalb war es uns wichtig, ein neues Angebot zu machen – von Familien für Familien. Ausbildungen und Schulungen gab es genug, aber nicht in dieser Art und vor allem nicht mit christlichem Hintergrund.

Maria-Theresia und Hubertus Brantzen (Foto: Defrancesco)

Maria-Theresia und Hubertus Brantzen (Foto: Defrancesco)

War es schwierig, den Lehrplan zu entwickeln?

Hubertus: Bereits in den 1990er-Jahren kam P. Tilmann Beller auf uns zu und fragte uns, ob wir uns nicht eine Familienakademie in Deutschland vorstellen könnten; denn P. Beller hatte dies schon erfolgreich in Wien aufgebaut. Wir standen der Idee offen gegenüber, aber wir sagten, dass wir ein solches Projekt nicht allein aufziehen würden. Also haben wir auf die Spuren und Fingerzeige Gottes gewartet – und als wir dann tatsächlich ein Gründungsteam hatten, konnte es losgehen. 2000 zu Pfingsten wurde die Akademie als e.V. gegründet, und dann haben wir ein Jahr lang den Lehrplan vorbereitet. 2001 startete dann der erste Kurs. Wir haben den ersten Kursen Fragebögen gegeben, die sie vor, während und ein Jahr nach der Akademie ausgefüllt haben. So konnten wir gut sehen, wie sich die Paare entwickelt haben und konnten entsprechend überprüfen, wie unsere Inhalte wirken.

Maria Theresia: Für uns war diese ganze Phase eine Zeit, in der wir das Wirken des Heiligen Geistes ganz besonders gespürt haben. Darum haben wir den e.V. ganz bewusst an Pfingsten gegründet, und deshalb haben wir auch immer das Heilig-Geist-Symbol bei jeder Veranstaltung dabei. Wir sind sicher, dass die ganze Akademie eine Anregung des Heiligen Geistes war.

Das Heilig-Geist-Symbol und der Staffelstab der Leitung der Akademie für Ehe und Familie werden jetzt weitergegeben (Foto: Defrancesco)

Das Heilig-Geist-Symbol und der Staffelstab der Leitung der Akademie für Ehe und Familie werden jetzt weitergegeben (Foto: Defrancesco)

Wie hat sich die Akademie inhaltlich entwickelt? Welche Themen kamen neu dazu?

Hubertus: Die zentralen Themen rund um Ehe und Familie sind dieselben geblieben. Im ersten Kursjahr geht es um die Beziehung des Paars zueinander, zu den Kindern und zu Gott. Im zweiten Kursjahr lernt das Paar dann, das Wissen weiterzugeben und zum Beispiel Referate zu halten. Am Ende schreibt das Paar eine Hausarbeit und legt eine mündliche Prüfung ab. Im Lauf der Zeit sind aber neue Themen dazugekommen, zum Beispiel die ganze Frage rund um die Medien und das Digitale.

Maria Theresia: Wenn man in die Anfangsjahre blickt, dann fällt uns auf, dass anfangs vor allen Dingen die Frauen von der Akademie profitiert haben. Damals blieben die Frauen oft zu Hause bei den Kindern und hatten deshalb keine Übung, Vorträge zu halten und Themen zu präsentieren. So manche hat sich anfangs gar nicht getraut. Doch in der Akademie haben sie es gelernt, sie haben sich was getraut, und das hat ihnen Auftrieb gegeben! Und viele haben den Weg in den Beruf gefunden – nicht zuletzt auch mit unserer Ausbildung und mit unserem Zertifikat. Das fanden auch Arbeitgeber spannend; die haben gesagt: Wenn es in der Ehe gut läuft, dann werden die auch bei uns gut arbeiten.

Welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden?

Maria Theresia: Ich erinnere mich ans Jahr 2016 – da hatten wir zum ersten Mal gar keinen Kurs. Es war wirklich eine schwierige Zeit, und wir haben uns mit dem Leitungsteam getroffen und darüber diskutiert, was das bedeutet.

Hubertus: Wir haben das ganz offen angeschaut und tatsächlich gefragt: Braucht es die Akademie noch? Ist unser Angebot noch so, dass die Paare es annehmen wollen? Da gab es wirklich Zweifel, und da kam man ins Nachdenken: Wir hatten 16 gute Jahre – und sollte es das gewesen sein?

Maria Theresia: Am Ende des Treffens haben wir alle beschlossen, dass wir weitermachen. Wir haben die Auszeit dafür genutzt, Inhalte zu überarbeiten. Aber wir haben auch gesagt: „Nichts ohne dich, nichts ohne uns“ – wir machen alles, was in unseren Kräften steht, und wir lassen uns führen. Und was war dann? Ein Jahr später, 2017, hatten wir gleich drei Kurse, in Schönstatt, in Weiskirchen und in München!

Ihr übergebt jetzt den Staffelstab der Akademieleitung an Elisabeth und Bernd Haas. Was wünscht ihr der neuen Leitung?

Hubertus: Wir wünschen der neuen Leitung, Elisabeth und Bernd, dass sie hellhörig bleibt für die Themen, die wirklich dran sind. Und dass diese Themen so vermittelt werden können, dass die Kursteilnehmer sagen: „Das können wir wirklich gebrauchen!“

Maria Theresia: Wir wünschen ihnen, dass sie sich vom Heiligen Geist führen lassen, für seine Anregungen ihre Herzen öffnen, bei allem die Freude bewahren und Dank und Sorgen in den Krug geben können.

Es sich lohnt sich, in Ehe und Familie zu investieren

Dann fragen wir doch direkt die beiden Neuen, Elisabeth und Bernd: Wofür seid ihr Maria-Theresia und Hubertus Brantzen besonders dankbar?

Elisabeth: Wir sind euch, Maria-Theresia und Hubertus, besonders dankbar, was ihr uns alles beigebracht habt und wie wir euch als Menschen kennenlernen durften. Wir sind nach wie vor fasziniert davon, wie ihr Ereignisse anschaut und hinter sie blicken könnt, wie ihr Gottes Wirken auf die Spur kommt – das beeindruckt uns nach wie vor tief.

Bernd: Und wir sind sehr dankbar, dass ihr vor 25 Jahren die Akademie gegründet habt!

Ihr habt den Staffelstab der Akademieleitung aufgenommen – blicken wir also in die Zukunft. Welche Schwerpunkte wollt ihr weiterentwickeln?

Elisabeth: Wir haben inzwischen vier Kurse selbst geleitet und dabei festgestellt, wie gut die Inhalte sind! Die inhaltliche Linie ist wirklich sehr gut durchdacht, die Inhalte bauen logisch aufeinander auf und nehmen die Paare mit.

Bernd: Dass die Digitalisierung einen neuen Raum im Lehrplan bekommen hat, das war sehr wichtig. Denn Medien und Handys sind hoch relevant in der Lebenswirklichkeit der heutigen Familien. Genauso wollen wir auch den Blick dafür offenhalten, was sich an gesellschaftlichen Strömungen entwickelt und welche Einflüsse von außen neu auf das Paar und das Familienleben einwirken. Wir beobachten zum Beispiel das Thema der schrumpfenden kirchlichen Öffentlichkeit. Die Familien sind heute immer weniger ganz natürlich in ein christliches Umfeld eingebettet; viele fühlen sich geradezu allein – und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir diesen Punkt künftig stärker thematisieren werden, insbesondere dann, wenn es um Traditionen im Kirchenjahr geht.

Elisabeth und Bernd Haas übernehmen die Leitung der Akademie (Foto: Defrancesco)

Elisabeth und Bernd Haas übernehmen die Leitung der Akademie (Foto: Defrancesco)

Spannender Punkt: Muss man Paare, die gleichsam als christliche Einzelkämpfer unterwegs sind, auch erst einmal wieder im Glauben stärken?

Elisabeth: Wir erleben es sehr oft, wie angenehm es für Paare ist, in den Kursen Gleichgesinnte zu finden. Insbesondere dann, wenn sie Kinder haben. In der Gemeinde sind sie oft die einzigen Familien, die zur Kirche gehen – und die Kinder finden es natürlich superlangweilig, wenn sie allein im Gottesdienst sind. Sie genießen es sehr, Gottesdienst in einer Gruppe zu feiern, in der viele andere Kinder sind und in der man zwei Jahre lang gemeinsam unterwegs ist. Das sind ganz andere Gottesdienste, als man es aus einer Pfarrei kennt. Bei uns werden die Kinder ganz lebendig einbezogen.

Brantzens haben eben so schön gesagt, dass die Akademie stets Antworten auf die Zeit gegeben hat. Welche Antwort ist heute besonders wichtig?

Bernd: Dass es sich lohnt, in Ehe und Familie zu investieren.

Elisabeth: Wir sind beide in der Schönstatt-Jugend und in katholischen Familien aufgewachsen. Da haben wir Werte als Kinder ganz selbstverständlich mitbekommen, und wir haben ganz natürlich erfahren, dass der Glaube einfach da ist. Ich habe kürzlich einer Kollegin von der Akademie und von dem, was wir dort machen, erzählt – und deren Augen sind immer größer geworden. So eine Reaktion war hoch spannend! Die Kollegin hat mit dem Glauben gar nichts zu tun – aber bei uns spielt der Glaube eine wichtige Rolle. Darüber hinaus geht es um Beziehungen, darum, wie es uns als Paar gelingt zusammenzubleiben. Die Kollegin lobte: „Wahnsinn, ihr macht das reinste Präventionsprojekt – und das auch noch im Ehrenamt.“

Bernd: Auch wenn andere Menschen vielleicht nicht das Glaubensfundament haben, so finden sie das Auseinandersetzen mit Partnerschaft und Familie doch sehr wichtig. Da gibt es bei vielen eine innere Sehnsucht.

Wie kann man Paare abholen, denen die Glaubenshürde zu hoch erscheint?

Elisabeth: Das wird ein wichtiges Thema für uns bleiben – die Frage, wie man Akademie kommuniziert. Wie kann man erklären, was wir machen, was für zwei Jahre bei uns geschieht? Erklären, dass man bei uns versorgt ist, dass die Kinder betreut sind, und dass man wirklich Zeit hat, als Paar in die Tiefe zu gehen und über alles zu sprechen. Das müssen wir in Worte fassen, die man greifen kann, damit die Paare neugierig werden und zu uns kommen.

Bernd: Wir leben aus der Schönstatt-Spiritualität heraus, aber wir konfrontieren unsere Teilnehmer nicht mit Fachbegriffen oder Methoden, die sie pflichtmäßig lernen müssen. Bei uns muss man auch kein Schönstätter sein. Es reicht eine Offenheit gegenüber dem Glauben und eine Offenheit, sich auf religiöse Themen und Prozesse einzulassen. Wir sind sicher und haben es oft erlebt, dass es für viele eine neue und gute Erfahrung sein kann, weil man in Gemeinschaft und als Paar ganz neue Glaubenserlebnisse hat. Und wenn die Paare dann so begeistert sind, dass sie das Feuer aus der Akademie mitnehmen in ihren konkreten Alltag und sich dort einsetzen, dann können wir nach wie vor einen großen und wichtigen Beitrag für Kirche und Gesellschaft leisten.

Das Gespräch führte Michael Defrancesco

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