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Offener Studientag des JKI beschäftigte sich mit Quellen der Hoffnung

Prof. Dr. Joachim Söder, Präsident des JKI, begrüßt gut 30 Teilnehmende beim offenen Studientag des JKIs im Gäste- und Bildungshaus Berg Moriah, Simmern/WW (Foto: Brehm)
Hbre. Am Samstag, 5. April 2025, hatte das Josef-Kentenich-Institut (JKI) zu einem offenen Studientag eingeladen, der im Rahmen der JKI-Jahrestagung 2025 im Gäste- und Tagungshaus Berg Moriah stattfand. Die etwa 30 Teilnehmenden erlebten unter dem Motto „Quellen der Hoffnung“ einen Tag, der, wie es Dr. Joachim Söder, Präsident des JKI zum Ausdruck brachte, einen Dreiklang von Perspektiven aufgreife: Hoffnung in säkularer Sicht, Hoffnung als Thema des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres und ein Blick auf Pater Josef Kentenich als ein Pilger der Hoffnung.
Hoffnung im Kontext von Krisen
Verena Groß, Psychotherapeutin und Dozentin, sprach über das Thema Hoffnung im Kontext von Krisen. Bezugnehmend auf Daten der COPSY Studie (Corona und Psyche) beschrieb sie eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie, mit einer Zunahme von psychischen Beschwerden und psychosomatischen Symptomen. Die verstärkte Mediennutzung während der Pandemie habe zwar zur Vernetzung geführt, aber gleichzeitig das Gefühl der Einsamkeit verstärkt.

Verena Groß, Psychotherapeutin und Dozentin, Fulda (Foto: Brehm)

Prof. Joachim Söder (Foto: Brehm)
Groß vertrat im Anschluss an den Hoffnungsbegriff von Corinne Pelluchon die Ansicht, dass Hoffnung nicht mit Optimismus verwechselt werden sollte, sondern als ein Prozess verstanden werden müsse, der nach einer Erfahrung des Horizontverlustes und der Auseinandersetzung mit Leid entsteht. Hoffnung sei der Moment, in dem das Hier und Jetzt mit dem Unendlichen in Kontakt tritt. Sie betonte, dass es wichtig ist, die eigene Verletzlichkeit zu erkennen, um die Spirale der Hoffnungslosigkeit zu durchbrechen. Ermutigend im Blick auf die Hoffnung sei es, dass sie erscheine, wenn man sie nicht mehr erwarte.
Die Referentin hob hervor, dass Empathie und das Akzeptieren der aktuellen Situation entscheidend sind, um auch in globalen Krisenzeiten Hoffnung zu fördern. Mit Bezugnahme auf den südkoreanisch-deutschen Philosophen Byung-Chul Han betonte die Referentin, dass Hoffnung es ermögliche, einen Raum für neue Möglichkeiten zu eröffnen, selbst in schwierigen Zeiten. Anhand zahlreicher Beispiele aus ihrer Beratungspraxis von Jugendlichen wies Verena Groß darauf hin, dass Hoffnung wachsen kann, wenn Menschen echte Beziehungen erfahren, Sinn in ihrem Leben finden und das Gefühl haben, selbstwirksam zu sein.
Pater Kentenich als Pilger der Hoffnung
Monsignore Dr. Peter Wolf, geistlicher Leiter im Schönstattzentrum und Bildungshaus Marienfried, Oberkirch, sprach im Sinne einer zweiten Perspektive auf das Tagungsthema über Pater Kentenich als „Pilger der Hoffnung“. Der Gründer der Schönstatt-Bewegung betrachte Hoffnung nicht nur als Thema der christlichen Theologie.

Monsignore Dr. Peter Wolf, Oberkirche (Foto: Brehm)
In Priesterexerzitien aus dem Jahr 1933 knüpfe sein Hoffnungsbegriff an philosophische und theologische Überlegungen an. Doch die Fokusierung seiner Zuhörer auf die Hoffnung als „erfreuliches Gut“, als „schönes Gut“ sowie als „ehrenwertes Gut“ rücke die Hoffnung als ethische Grundeinstellung ins Zentrum. Hier zeige sich, dass Kentenich Hoffnung nicht erst in der Hochform des christlichen Glaubensverständnisses im Blick habe, sondern an ihren Wurzeln und Anknüpfungspunkten interessiert sei. Denn, so Peter Wolf, Pater Kentenich habe sich niemals als Theologieprofessor verstanden, sondern als „Verbindungsoffizier zwischen Theologie und Leben“, was von seinen zahlreichen Zuhörern sehr geschätzt worden sei.
Der Referent führte weiter aus, dass für Josef Kentenich christliche Hoffnung die Zuversicht auf die göttliche Herrlichkeit und Teilnahme an göttlicher Sicherheit gewesen sei. Diese Hoffnung entspringt nicht dem Menschen selbst, sondern Gott, und bewährt sich im Kampf und in der Auseinandersetzung. Dabei habe Maria für Josef Kentenich eine zentrale Rolle im Blick auf die Hoffnung eingenommen. Der Schönstatt-Gründer sehe Maria als „Muster und exemplarische Verwirklichung der Hoffnung“. Sie verdanke das dem Wirken und der Erziehung des Heiligen Geistes, der in ihr „die Sehnsucht nach dem Erlöser“ geweckt habe.
Peter Wolf beschrieb dann wichtige Momente im Leben Kentenichs, die ihn als „Pilger der Hoffnung“ auszeichnen: die Gründung von Schönstatt, die Zuversicht während der Gestapo-Haft in Koblenz, die Hoffnung, die ihn dazu führte, dem Weg ins Konzentrationslager Dachau nicht auszuweichen. Auch seine „zweite Gefangenschaft“ von 1951-1965 im Exil in Milwaukee sei von großer Hoffnung und der Sehnsucht geprägt gewesen, dass sowohl äußere als auch innere Fesseln fallen würden.
Pater Kentenich sehe in der Hoffnung eine Kraftquelle, die ihren Grund nicht im Menschen selbst, sondern in Gott habe, so der Referent. Deshalb lade der Schönstattgründer immer wieder neu dazu ein, ein „Pilgerbewusstsein“ und ein „Heimatbewusstsein“ zu entwickeln. Menschen sollten sich bewusst sein, hier auf Erden nur Pilger zu sein: Wolf zitiert Pater Kentenich: „Wenn ich das modern ausdrücken soll, dann müsste ich so sagen: An allen Haustüren und Straßen ist ein Plakat. Darauf steht das Wort: Parken auf Dauer verboten!“ Es gelte sich also zu fragen: „WO ist meine Heimat? Die Heimat der Seele ist oben im Licht, … also meine Heimat, die ewig bleibt, die ich nie verliere, ist das Herz Gottes.“
Ein Mann der Hoffnung – Gespräch mit dem Zeitzeugen Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

Manuel Gärtner, Mannheim, berichtet vom Zustandekommen des Gesprächs mit Erzbiscof em. Dr. Robert Zollitsch (Foto: Brehm)

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Mannheim (Videostandbild: Gärtner)

Ein engagierter Zeitzeuge (Videostandbild: Gärtner)
In einem per Video eingeblendeten Interview mit Manuel Gärtner sprach Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch über seine prägendsten Begegnungen mit Pater Josef Kentenich, dem Gründer der Schönstatt-Bewegung. Besonders eindrucksvoll war für Zollitsch, wie er Kentenich, trotz seines Exils und der schwierigen Lebensumstände, immer als einen Mann der Hoffnung erlebte.
Zollitsch erinnert sich an die erste Begegnung im Jahr 1964 in Milwaukee, kurz nach Beendigung seines Theologiestudiums, die er als besonders nah und herzlich beschreibt. In ihren Gesprächen über die Neugründung des Schönstatt-Priesterverbandes und die Zukunft der Schönstatt-Bewegung zeigte sich Kentenich als ein Mann voller Hoffnung und Zuversicht. Trotz seiner damaligen Isolation im Exil, wo er nicht einmal den Staat Wisconsin verlassen durfte, war er fest davon überzeugt, dass seine Sendung noch erfüllt werden würde. „Ich werde wieder zurückkehren und voll rehabilitiert werden“, sagte er mit fester Überzeugung.
Zollitsch zeigte sich beeindruckt von der Tiefe des Glaubens, die er bei Pater Kentenich erlebte. Er war informiert und innerlich beteiligt an allen Themen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Neben Fragen zur Zukunftsgestalt der Kirche, zur Rolle der Gottesmutter in der Heilsgeschichte und zur Marienverehrung sei Pater Kentenich besonders an der Frage einer „Kirche in der Welt“ interessiert gewesen. In diesem Zusammenhang erinnerte sich Zollitsch an Pater Kentenichs Aussage: „Ja, da, wo man eigentlich hätte beginnen sollen, da hat das Ganze schon geendet, etwa wenn man Lumen gentium betrachtet.“
Im Interview beschrieb Erzbischof Zollitsch Pater Kentenich als einen Mann, der tief in Gott verwurzelt war und den Glauben als Quelle seiner Hoffnung sah. Trotz der vielen Schwierigkeiten, die er durchlebte – etwa die Trennung von seinem Werk und die damit verbundene Isolation – habe er immer nach vorne geblickt. „Wer treu zum Liebesbündnis steht, der wird nicht zugrunde gehen“, war ein Satz, der ihm besonders wichtig war und auch für Zollitsch eine bleibende Inspiration darstellt.
Zum Abschluss des Gesprächs betont Zollitsch, dass Kentenichs Haltung auch heute noch eine wertvolle Quelle der Hoffnung für die Kirche darstellte. Als „Mann der Hoffnung“ zeige das Beispiel Pater Kentenichs, wie wichtig es sei, nach vorne zu blicken und den Glauben als Wegweiser in die Zukunft zu sehen. Diese Haltung einer festen Verankerung in Gott bleibe auch heute eine Inspiration für die Kirche.