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Abenteuer der Selbsterziehung an der Hand Mariens

Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)
Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!
Der 18. April fällt in diesem Jahr auf den Karfreitag. An jedem achtzehnten des Monats beginnt das Abenteuer der Selbsterziehung an der Hand Mariens neu, und so sind wir eingeladen, in diesem Monat unsere Augen auf die enge Verbindung von Kreuz und Maria zu lenken. Wie gewinnen wir Hoffnung aus dem Liebesbündnis im Angesicht von Kreuz und Leid?
„Das Kreuz und das Marienbild lasst reichen
den Völkern mich als das Erlösungszeichen.“
So formuliert Pater Kentenich im Gebetsschatz aus Himmelwärts, dass Maria und das Kreuz zusammengehören und verleiht dieser Szene noch eine besondere Note: Sie werden den Völkern gereicht – sind ein Auftrag, ein Weitergeben der Einheit dieser Hoffnungs- und Erlösungszeichen. In diesem Jahr unter dem Jahresmotto „Du bist groß in mir“ kommen wir immer wieder darauf zurück, die Größe Gottes im Menschen zu ergründen, und zwar ganz konkret: In persönlichen Lebensvorgängen Gott auf die Spur zu kommen und ihn zu erkennen, dass etwas von ihm ausstrahlt. Marienbild und Kreuz können wir als zutiefst persönliche Vorgänge auffassen.
Das Kreuz als persönliche Erfahrung
Eine Karfreitagserfahrung, die sich mir fest ins Gedächtnis schrieb, geschah, als ich als 7-jähriger Ministrant eine Karfreitagsfeier in meiner Heimatpfarrei mitgefeiert habe. In meiner Erinnerung gab es sehr lange Gebete und gedrückte Stimmung. Eine Frau, die mir damals alt vorkam, sie dürfte so um die 40 Jahre gewesen sein – hatte während der ganzen Feier bitterlich geweint. Bei mir hat das die Frage ausgelöst, doch mal tiefer nachzudenken, wie dramatisch die Situation der Kreuzigung damals war. Dass das Geschehen der Kreuzigung betroffen macht, das konnte ich nachvollziehen, aber so richtig erschüttert zu sein, wie diese Frau, das konnte ich nicht nachvollziehen. Die ganzen Geschichten aus der Bibel hatte ich schon öfter gehört, und es war ja auch recht lange her. Im Anschluss fragte ich meine Eltern, warum die Frau so sehr über Jesus weint. Sie erzählten mir, dass ihr Mann, mit dem sie verheiratet war, kürzlich verstorben ist und die Frau nun alleine mit ihrem Sohn zurückbleibt. Das Kreuz, so meinten meine Eltern, erinnert sie daran, was sie alles verloren hat.
Seitdem ist mir der Karfreitag ein Tag, der zutiefst persönliche Vorgänge wieder wach werden lässt. Nicht allein reflexiv, sondern vor allem auch im Nachempfinden. Im Kreuz kommt alles persönliche Leid, aber auch das Leid der Welt zusammen. Wir leben in einer Zeit der Verluste, der persönlichen Verluste, aber vielleicht erleben wir in gesellschaftlichen Fragen auch Verlust an Sicherheit, an Zukunftshoffnung. Das Kreuz weckt zutiefst all diese Erfahrungshorizonte und macht zugleich deutlich: Es ist auch Erlösungszeichen, ist Verweis auf Christus, auf Ostern und damit auf Auferstehung, die wie eine Verheißung für uns gegeben ist. Es weckt Erlösungssehnsucht in allen persönlichen und allen gesellschaftlichen Leid- und Verlusterfahrungen. Botschaft und Auftrag dieser Erlösungssehnsucht wird durch den Auftrag verstärkt, den Jesus an Johannes und Maria unter dem Kreuz gibt:
„Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ (Joh 19,25-27)
Auftrag: Maria und Johannes
Es ist die intensivste Verbundenheit, nämlich die von Mutter und Kind, die Jesus Johannes und Maria als Auftrag gibt. Nicht durch Verwandtschaft, sondern durch das Wort Jesu entsteht diese Verbindung. Ich stelle mir vor, dass diese beiden einander trösten. Sie werden füreinander zu einem Ort des Trostes und der Hoffnung. Dann, wenn nicht Jesus selbst diese Verbindung ist, dann sind wir es füreinander. Wenn wir das Liebesbündnis mit IHR schließen, sind auch wir in diesen Auftrag mit hineingenommen. Sie als Mutter anzunehmen heißt, in allem Verlust sich nicht allein zu wissen. Mich inspiriert der Gedanke, dass diese enge Art Bindung uns auch gegenseitig aufgetragen ist: Füreinander Hoffnungszeichen sein, einander annehmen in enger Verbundenheit, trotz aller Unterschiede, und durch dieses Netz der Verbundenheit unsere Welt, vielleicht auch darüber hinaus, ein Stück weit zu verändern. Das ergibt sich aber nicht einfach so, ganz im Gegenteil. Oft werden Menschen, die gerade in Trauer sind, eher gemieden: Weil man nicht weiß, was man sagen soll, weil die Angst da ist, etwas Falsches zu sagen oder vielleicht auch selbst vom Negativen betroffen zu sein. Trauer und Leid sind etwas, das wir Menschen intuitiv eher meiden als darauf zuzugehen. Doch gerade das Sich-betreffen-Lassen von dem, was andere bewegt, ist es, was Hoffnung und Trost ermöglicht. Hier spricht der Auftrag, einander in enger Verbundenheit anzunehmen, noch einmal ganz anders hinein, sodass wir beim Zugehen aufeinander zum Erlösungszeichen werden. Wenn wir das Jahresmotto „Du bist groß in mir – mitgehen“ so auf unser Miteinander übertragen, dann können wir füreinander Orte des Trostes und der Hoffnung werden. Wenn Gott in jedem Menschen wirkt und ausstrahlt, dann dürfen wir füreinander solche ausstrahlenden Gottesbegegnungen sein. Wenn Menschen etwas ausstrahlen, dann spricht man davon, dass sie Charisma haben. Liebesbündnis leben heißt, die Verbundenheit miteinander zu pflegen, das ausstrahlende Charisma in uns selbst und beim Nächsten zu entdecken und zu pflegen, sodass wir sagen können:
Das Kreuz und das Marienbild lasst reichen
den Völkern mich als das Erlösungszeichen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Bündnistag und Begegnungen, die ausstrahlen und damit Zukunft ermöglichen.
Ihr
P. Felix Geyer
Schönstatt-Bewegung Deutschland