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1. März 2025 | Worte des Bewegungsleiters | 

Sehnsucht nach Orientierung


Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)

Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

Klare Orientierung zu finden in einer Zeit, in der Ungewissheiten und Unsicherheiten zunehmen, scheint immer schwieriger zu werden. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach Orientierung spürbar, die Sehnsucht, dass es im eigenen Leben oder in der aufgewühlten gesellschaftlichen Lage einfach besser läuft und eine klare und vor allem positive Orientierung in die Zukunft sichtbar wird.

Aber was, wenn es eine solche Klarheit nicht gibt? Was, wenn die Komplexität nicht abnimmt, sondern vielleicht sogar noch größer wird? Können wir dann auch noch hoffnungsfreudige Pilger sein, wozu uns Papst Franziskus in diesem Jahr besonders motiviert? Oder anders gefragt: Wie finden wir Zukunftssicherheit?

Bei solchen aufwühlenden Fragen und Zeiten kommt mir sofort das Stichwort der „Spuren Gottes“ in den Sinn, die uns den Weg weisen könnten. Im Blick auf die gegenwärtige Lage weckt bei mir ein doppelter Blick in die Vergangenheit unglaubliche Hoffnung. Einmal ein Blick in unsere Bündnisgeschichte, die Geschichte Schönstatts, und dann ein Blick in das Leben des jüdischen Mädchens aus Nazareth.

Die Spuren Gottes in der Geschichte

Wenn ich auf die Umstände der Entstehung im Angesicht des Ersten Weltkrieges blicke, auf die schwere Wirtschaftskrise der Zwischenkriegsjahre oder die Verfolgung durch das rechtsradikale nationalsozialistische Regime: Schönstatt als junge Bewegung, aber auch die einzelnen Menschen standen, so scheint mir, nahezu zu jeder Zeit unter enorm großem Druck. Zeiten des Drucks sind Zeiten der Bewährung. In den späteren Lebensjahren blickt Pater Kentenich immer wieder zurück auf diese Geschichte und erkennt darin die klare Führung Gottes. Unsicherheiten gehören sozusagen zur Tagesordnung der Schönstattgeschichte, und dennoch wird im Rückblick auf die bewältigten Schwierigkeiten möglich, auch das Wirken Gottes zu erkennen und zu deuten. Die Spuren Gottes zu deuten heißt also nicht, auf Zeichen und Wunder zu warten, sondern aus der konkreten bisher erlebten Geschichte die Sicherheit für die Zukunft zu gewinnen. Dazu gehört es, Spuren im eigenen Leben und in der Geschichte deuten zu lernen und unterscheiden zu können. Ich will also den Blick lenken auf die Haltung des Spurenlesers Gottes und seine Fähigkeiten. Ein Spurenleser ist derjenige, der die Sicherheit hat, die Fähigkeit besitzt, in der konkreten Geschichte Gott am Werk zu erkennen, sowohl in der gemeinsamen Geschichte wie auch in der eigenen.

Maria ist die große Spurenleserin

Und das führt mich zum zweiten Blick in die Vergangenheit, zum Blick auf das Leben der Gottesmutter. In ihren Haltungen finden wir genau diese Fähigkeiten besonders ausgeprägt. Auch sie hat den Lebensverlauf, der vor ihr liegt, nicht eindeutig klar. Sie weiß nicht, was alles auf sie zukommt. Aber sie lebt vor, was es heißt, Gott auf die Spur zu kommen. Mir scheinen zwei Elemente des Spurenlesens bedeutsam und besonders in diese Zeit zu sprechen:

1. Konferenz des Herzens

Maria kultiviert ihr Zweifeln: Im Angesicht der Botschaft der Hirten, die zur Krippe kommen und Maria und Josef erzählen, was ihnen die Engel auf dem Feld berichtet haben, kommt ihre Haltung deutlich zum Ausdruck: Sie bewahrte all diese Worte und erwägte all diese Worte in ihrem Herzen. Im lateinischen Text steht hier für das Erwägen im Herzen „conferens in corde suo“. Das Verb heißt „Zusammenbringen, vergleichen, sich unterhalten“, und Maria tut es in ihrem Herzen, sie hält Konferenz des Herzens. Das löst die Unsicherheiten nicht auf, aber lässt uns mit jedem Erlebnis, das wir in unserem eigenen Leben als Gottes Wirken erkennen, sicherer werden.

2. Es sind Gottes Spuren, nicht unsere

Eine zweite Haltung ist die Haltung des Loslassens: Zu erkennen, dass Gottes Geschichte in unserem Leben am Werk ist, befreit uns davor, die Zukunftsfragen alle selbst lösen zu müssen. Es ist seine Geschichte, und wir alle, jeder einzelne Mensch ist Teil von etwas Größerem.

Spurenleser Gottes zu sein heißt, diese Spannung zwischen eigenem Beitrag und dem größeren Wirken Gottes mitzutragen. Das, was wir in der Herzenskonferenz zusammentragen, das ist ähnlich wie bei der Schönstattgeschichte kondensierte Erfahrung, die äußere Unsicherheiten nicht wegnimmt, aber innere Sicherheit gibt.

Wir suchen: gemeinsam

Ich will Sie in diesem Monat besonders einladen, die Haltung des Spurenlesens zu üben. Vielleicht gehen Sie ja den Erfahrungen nach und kommen in dem, was Sie in den letzten Wochen erlebt haben, Gott mehr auf die Spur. Vielleicht tauschen Sie sich auch darüber aus.

In diesem Monat wird vom 21. bis 23. März am Ursprungsort die Schönstattkonferenz der deutschen Schönstatt-Bewegung stattfinden. Sie ist der Ort, an dem wir Spuren gemeinsam erwägen, dem nachgehen, wo wir Gottes Wirken besonders am Werk sehen und was uns innere Sicherheit und Hoffnung gibt für das Mitgehen. Ich wünsche Ihnen viele Erfahrungen der Nähe Gottes, gute Begegnungen und gemeinsamen Austausch.

Einen gesegneten Bündnistag!

Ihr

P. Felix Geyer
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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