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Pilgerreise der "Wegweiser" durch Frankreich
Pilgerweg auf den Spuren Josef Englings von Lille zum Schönstatt-Heiligtum in Cambrai, Frankreich (Foto: Meier)
Gruppenleiter der Schönstatt Mannesjugend (SMJ) der Regio Wegweiser aus der Diözese Erfurt, haben in diesem Jahr als besondere Aktion in den Herbstferien eine Pilgerreise durch Frankreich durchgeführt. Die 4 Gefährten der Pilgerreise, Bernhard, Immo, Magnus und Tilman berichten von ihren Erfahrungen.
Start an der "Porte de Paris" in Lille, ein zwischen 1685 und 1692 errichtetes Tor der ehemaligen Stadtmauer von Lille (Foto: Meier)
Aus dem Eichsfeld nach Lille und dann zu Fuß nach Cambrai
Bernhard Meier. Cambrai. Das war unser Ziel. Mit schlechten Französischkenntnissen (mehr als Bonjour und Merci konnten wir nicht), schweren Rucksäcken und ohne genauen Plan machten wir uns auf den Weg. Zum Glück hatten wir eine starke Begleiterin an unserer Seite. Nämlich die Gottesmutter.
Vom Heiligtum der Einheit in Freiheit im Eichsfeld fuhren wir gemeinsam nach Lille, wo unsere Pilgerreise begann. Von da aus ging es endlich richtig los ins Abenteuer. Zu Fuß begaben wir uns nun auf den Weg, welcher mit 80km zwischen uns und Cambrai lag. Voller Energie und mit Regen im Gepäck konnten wir bereits am ersten Tag noch 18 km hinter uns bringen und langsam Frankreich erkunden. Als es Abend wurde ging es für uns auf Schlafplatzsuche, hierfür klingelten wir bei den Bewohnern der Umgebung und fragten nach einer Schlafmöglichkeit. Wir hatten auch direkt Glück bei einem kleinen Bauernhof in der Nähe, denn der freundliche Mann der uns die Tür öffnete bot uns seine Holzhütte im Garten an. Diese nahmen wir dankend an und konnten so die erste Nacht im warmen und trockenen verbringen. An diesem ersten Abend haben wir auch angefangen, uns näher mit Josef Engling zu beschäftigen und uns seinen Lebenslauf genauer angeschaut.
Etwa 80 km quer durchs Land (Foto: Meier)
Ankunft am "Schönstatt-Heiligtum der Einheit" in Cambrai, Thun St. Martin, Iwuy (Foto: Meier)
Übernachtung in der Outdoor-Küche
Der zweite Tag startete mit besserem Wetter und einem überraschenden Frühstück, welches wir vom Bauern geschenkt bekommen haben. So gestärkt begaben wir uns wieder auf den Weg. Im Laufe des Tages machten sich dann auch die ersten Beschwerden bemerkbar und das Gehen fiel so langsam schwerer, aber wir mussten ja vorankommen, also hieß es weiterlaufen. Als es Abend wurde und wir 25km hinter uns gebracht hatten begaben wir uns auf die allabendliche Schlafplatzsuche und wurden wieder überraschend schnell von einer französischen Familie herzlich aufgenommen. Nach einigen Verständigungsproblemen zu Beginn, durften wir schließlich in ihrer Outdoor-Küche übernachten.
Auch wenn wir alle geschafft waren, haben wir es uns nicht nehmen lassen den Spuren von Engling weiter zu folgen. Dieses Mal haben wir den Blick auf seine Zeit in Schönstatt gerichtet und uns angeschaut, was er dort alles erlebte und wie er sich engagierte.
Mit Schönstattfahne unterwegs
Am nächsten Morgen wurden wir wieder mit einem Frühstück überrascht und konnten uns gut stärken für den weiteren Tag. Anschließend ging es wieder ans „Laufen“, was mittlerweile schwerer fiel, aber wenn man erstmal wieder angefangen hatte, wurde es besser. Da wir als Schönstätter unterwegs waren, wollten wir dies auch zeigen und bauten uns deshalb eine Fahne zusammen. Nach 20 Tageskilometern war es erneut an der Zeit, einen Schlafplatz zu suchen. Dieses Mal wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt. Aber kurz vor dem Verzweifeln wurden wir aber doch noch fündig bei einer netten Dame, die uns ihre Garage anbot, welche wir dankbar annahmen. In der Garage richteten wir unser Nachtlager ein und nahmen uns wieder Zeit für Engling.
Wir beschäftigten uns an diesem Abend mit Josef Englings Zeit im Krieg, was er dort durchlebte und wie er seinem Glauben trotzdem auf besondere Weise treu geblieben ist.
Am nächsten Morgen begann mit der letzten Etappe der „Endspurt“ auf unserer Pilgerreise nach Cambrai. Mit dem großen Ziel vor Augen kamen wir heute besonders gut voran. Um 17:30 konnten wir endlich das lang ersehnte Heiligtum erblicken und wurden mit den Klängen der Kapellchenglocke begrüßt. Nach einem kurzem Frischmachen stand auch direkt ein Gottesdienst an, welchen wir dankbar mitfeierten. Anschließend wurden wir von Schwester M. Resia zu einer Familie gefahren, die uns dankenswerter Weise für zwei Tage bei sich aufgenommen hat. Nach dem Abendbrot hieß es dann schlafen und Kraft tanken für den kommenden Tag.
Den „Todesweg“ Josef Englings nachgehen
Denn am 4. Oktober stand der Todestag von Josef Engling an. So machten wir uns erneut auf den Weg zum Schönstatt-Heiligtum in Cambrai, wo am Vorabend bereits eine Gruppe Mädchen von der MJF Rottenburg-Stuttgart angekommen war. Bevor wir uns an diesem Tag auf den „Todesweg“ Josef Englings begaben, nutzten wir die Chance und setzten uns zu einer letzten Gruppenstunde zusammen, in der wir uns mit den letzten Tagen des Lebens von Josef Engling beschäftigten. Dann ging es los. Wir machten uns auf den Weg zum Friedhof, wo Engling seine letzte Mahlzeit zu sich genommen hat. Dort haben wir mit einem kleinen Einstieg begonnen und gingen dann den Weg nach, den Josef Engling gegangen ist, bevor er von einer Granate tödlich getroffen wurde. Wir gestalteten diesen Weg, der für uns dann am Schönstatt-Heiligtum endete, mit Impulsen, Gebeten und Zeit zum persönlichem Austausch. Am Heiligtum angekommen, wurde die Weltkugel entzündet und wir konnten unsere geschriebenen „Englingbriefe“ verbrennen.
„Partikularexamen“ und „geistliche Tagesordnung“ – eine Anregung für heute?
Im Anschluss gab es eine Heilige Messe mit Erzbischof Vincent Dollmann von Cambrai und musikalischer Begleitung der MJF. Wir nutzten nach dem Gottesdienst die Chance, mit der Schönstattfamilie vor Ort in einen Austausch zu kommen. Später gab es dann noch eine große Gesprächsrunde, welche von Schwester M. Resia und Erzbischof Dollmann geleitet und gedolmetscht wurde. Dort ging es vor allem darum, ob das „Partikularexamen“ und die „geistliche Tagesordnung“, ganz dem Vorbild von Engling folgend, für uns auch heute eine Hilfe sein können. Das Zweite große Thema war, was wir von Engling lernen können, wo er ein Vorbild sein kann und was uns besonders an ihm fasziniert.
Heimreise mit Zwischenstopp am Meer
Alles in allem war es ein sehr gelungener Tag, da wir den Spuren von Engling weiter folgen konnten, ihm näher gekommen sind, aber auch Schönstatt in Frankeich kennenlernen durften, was eine große Bereicherung war. Den Abend ließen wir gemeinsam mit der MJF ausklingen.
Am nächsten Tag hieß es dann wieder Sachen packen und Abschied nehmen von der Gottesmutter im Schönstatt-Heiligtum. Nach einem nochmaligen Besuch am Todesort Josef Englings fuhren wir mit dem Zug zurück nach Lille, wo wir unser Auto holten und die Heimreise, mit Zwischenstopp für eine Nacht am Meer, antraten.
Im Weltkugel-Feuerbecken werden die "Englingbriefe" verbrannt (Foto: Meier)
Eine unvergessliche Erfahrung
Abschließend können wir nur sagen, die Pilgerreise war eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden. Wir konnten Josef Engling auf eine besondere Weise kennenlernen und ihm näherkommen. Aber auch Frankreich haben wir auf eine neue Weise kennengelernt. Wir sind dankbar für die vielen Menschen die uns auf dem Weg begegnet sind und uns so großherzig unterstützt haben.
Ein besonderer Dank gilt auch Schwester M. Resia und Schwester Mirjam welche uns diese besonderen Tage in Cambrai ermöglicht haben, da wir durch sie Ansprechpartnerinnen vor Ort hatten, einen Schlafplatz bekommen haben und durch ihre Präsenz die Pilgerreise für uns überhaupt erst in Frage gekommen ist.
Die 4 Gefährten: Bernhard, Immo, Magnus und Tilman