Nachrichten
Dem Licht der Hoffnung folgen
Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska, pixabay)
Mit dem Advent geht es auf Weihnachten und den Jahreswechsel zu und die Tage werden kürzer und auch etwas dunkler. Für mich ist das eine Zeit, in der ich beginne, auf das Jahr zurückzublicken und Ernte zu halten. Dabei entsteht auch immer wieder der Wunsch, in der kommenden Zeit Dinge zu verändern. Mit meinen Eltern und meinem Bruder haben wir in der Weihnachtszeit immer einen kleinen Brauch gepflegt, vor allem als wir schon erwachsen und weggezogen waren und zu dieser Zeit wieder ins Elternhaus kamen. Wir haben uns bewusst Zeit genommen, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und einander davon erzählt, was uns persönlich bewegt und verändert hat und dann einander einen Wunsch geäußert, was man sich vom nächsten Jahr erhofft.
Was erhoffe ich mir von der Zeit, die vor mir liegt?
Der Blick zurück wie auch der hoffnungsvolle Blick nach vorne prägten diese Zeit. Was erhoffe ich mir von der Zeit, die vor mir liegt? Mal ganz unabhängig von persönlichen Weihnachtserlebnissen: Was erhoffen Sie sich eigentlich von der Zeit, die vor Ihnen liegt, sei es die nächste Woche, der nächste Monat oder das nächste Jahr?
Im Advent geht es um Erwartung, um Hoffnung darauf, dass Gott Mensch wird und dadurch Erlösung und Freiheit möglich werden. Unser Jahresmotto der deutschen Schönstatt-Bewegung „Du bist groß in mir – mitgehen“ verleiht dieser Weihnachtserwartung ganz eigene Akzente: Gottes Menschwerdung geschieht in jedem Menschen, sie geschieht in mir und so bekommt meine ganz persönliche Perspektive („Was erhoffe ich mir“) einen großen Horizont in der Hoffnung auf Erlösung durch Menschwerdung. Hoffnung ist wie eine Art Licht, das alles um uns anders erscheinen lässt, das hilft, deutlicher zu sehen und Wege zu finden.
Gottes Licht in uns
„Pilger der Hoffnung“, so lautet das Motto des Heiligen Jahres, das Papst Franziskus ausgerufen hat und das an Weihnachten beginnt. Wenn Papst Franziskus am 24. Dezember 2024 die Heilige Pforte am Petersdom öffnet, dann wird damit dieser Weg durch das nächste Jahr eröffnet. Es ist ein Weg durch eine Zeit der Verluste, wie sie der Schriftsteller Daniel Schreiber und der Soziologe Andreas Reckwitz erfassen, und eine Zeit politischer Umbrüche. Es ist herausfordernd, Hoffnung zu spüren, wenn man sich diese Herausforderungen der Zeit vor Augen führt. Und doch ist der Fokus auf das, was in uns Hoffnung weckt, entscheidend. Ich finde den Gedanken sympathisch, dass die Hoffnung in uns schlummert, sie schläft und wir können sie wecken. Sie ist also da und kann eine große Kraftquelle für all das sein, was auf uns persönlich oder auf uns als Menschengemeinschaft zukommt.
Ein Text von Marianne Williamson, der immer wieder Nelson Mandela zugeschrieben wird, bringt das auf den Punkt und bringt zusammen, was die Wirkung dieser Hoffnung sein kann:
Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind,
unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Maßen machtvoll sind.
Es ist unser Licht, vor dem wir am meisten erschrecken, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: Wer bin ich, dass ich so brillant, großartig, talentiert, fabelhaft sein sollte?
Aber wer bist du denn, dass du es nicht sein solltest?
Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu halten, dient der Welt nicht.
Dich klein zu halten, damit die anderen um dich herum sich nicht unsicher fühlen: das hat nichts mit Erleuchtung zu tun.
Wir sind dazu bestimmt, zu leuchten wie Kinder.
Wir sind geboren, um die Größe Gottes, der in uns lebt, zu verwirklichen.
Und diese Größe ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser Licht leuchten lassen, dann geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir selbst von Angst frei sind, dann sind die anderen durch unser Dasein auch frei.
(Marianne Williamson, Rückkehr zur Liebe)
Das Licht in uns leuchten zu lassen, ist für uns selbst und für andere Hoffnungszeichen. Diese Perspektive ist auch genährt durch das Jahresmotto „Du bist groß in mir – mitgehen“. Wenn Gott wirklich in mir ist, dann wecke ich mit diesem Bewusstsein gleichzeitig die Hoffnung in mir auf. Sie bewahrt mich aber auch vor Individualismus und Selbstherrlichkeit, denn gleichzeitig entsteht damit das Bewusstsein, dass ER in jedem Menschen zu finden ist.
Mich regen diese Gedanken zu zwei Schritten an. Zum einen habe ich große Freude zu hören, was diese Hoffnung in anderen Menschen weckt und wie sie danach leben, ganz nach dem Wort aus dem Petrusbrief „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Mich darüber auszutauschen heißt natürlich auch, dem Licht in mir selbst, der Hoffnung in mir nachzuspüren, und das ist das Zweite: Das fordert mich heraus, meine eigenen Fähigkeiten, das Licht in mir immer mehr zu entdecken und wachsen zu lassen. Daran zu arbeiten und ganz im Sinne vom Zitat von Williamson das zu kultivieren, was wirklich in einem liegt, ist ein hohes Ziel. Der Austausch über die Hoffnung in uns und das Kultivieren der Größe Gottes in uns, sind zwei Impulse, die ich Ihnen für die Adventszeit von Herzen wünsche.
Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung,
wenn wir zum 18. des Monats eine Bündnisfeier begehen, dann erneuern wir das Liebesbündnis in einer gemeinsamen Feier. Der Vorgang dahinter heißt „Christ werden mit Maria“: Wir wollen wachsen im Liebesbündnis, arbeiten an uns und miteinander diese Erfahrungen teilen. Ich wünsche Ihnen viele solcher Erfahrungen, in denen Sie Hoffnung bei anderen sehen und Ihre eigene Hoffnung groß sehen.
Einen gesegneten und hoffnungsvollen Bündnistag
Ihr
P. Felix Geyer
Schönstatt-Bewegung Deutschland