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Du bist groß in mir - mitgehen

Jahresmotto 2025 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Grabowska)
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!
Das ist unser neues Jahresmotto:
Du bist groß in mir - mitgehen
Über viele Monate hat uns das Wort von den Rissen begleitet. Risse und Brüche sind auf vielfältige Weise eine unübersehbare Realität. In den großen Ereignissen der Nachrichten aus aller Welt und auch in unseren konkreten Alltagserfahrungen. Und doch haben wir auf all das geschaut mit einer grundlegenden, gläubigen Zuversicht. Das Du in dem Motto ist entscheidend: „Zuversicht – in den Rissen schaffst du Raum!“
Risse sollen nicht nur zugeklebt und vergoldet werden, sondern neue Räume sollen entstehen und sichtbar werden. Wenn ein Küken die Eierschale zerbricht, ist das zwar für das kleine Lebewesen anstrengend, aber es ist sein Weg hinein in das Leben. Im gläubigen Umgang mit Rissen und Brüchen liegt auch im neuen Jahr unser Weg in die Zukunft.
Bei der Suche der letzten Delegiertentagung kam ein neuer Impuls in unsere Überlegungen hinein. Wir sollen und wollen den Zug zur Größe nicht verlieren. Die Anstrengungen des Alltags haben einen inneren Zusammenhang zur Größe, die unsere Berufung in den Augen Gottes hat. Das gilt für meinen persönlichen Berufungsweg und auch für die Berufung und Sendung Schönstatts im Ganzen.
Der Impuls zur Formulierung des neuen Mottos kam aus dem Magnifikatlied „Groß sein lässt meine Seele den Herrn“. Was im vergangenen Jahr mit dem gläubigen „DU schaffst Raum“ ausgedrückt war, soll zu einem dauernden Gebet werden:
„Du bist groß in mir“. Das Lob der Größe Gottes aussprechen, seine Größe zu bekennen und zu besingen, hat eine ganz eigene Kraft. Die Gottesmutter besingt im Magnifikat ihre tiefste persönliche Erfahrung – „Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“ (Lk 1,48). Und sofort weitet sie ihre Erfahrung aus auf die Nöte der Welt: Gott erbarmt sich aller Generationen. Er steht auf der Seite der Niedrigen und der Hungernden. Sie sind sein Volk. Ihnen gelten seine Verheißungen (vgl. Lk 1,46-55).
Sich auf die Größe Gottes auszurichten, weitet die eigene Seele
Sich auf die Größe Gottes auszurichten, weitet die eigene Seele. Es ist wie das Trinken aus einer Quelle, das belebt und mit Kraft erfüllt. Ein weitverbreitetes Lobpreislied heißt Way Maker (Wegbereiter). Der Kehrvers, der sich oft wiederholt, besteht nur aus den Worten: way maker, miracle worker, promise keeper, light in the darkness: Wegbereiter, Wundertäter, Versprechenerfüller, Licht in der Dunkelheit. Und mit jeder Wiederholung wächst die Erfahrung, die unser Motto ausdrückt:
„Du bist groß in mir“!
Gerade wenn alles schwierig wird und unlösbar erscheint, muss man sich auf dieses Fundament und diese Kraftquelle ausrichten. Eine Künstlerin erklärt zu einer Phase in ihrem Leben, dass sie in einer eher schwierigen Zeit sich aus einer Handschrift Pater Kentenichs das Wort „Magnifikat“ als vergrößerten Linolschnitt herausgearbeitet hat. Damit hat sie mehrere Gemälde erstellt. Auf farbigem Hintergrund hat sie immer wieder das Wort Magnifikat aneinandergereiht und über das ganze Bild verteilt. Das Malen und Drucken, war begleitet von einer Auseinandersetzung mit der inneren Haltung, die in dem Wort zum Ausdruck kommt. Genauso hat sie es auch mit dem Wort „Ja“ gemacht [mit einem inneren Bezug zum Ja-Wort der Gottesmutter: Mir geschehe nach deinem Wort (Lk 1,38)]. Das Komponieren der Worte zu einem Bild, der Rhythmus der Wiederholung, die Beteiligung der Augen und der Hände haben die Beschäftigung mit den Worten und Themen zu einem ganzheitlichen Vorgang werden lassen. Gleichzeitig war es durch den Bezug zur Handschrift Pater Kentenichs ein Sich-Hineinfühlen in die marianische Spiritualität unseres Gründers.
Ein Ausschnitt aus dem Marienbild im Heiligtum in Schönstatt
Das Banner des Jahresmottos verbindet das Motto mit einem Ausschnitt aus unserem schönstättischen Marienbild. Die Augen der Gottesmutter und die Augen des Jesuskindes prägen das Bild. Das Motto braucht die Erfahrung einer Begegnung. Der Lobpreis der Gottesmutter wurzelt in ihrer großen Gotteserfahrung. „Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“ (Lk 1,48). Der Engel hat ihr die göttliche Gnade zugesagt „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Elisabeth grüßt Maria mit den Worten „Gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (Lk 1,42). Wie kein anderer Mensch kann Maria sagen: „Du bist groß in mir“.
In jeder Berufung geht es um beides. Es geht um die Erfahrung des Gerufenseins als einem Anruf der Gnade und um das eigene Ja-Wort zur Nachfolge.
Oft brauchen wir viele menschliche Erfahrungen, die uns helfen, dieses Großsein zu spüren. Vor Kurzem habe ich eine Postkarte gesehen mit dem Text: „Du hast es gut, du hast mich!“ Ich musste richtig überlegen, wie sich dieser Satz anfühlt. Braucht man viel Selbstbewusstsein, um einen solchen Satz zu sagen? „Ich habs gut, ich hab dich“, traut man sich vielleicht leichter zu sagen. Den andern groß sehen und für einen andern groß sein ist jedenfalls ein ganz eigenes Beziehungsgeschehen. Haben wir nicht alle in Schönstatt im Liebesbündnis mit der Gottesmutter und beim Blick in ihre Augen die Erfahrung gemacht, dass sie uns groß sieht und dass sie uns hilft, mit ihr die Größe Gottes zu preisen?
Dank für den gemeinsamen Weg
Im Rückblick auf die vergangenen neun Jahre möchte ich mich herzlich bedanken für alles gemeinsame und solidarische Auf-dem-Weg-Sein. Mutmachende Rückmeldungen und wiederholte Versicherung eines Gebetgedenkens waren eine wichtige Bestärkung in meiner Aufgabe als Bewegungsleiter für die Schönstatt-Bewegung. Ich freue mich sehr über das Vertrauen in meinen Nachfolger P. Felix Geyer und über seine Bereitschaft (s. S. 9). Schönstatt kann mit ihm einen wichtigen Schritt in die Zukunft gehen. Ermutigende Rückmeldungen und Begleitung im Gebet wird auch er erfahren dürfen.
Über das Wort „mitgehen“ als wichtige Ergänzung im Jahresmotto kann er dann demnächst an dieser Stelle schreiben.
In dankbarer und herzlicher Verbundenheit,
P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland