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28. August 2010 | International | 

Bildstock der MTA von Schönstatt beschossen


Imagen baleadaARGENTINIEN, Antonia Goytiño und María Inés Garda de Gariglio, mkf. Letztendlich ist sie selber schuld. Warum ist sie nicht im Haus geblieben? Warum musste sie raus auf die Straße, mittenhinein in den Dreck und das Elend und das Alltagsleben der Leute draußen, dahin, wo sich das Leben von seiner schmutzigen, harten und ungerechten Seite zeigt? Warum muss sie unbedingt da wohnen wollen, wo man in Gefahr ist, überfallen und erschossen zu werden? Warum? - Weil sie den Spuren ihres Sohnes folgt, der seinen Himmel verlassen hat, um bei den Menschen zu sein. Weil sie da sein wollte, wo ihre Kinder leben. - Der Bildstock der MTA von Schönstatt wurde beschossen. Die Kugeln stecken noch drin. Eine traurige Geschichte, zweifellos. Aber irgendwie… erinnert sie an das, was einige Frauen aus der Schönstatt-Bewegung vor Jahren "Dachau-Heiligtum bauen" nannten. Ein Heiligtum mittendrin in der Härte des Lebens.

Der Bildstock steht an einem Kreisek, auf einem Gelände zwischen zwei Hauptverkehrstraßen in Adolfo González Cháves, einer Kleinstadt in der Provinz Buenos Aires. Mitte August wurde das Bild der Gottesmutter Zielscheibe von Vandalismus und Gewalt; es wurden eine große Anzahl von Schüssen auf sie abgegeben. Von den Tätern keine Spur.

Die Mutter aller

Pater Kentenich, der Gründer Schönstatts, sagt in einer Ansprache im April 1952 im nahegelegenen Paso Mayor:

"Es geht abwärts. Da habe ich mir gesagt, es bleibt nichts anderes übrig, als unsere Dreimal Wunderbare Mutter in den Mittelpunkt zu stellen und ihr die Verantwortung zu übertragen für all diejenigen, die hierher gehören und für alle, die ein Stück Verantwortung für dieses Heiligtum übernehmen wollen. Es sagte mir auch ein schlichter Mann des Volkes: Wir können nichts machen, wir können das Auto, was abwärts rast, nicht aufhalten. Was wir nur tun können, unser Volk und uns der Dreimal Wunderbaren Mutter anbieten und sie bitten, sie soll das Zepter in die Hand nehmen… Deshalb muss ich immer das Wort wiederholen: Es geht abwärts. Wer kann uns helfen, dass wir nicht stürzen? Immer wieder die Gottesmutter. Ihre Hilfe ist anhaltend, dauernd, tief greifend. Wir wollen deshalb noch einmal ein Liebesbündnis mit ihr eingehen. … Wie hat die Gottesmutter für uns gesorgt? Wie will sie in Zukunft für uns sorgen? Die Gottesmutter ist Gnadenmutter, Brotmutter, Heimmutter, Regenmutter, Krankenmutter… "

Die Missionare der Kampagne in Adolfo González Cháves möchten Maria wie schon bei der Einweihung dieses Bildstocks bitten, "in der Mitte unserer Gemeinde zu wohnen, uns zu schützen und zu erziehen". Sie erbitten aber auch eine verstärkte Polizeipräsenz in der Gegend. "Denn es kommen so viele Menschen zu diesem heiligen Ort, Tag um Tag, um im Vorbeigehen mit Maria zu sprechen. Es ist schon oft etwas kaputt gemacht worden, zuletzt etwa das Gitter, aber der Fall wurde zu den Akten gelegt. Maria beschütze und erziehe uns alle, dass wir auf Gewalt und Agressivität verzichten lernen, auf Neid, Eifersucht, Egoismus, Überheblichkeit und Profilierungssucht, und dass wir stattdessen lernen, mehr Gedanken des Friedens, der Freude, der Ermutigung und der Anerkennung der Größe des anderen verbreiten. Und verzeihen lernen. Wir lieben dieses Land, in dem wir geboren sind, in dem wir aufgewachsen sind und leben, wo wir gelernt haben zu lieben, zu träumen und Pläne zu machen…"

Offenes Heiligtum

Es stimmt. Unbekannte Täter haben das Bild der Gottesmutter beschädigt, haben darauf geschossen. Eine traurige Geschichte, kein Zweifel. Aber zugleich eine Geschichte, die stolz macht. Wir haben eine Gottesmutter, die sich in Gefahr begibt, die nicht in ihrem Himmel bleibt, nicht einmal in ihrem Heiligtum, in dem sie die Türen zumachen konnte… Eine pilgernde Gottesmutter, eine Gottesmutter, deren Bildstöcke mitten im normalen Leben stehen, mittendrin in den Gefahren, in die sich ihre Kinder Tag um Tag begeben. Wir haben eine Gottesmutter, die sich die Hände schmutzig macht… und die da bleibt, wo man jetzt auf sie geschossen hat … mitten im Dachau unserer Zeit, eine Gottesmutter, die all die Bedrückten, Überfallenen, Verletzten mit offenen Armen erwartet, und die einlädt, mit ihr auf die Straße zu gehen und das Leben der Menschen zu teilen, Heiligtümer ohne Wände zu bauen, offene Heiligtümer, Dachauheiligtümer.


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