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3. Juli 2024 | ImPuls - Schönstatt - synodal | 

Love listens – eine Haltung, die dem Geist Raum schenkt Folge 14 der Serie „Synodales Leben im Bund“


ImPuls - Schönstatt - synodal (Montage: POS, Brehm)

Alicja Kostka. "Love listens", diese Worte auf dem T-Shirt einer Teilnehmerin des Katholikentages in Erfurt haben mich aufhorchen lassen. Die Liebe hört zu. Auf meine Frage an die junge Frau, wie diese Worte gemeint sind, antwortete sie: Wir brauchen Leute, die zuhören können!

Love listens (Foto: Faulhaber)

Love listens (Foto: Faulhaber)

Ist das Zuhören heutzutage nicht mehr selbstverständlich? Das Sich-Mitteilen und Ankommen-Wollen scheint wichtiger zu sein. Das Zuhören dagegen - eine Haltung, für die man sogar eintreten muss – so die Botschaft des T-Shirts.

Tatsächlich können auf der Webseite www.alphakurs.de unter dem Titel: Zuhören – der Schlüssel für tiefgehende Gespräche 10 Tipps für gute Kommunikation down geladen werden. Was sagt diese Haltung im Blick auf den synodalen Stil?

Mit Gottes Geist gesalbt, daher: zur Erkenntnis Gottes bestimmt

Der Geist Gottes wirkt in den Herzen der Gläubigen, die er mit seiner Liebe salbt, so wiederholt Papst Franziskus in den Dokumenten zur Weltsynode. Christus ist DER Gesalbte Christ?s – ???????, und im Sakrament der Taufe gibt er allen, die bereit sind, an ihn zu glauben, Anteil an seinem Geist. Theologisch sprechen wir da von dem Gespür des Glaubens – sensus fidei fidelium. Das heißt: jede:r Gläubige:r hat ein Gespür dafür, was zum Glauben gehört, fast wie einen Instinkt und kann, darf und soll davon Gebrauch machen. Tun wir das? Die synodale Kirche lädt jede:n Christgläubige:n dazu ein, davon Gebrauch zu machen.

Die hörende Gemeinde als Resonanzraum des Geistes

Ein prädestinierter Raum für die Einübung in das gegenseitige Hören aus der Haltung der Liebe, ist das Gespräch im Geist. „Im Hören aufeinander die Stimme Gottes herauszuhören“ – so das Ziel des Gesprächs. Die aktiv Hörenden als Resonanzraum des Geistes Gottes! Das Gespräch im Geist, die synodale Methode genannt, ist ein ambitionierter Anspruch, aber auch eine Verheißung, den Geist, der im Raum des Herzens spricht, bei sich selber und bei anderen wahrnehmen zu können. Und davon ausgehend: in der Seele der Gemeinschaft, im Miteinander heraushören - ob es sich dabei um eine Gemeinde, um Familie oder um ein Leitungsgremium handelt. Der gegenseitige Respekt von dem Wirken Gottes in jeder und in jedem Einzelnen ist notwendige Voraussetzung dafür: die Liebe hört zu!

Kommt uns das Zuhören als eine Gestalt der Liebe entgegen und will es uns aufeinander zubewegen, um uns mit der Erfahrung der Gemeinschaft neu und tiefer zu beschenken?

Wenn das Zuhören von Person zu Person schon eine Herausforderung ist (das wissen am besten Paare, Geschwister und auf jeden Fall Eheleute), wie viel mehr ist das eine Herausforderung in der Gemeinschaft, in den Vorgängen der kollektiver Entscheidungsfindung und der Leitung, wie viel mehr erst, wenn wir den Geist unter uns und in uns wahrnehmen wollen. Da kann die gegenseitige Liebe als Basis helfen.

Eine neue Qualität: den Geist unter uns wahrnehmen dürfen

Manche mag es „nerven“, vom Zuhören als der ersten Voraussetzung der synodalen Kirche wiederholt zu hören. Dabei handelt es sich wirklich um eine neue Fähigkeit: das Heraushören der Stimme Gottes in der Gemeinschaft, in der Gott wohnt (communio), und er teilt sich mit in den Stimmen der Einzelnen. Beide Aspekte sind dabei wichtig: Die Berücksichtigung jeder/jedes Einzelnen und das Wahrnehmen der Stimme der Gemeinschaft als Resonanzkörper des Geistes.

Ein charismatischer Zuhörer mit dem Gespür für das Lebendige

Josef Kentenich war ein guter Zuhörer. Dabei hat er als Begleiter von Einzelnen, von Gemeinschaften und von Gemeinschaftsprozessen zwischen Hören, Zuhören und Heraushören unterschieden. Dieses Zuhören und Heraushören hat er als einen unablässigen Dienst am Leben des Gegenübers verstanden, auch am Leben der Gemeinschaften. Das echte Interesse an dem Menschen, ja Faszination: Mensch, half ihm dabei. Herauszuhören, um das keimhafte, vorhandene Leben hervorzubringen, hervorbringen zu helfen. Und dann führte er das Herausgehörte, hervorgebrachte Leben zusammen in größere Ströme. So entstanden z.B. die Strömungen, in denen das Wirken Gottes wahrnehmbar war, sich in Bildern und Inhalten bündelte und die Beteiligten mit neuer Lebendigkeit beschenkte. Aber auch andere Gebilde, organisatorisch und strukturell, im Rahmen der dynamisch wachsenden Bewegung gehörten zu den Früchten des Zuhörens und Heraushörens, was in Einzelnen lebt.

Mein Herz als Resonanzkörper

Recht hat die junge Frau, wenn sie sagt: Es braucht Leute, die zuhören können. Es braucht Leute, die ihre Herzen und ihre Zeit als Resonanzkörper zur Verfügung stellen, damit Gemeinschaftsprozesse in Gang gesetzt werden können, die nicht nur von den gesetzten Zielen ausgehen, sondern von der Wahrnehmung des Wunsches Gottes. Hier wieder der innovative Kentenich: Er hat vor gut 100 Jahren mit Überzeugung nicht nur – wie damals üblich – vom Willen Gottes gesprochen (in dem Wort klingt etwas Unnachgiebiges, Bestimmendes, Absolutes), sondern auch von dem Wunsch des Vaters. Dieser Wunsch als ein Anliegen, Sehnsucht, Traum, ist im Dialog erkennbar und beschenkt das erkannte, auch gemeinsam erkannte Ziel mit Leben. Bei einem solchem Vorgang des Erkennens – im Resonanzraum des eigenen Herzens und der geschwisterlichen Gemeinschaft – kann und wird niemand instrumentalisiert oder verzweckt. Die Grundlage ist der gegenseitige Respekt als Gestalt der Liebe. Und die Liebe hört gerne zu. Sie beschenkt mit Leben.

Alicja Kostka

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