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9. April 2024 | Deutschland | 

Erinnerung an die Entlassung Pater Kentenichs aus dem KZ Dachau 32 Tage vor Kriegsende


Am Jourhaus: Thematische Führung in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Pfaffenzeller)

Am Jourhaus: Thematische Führung in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Pfaffenzeller)

Hbre. Es sind immer wieder Gedenktage an Ereignisse im Leben Pater Josef Kentenichs, die im Zusammenhang mit seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten im Gefängnis in Koblenz oder im Konzentrationslager Dachau stehen, die Schwester M. Elinor Grimm veranlassen, einen Bericht an schoenstatt.de zu senden. Dieses Mal ist es die Entlassung Pater Kentenichs aus dem Konzentrationslager, die am 6. April 1945, also vor 79 Jahren, damals nur einen Monat vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges (am 8. Mai 1945) erfolgte, aus deren Anlass sich am 6. April 2024 einige Schönstätter in der heutigen KZ-Gedenkstätte Dachau zu einem thematischen Rundgang trafen.

Josef Kentenich, kurz nach der Entlassung aus dem KZ Dachau (Foto: Archivfoto)

Josef Kentenich, kurz nach der Entlassung aus dem KZ Dachau (Foto: Archivfoto)

Infos beim thematischen Rundgang in der KZ-Gedenkstätte Dachau

„Die Fesseln sind gefallen! Es gibt Erhörung auch ohne Wunder – wie meine Befreiung aus Dachau. Wir haben viel gebetet. Auch wenn scheinbar alles ganz natürlich vor sich ging, so handelt es sich dabei doch um ein übernatürliches, göttliches Eingreifen“, so habe Pater Kentenich selbst 1945 in Ennabeuren, wo er das Ende des Krieges abwarten wollte, um dann endlich nach Schönstatt heimkehren zu können, über seine Entlassung aus dem Konzentrationslager gesprochen. Ende März bis Anfang April 1945 kam es auf Befehl von Heinrich Himmler, ehemaliger Reichsführer SS und einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, zur Entlassung von einigen reichsdeutschen Geistlichen. Dass P. Kentenich unter den Entlassenen war, „an dieses ‚Wunder‘, an das ‚göttliche Eingreifen‘ wollten wir mit der Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte erinnern“, so Schwester M. Elinor. „Denn kurz nach Pater Kentenichs vorzeitiger Entlassung war wieder Schluss.

Zwischenstationen in Kloster Schönbrunn und Freising

Wie Schwester M. Elinor weiter erzählt, habe Pater Kentenich nach seiner Entlassung zunächst Pfarrer Friedrich Pfanzelt von Sankt Jakob, Dachau, besucht, um ihm zu danken für alle Hilfe für die inhaftierten Priester im KZ. Am Nachmittag sei Kentenich mit dem Zug nach Röhrmoos gefahren und vom Bahnhof aus die gut zwei Kilometer zu Fuß zum Franziskanerinnen-Kloster Schönbrunn gegangen. Der Schönstattgründer kannte dieses Kloster aus dem Jahr 1923, als er in der Zeit, in der P. Johannes Wimmer SAC Spiritual des Klosters war, zu einer Tagung dort weilte. Die Schwestern hätten ihm dort im Nähzimmer einen besseren Anzug besorgt.

Eigentlich habe Pater Kentenich einige Zeit in Schönbrunn bleiben wollen, aber einer der treuen Gefährten aus Dachau, Kaplan Heinz Dresbach, sei aus Freising gekommen, um ihn am nächsten Tag dorthin zu holen. In Freising sei es zu einem Treffen mit dem Generalvikar und auch mit Kardinal Faulhaber gekommen. Außerdem sei Pater Kentenich mit erstaunlicher Energie Schönstättern in Freising begegnet. Frau Füßl, die damals zur Schönstatt-Mädchenjugend gehört habe, habe Jahre später von ihrer Begegnung mit P. Kentenich am 8. April 1945 in der Altöttinger Kapelle berichtet. „Nichts hat mir das KZ und der Terror geraubt, auch den Bart nicht, denn der fängt schon wieder zu wachsen an“, so habe P. Kentenich festgehalten. Und weiter: „… wir wollen nicht zurückblicken in das Grauen. Unser Blick geht vorwärts in die Zukunft“.

Pater Kentenich am 18. Mai 1945 auf der Schwäbischen Alb in der Nähe von Ennabeuren (Foto: Archivfoto)

Pater Kentenich am 18. Mai 1945 auf der Schwäbischen Alb in der Nähe von Ennabeuren (Foto: Archivfoto)

Über Ennabeuren nach Schönstatt, Vallendar

Von Freising aus habe sich Josef Kentenich in Etappen – es war ja noch Krieg – nach Ennabeuren auf die Schwäbische Alb zu Pfarrer Josef Kulmus, einem Schönstattpriester begeben, um dort die weitere Entwicklung abzuwarten. Die Heimkehr nach Schönstatt, Vallendar, und ein erster Besuch im Urheiligtum sei erst nach dem Kriegsende am Pfingstsonntag, dem 20. Mai 1945, möglich gewesen.

Nach der Heiligen Messe in der Kapelle des Carmels, Dachau (Foto: Grimm)

Nach der Heiligen Messe in der Kapelle des Carmels, Dachau (Foto: Grimm)

Dankmesse und Gebet für den Frieden heute

Den Abschluss des thematischen Rundganges, zu dem eine fast 90jährige Schönstätterin aus ihrer Seelsorgeeinheit einen polnischen Franziskaner und dessen Besucher, einen Missionar und Professor aus Hongkong mitgebracht hatte, bildete eine österliche Dankesmesse für die Befreiung Pater Kentenichs aus dem KZ, aber auch eine Messe des intensiven Gebetes für den Frieden in der Welt heute.

Tag der Entlassung – Hinweis auf göttliches Eingreifen

Der Entlassungstag Pater Kentenichs aus dem KZ, der 6. April 1945 stehe in einem direkten Bezug zum Titel des Schönstätter Gnadenbildes, so Schwester M. Elinor Grimm. „Der Titel unseres Marienbildes hat seine Ursprünge am 6. April 1604. Damals hatte Pater Rem SJ in Ingolstadt das religiöse Erlebnis, dass Maria der Titel ‚Wunderbare Mutter‘ besonders lieb sei. Daraufhin entstand bald die Anrufung ‚Dreimal wunderbare Mutter‘.“ Für Schwester M. Elinor sei „der Entlassungstag wie ein Hinweis auf den großen Schutz, den Maria Pater Kentenich in den Jahren der Gefangenschaft zuteilwerden ließ.


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