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Wo sind welche Tassen im Schrank?
Flötenkonzert der Akademie-Kongress-Teilnehmenden (Foto: Akademie für Ehe und Familie, Mainz)
F. Breitenbach. Beim 21. Absolventenkongress der Akademie für Ehe und Familie ging es in diesem Jahr um das ICH und das SELBST der einzelnen Persönlichkeiten und darum, wie der lebendige Gottesglaube seinen Platz zwischen beiden findet.
Zugegeben
Wo sind welche Tassen im Schrank? Das ist eine sehr stark verkürzte Umschreibung des diesjährigen Absolventenkongresses der Akademie für Ehe und Familie, der traditionsgemäß am Palmsonntagswochenende im Haus Marienland in Vallendar stattfand.
Über dem Wochenende schwebte thematisch die „Spirituelle Intelligenz“ von Prof. Dr. Julius Kuhl, dem es mit seiner PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen) gelungen ist, einen integrativen Bogen über viele bereits bestehende Modelle nach u. a. Freud, Jung und Adler zu spannen.
Referentin Anja Birringer und mit ihrem Mann Tommy gemeinsam Absolventen der Akademie (Foto: Akademie für Ehe und Familie, Mainz)
Spannend
Im Rahmen des ersten Referats brachte Anja Birringer (PSI-Coach und Absolventin der Akademie) den Teilnehmenden ihren „Gehirnpalast“ nahe. Dort gibt es unterschiedliche Räume: das Planungsbüro, das Prüflabor, die Bibliothek und die Werkstatt. So erfuhren die Zuhörenden, dass sich jede und jeder u. U. situationsbedingt lieber im einen oder anderen Raum aufhalte. Deutlich wurde aber auch, dass zum Leben alle diese Räume benötigt werden, ähnlich, um im Bild zu bleiben, einer Wohnung, die einen Schlafplatz, einen Wohnbereich, eine Küche und auch ein Bad haben muss.
Während das denkende ICH das Planungsbüro und das Prüflabor bewusst betritt und betreibt (analytische Intelligenz), ist der Mensch jedoch in Bibliothek und Werkstatt eher unbewusst unterwegs. Hier herrscht das fühlende SELBST (intuitive Intelligenz).
Referent Dr. med. István Bechtold, gemeinsam mit seiner Frau, die leider kurzfristig verhindert war. Sie sind Moderatoren der Akademiekongresse. (Foto: Akademie für Ehe und Familie, Mainz)
Nerven
Das zweite Referat wurde von dem (Mediziner-)Absolventenpaar Dres. med. Mirjam und István Bechtold vorbereitet. István führte die Absolventinnen und Absolventen fachmännisch durch das Gehirn. Lässt dessen medizinisch-neurologische Beschreibung überhaupt Platz für die PSI-Modelle, von denen am Vormittag die Rede war? Kurze Antwort: Ja, beides lässt sich bestens miteinander vereinbaren. Das Intuitive und das Analytische, welches sehr anschaulich vergangenes, gegenwärtiges und auch zukünftiges Tun interpretieren und „planen“ lässt, findet in den einzelnen Hirnregionen vom Rückenmark bis in die Frontallappen seinen Platz.
Referent Pater Stefan Strecker, Mitglied der Akademie (Foto: Akademie für Ehe und Familie, Mainz)
Christlich
Wo findet Gott, wo findet der Glaube an ihn in diesem eben beschriebenen Konstrukt Raum? Das dritte Referat von P. Stefan Strecker am Sonntagmorgen zeigte, dass Wissenschaft und Glaube bestens miteinander harmonieren können. Pater Stefan brachte den Zuhörenden die Spirituelle Intelligenz nach Julius Kuhl näher mit der Quintessenz, dass der Glaube seinen Platz zwischen ICH und SELBST findet… und behauptet. Julius Kuhl erklärt dies folgendermaßen: „Glaube ist – psychologisch gesprochen – sozusagen zwischen ICH und SELBST angesiedelt: Er verbindet das ganzheitliche, ‚überbewusste‘ SELBST, das persönliche Erfahrungen im Umgang mit Bedürfnissen und Werten (eigenen und fremden) integriert, so mit dem analytisch denkenden, an Regeln orientierten ICH, dass Struktur und Freiheit, Fordern und Fördern, Gesetz und Liebe zusammenkommen. Das Vorbild für diese Verbindung ist Jesus von Nazareth, der beides zusammengebracht hat.“ (Quelle: Julius Kuhl, „Spirituelle Intelligenz“, Herder, 2005, S. 14).
Hochinspirierend war in diesem Zusammenhang auch ein letzter Aspekt zum „Dazwischen-sein“: „Der Glaube an den drei-einen Gott – und Maria dazwischen“, welcher durchaus das Potential hat, mindestens ein weiteres Wochenende thematisch zu füllen.
Lebendig
Alles, was einen Absolventenkongress der Akademie für Ehe und Familie ausmacht, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch in diesem Jahr in vollen Zügen genießen: das Kennenlernen, das Beisammensein, das Netzwerken und das gemeinsame Gebet, das in einem festlichen Gottesdienst zum Palmsonntag einen Höhepunkt fand.
Beseelt und bestärkt und wohlwissend, welche Tasse wo in ihrem Schrank zu finden sein wird, fuhren alle Paare und Familien nach Hause. Die Karwoche und die Osterzeit werden viele Andockstellen für das Gelernte bieten und alle vier Räume des Gehirnpalastes ansprechen und fordern.
Nachtrag
Hochfrequent
Dem Aufruf in der Einladung, doch bitte eine, wenn auch verstaubte, Blockflöte mitzubringen, kamen viele Paare nach. Mit Sopran-, Alt-, Tenor und Bassflöten war fast das komplette Spektrum hölzerner Blasinstrumente vertreten. Vergessen war übrigens keine Option, denn István Bechtold hatte ein paar Kunststoffflöten mitgebracht. Die Kongressteilnehmenden durften feststellen, dass Flötespielen ähnlich dem Fahrradfahren nicht verlernt wird und, obgleich einige seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gespielt hatten, übten alle mit viel Spaß und Freude am Musizieren mehrere mehrstimmige Stücke ein.