Nachrichten

8. März 2024 | International | 

Synodalität: „gemeinsam“ – Schönstatt-Tagung aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Rom, Belmonte


Das Schönstattzentrum Belmonte mit Bettenhaus (rechts), Tagungszentrum (mitte) und dem Schönstatt-Heiligtum "Matri Ecclesiae" im römischen Stadtteil Casalotti, an der Kreuzung der Via di Boccea mit der Via di Santa Gemma, Rom (Foto: Haag)

Das Schönstattzentrum Belmonte mit Bettenhaus (rechts), Tagungszentrum (mitte) und dem Schönstatt-Heiligtum "Matri Ecclesiae" im römischen Stadtteil Casalotti, an der Kreuzung der Via di Boccea mit der Via di Santa Gemma, Rom (Foto: Haag)

Maria Haag/Hbre. Insieme – italienisch für gemeinsam, das fasst die Tagung der Schönstattfamilie aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart wohl am treffendsten zusammen. Insieme machten sich 25 Personen aus den verschiedenen Gliederungen und Altersklassen auf den Weg nach Belmonte um Synodalität zu erarbeiten, zu erspüren und zu erleben. So durften die Teilnehmenden eine Tagung mit buntem Programm, dolce Vita und viel Tiefgang erleben, von der im Folgenden etwas berichtet wird.

Ein Ort am Puls der Kirche – Ankunft in Belmonte

Die Tagung beginnt am Aschermittwoch, 14.02.2024, mit einem Abendgottesdienst und einem anschließenden gemeinsamen Kennenlernen. Beeindruckend für viele war das Schönstattzentrum Belmonte, welches umgeben von einer pulsierenden und ewigen Stadt ein Ort der Ruhe ist, an dem spürbar Neues wachsen und entstehen darf. Pater Kentenichs Wunsch nach einem Ort am Puls der Zeit und am Puls der Kirche, um immer wieder auch über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, geht hier in Erfüllung.

Die Tagungsgruppe aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Austausch zu Hoffnungen und Befürchtungen (Foto: Haag)

Die Tagungsgruppe aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Austausch zu Hoffnungen und Befürchtungen (Foto: Haag)

Synodalität – „gemeinsam als Volk Gottes unterwegs sein“

Beim Morgenlob am Donnerstag, 15.02.2024, im Matri-Ecclesiae-Heiligtum spielt das Lied „dieser Weg“ von Xavier Naidoo eine Rolle, dessen Inhalt ganz realistisch auf die Synodalität übertragen werden kann. Im Refrain des Liedes heißt es: „Dieser Weg, wird kein leichter sein. Dieser Weg, wird steinig und schwer. Nicht mit vielem wirst du dir einig sein, dieses Leben bietet so viel mehr“. Auch wenn das Lied die Schwierigkeiten besonders betont, so ist die Gruppe nach dem Gebet dennoch bestärkt darin, den Weg der Synodalität unter der Führung Gottes gehen zu wollen.

Ein Gespräch über Hoffnungen und Befürchtungen rund um das Thema Synodalität führte die Gruppe in einen tiefen und ehrlichen Austausch. Der Hoffnung, durch synodale Prozesse mehr kirchliche Gemeinschaft und sogar Einheit zu erreichen stand die Befürchtung gegenüber, dass in den Diskussionen die Unterschiede betont und die Einheit ins Abseits gedrängt werden könnte. Dass manche Gruppierungen in der Kirche nicht bereit für einen offenen Diskurs seien und kein bisschen von ihrem Standpunkt abweichen wollen, sei besonders herausfordernd. Je länger, je mehr fragten sich viele, wie lange sie sich noch auf solche Diskussionen einlassen können. Synodalität kristallisierte sich für die Gruppe dabei als Hoffnungsschimmer heraus. Ein Weg, die Herausforderungen und Krisen der Kirche auf eine neue Art gemeinsam zu bewältigen – im Hören auf den Heiligen Geist.

In einer weiteren Runde beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Frage: „Was ist gelungene Synodalität und welche Merkmale weist sie auf?“ Positiv stand hier vor allem das „gemeinsam als Volk Gottes unterwegs sein“, und zwar getrieben vom Hl. Geist im Zentrum. Jeder Getaufte sei Teil dieses großen Volkes und im Miteinander sei es das Ziel, sich vom Hl. Geist führen zu lassen. Es gehe darum im Aufeinander Hören den Willen und den Weg Gottes für seine Kirche herauszufinden.

Abend in Santa Rita: Dr. Christian Löhr, Generalrektor des Schönstattinstitutes Diözesanpriester (v.l.n.r.), Pfarrer von Santa Rita, Pfr. Heinz-Martin Zipfel, Ludwigsburg, Rektor Marcelo Cervi, Belmonte (Foto: Haag)

Abend in Santa Rita: Dr. Christian Löhr, Generalrektor des Schönstattinstitutes Diözesanpriester (v.l.n.r.), Pfarrer von Santa Rita, Pfr. Heinz-Martin Zipfel, Ludwigsburg, Rektor Marcelo Cervi, Belmonte (Foto: Haag)

Am Abend konnte die Gruppe in Santa Rita, der Orts-Kirchengemeinde in der Nähe vom Schönstattzentrum Belmonte, Eucharistie feiern und sich anschließend mit den Gemeindemitgliedern über Synodalität austauschen. Dabei war zu erfahren, dass man in Italien denkt, es gäbe in Deutschland nur noch die stark reformdurstigen Katholiken. Dass es in Italien erst im Zuge der Weltsynode zur Synodalität zur Einrichtung der Kirchengemeinderäte kam und erst seit Kurzem Eltern und Laien in die Vorbereitung auf die Sakramente der Hl. Kommunion und der Firmung miteinbezogen werden, zeichnete für die Gruppe ein durchaus überraschendes Bild.

Gottesdienst in St. Paul vor den Mauern (Foto: Haag)

Gottesdienst in St. Paul vor den Mauern (Foto: Haag)

Gespräch mit Gudrun Sailer, Radio Vatikan (Foto: Haag)

Gespräch mit Gudrun Sailer, Radio Vatikan (Foto: Haag)

Synodalität – ein Neuanfang

Das Lied „Neuanfang“ von Clueso: „Es ist nie zu früh, es ist nie zu spät für einen Neuanfang“ war am Freitag, 16.02.2024, eine Einstimmung auf die Begegnung mit dem hl. Paulus in der Kirche St. Paul vor den Mauern. Sein Leben hat durch einen ganz persönlichen Neuanfang eine vollkommene Wendung genommen. Am Grab dieses Apostels zu stehen, der durch seine missionarische Berufung in seiner Zeit die unterschiedlichsten Menschen erreichte und bis heute Menschen in der Kirche prägt, war beeindruckend. In der Nähe seines Grabes in einer Seitenkapelle Gottesdienst zu feiern und an seinem Grab zu beten mutmachend. Sein Beispiel macht Mut auch heute die verschiedensten Menschen in die Kirche mithineinzunehmen und eine allumfassende Gemeinschaft im synodalen Sinn anzustreben.

Ein weiterer Schwerpunkt des Tages war Rom in Kleingruppen zu erkunden, bevor es am Nachmittag ganz in der Nähe des Petersdoms zu einem Gespräch mit Gudrun Sailer kam, die bei Radio Vatikan arbeitet und im Verein „Frauen im Vatikan“ aktiv ist. Durch sie bekam die Gruppe interessante Einblicke in vatikanische Organisationsstrukturen, in kirchliche Vorgänge, in die Stimmung im Vatikan und was die Weltsynode zur Synodaliät so besonders macht.

Gruppenarbeit zum Thema Charisma (Foto: Haag)

Gruppenarbeit zum Thema Charisma (Foto: Haag)

"Ich schalte mich ein in das Versprechen, das Pater Kentenich 1965 Papst Paul VI gegeben hat." (Foto: Haag)

"Ich schalte mich ein in das Versprechen, das Pater Kentenich 1965 Papst Paul VI gegeben hat." (Foto: Haag)

"In guter Gesellschaft": Unterschriften von Persönlichkeiten der Schönstatt-Bewegung im Jahr 1965 (Foto: Haag)

"In guter Gesellschaft": Unterschriften von Persönlichkeiten der Schönstatt-Bewegung im Jahr 1965 (Foto: Haag)

Vom Charisma und den Folgen eines Versprechens

Am Samstagvormittag, 17.02.2024, befasste sich die Gruppe mit dem Thema Charisma. Dazu stellte Don Marcello Cervi, Rektor des Schönstattzentrums Belmonte, Thesen aus seiner Doktorarbeit zum Thema Charisma der Getauften vor. Als Charismen gelten besondere Gaben des Hl. Geistes, die jeder Getaufte in sich trägt, die es zu entdecken und zum Nutzen aller in die Gemeinschaft miteinzubringen gilt. Besonders beeindruckend waren in diesem Zusammenhang der Blick auf das „Volk Gottes“, das nach Diskussionen und Beschlüssen im Zweiten Vatikanischen Konzil das Kirchenbild der nachkonziliaren Kirche prägt. Schon damals haben die Bischöfe betont, dass es um die Gemeinschaft aller Gläubigen mit ihren Begabungen geht.

Am 22. Dezember 1965 hat Pater Kentenich gegenüber Papst Paul VI. versprochen, diese nachkonziliare Sendung der Kirche voll und ganz zu unterstützen: „Ich habe im Namen der Gesamtfamilie versprochen: wir wollten uns künftig mit allen Kräften dafür einsetzen, dass die postkonziliare Sendung der Kirche in der Folge überall, wo wir Einfluss haben, möglichst vollkommen erfüllt werde. Postkonziliare Sendung der Kirche!“, so Kentenich. Schon zu seinem 80. Geburtstag am 16. November 1965 hatten die anwesenden Mitglieder der Schönstattbewegung dieses Versprechen mit ihrer Unterschrift bestärkt. Eine gewisse Herausforderung war spürbar, als in der Gruppe die Frage im Raum stand, sich in den Kreis derer mit hineinzubegeben, die das Versprechen geben, diese nachkonziliare Sendung der Kirche zu unterstützen. Alle, die wollten, konnten das in Belmonte durch ihre Unterschrift besiegeln.

Nachmittag und Abend standen den Teilnehmenden zur freien Verfügung und so wurden in kleinen Gruppen Ziele in Rom, Belmonte und sogar das nahe gelegene Mittelmeer erkundet. Dabei die Erfahrungen als Einzelne miteinander auf Augenhöhe etwas zu unternehmen, eine neue Dimension des insieme, des Gemeinsamen. Synodalität findet eben nicht nur in den gemeinsamen Inputs oder im gemeinsamen Gebet statt, sondern sie passiert im miteinander etwas tun, gerade in der freien Zeit, wenn bei einem Espresso oder einer Flasche Wein bis tief in die Nacht ein Austausch über Glaube, Schönstatt, die Kirche aber auch politische Themen stattfindet.

Zwischendurch: Rom erkunden (Foto: Haag)

Zwischendurch: Rom erkunden (Foto: Haag)

Einige Stichworte zum Thema Synodalität (Foto: Haag)

Einige Stichworte zum Thema Synodalität (Foto: Haag)

Synodalität konkret leben

Am Sonntagvormittag, 18.02.2024, stand eine Exkursion zum Cor Ecclesia Heiligtum der Marienschwestern in Rom auf dem Programm bei der die Gruppe einiges über die Entstehung dieses Schönstatt-Heiligtums, über die Sendung der Marienschwestern in Rom sowie über den Aufbau der Schönstatt-Bewegung in Italien erfuhr. Nach einer Eucharistiefeier im Heiligtum machte sich die Gruppe zum nahegelegenen Petersplatz auf, um dort am Angelusgebet des Papstes teilzunehmen.

„Am Abend,“ so berichtet eine Teilnehmerin, „kamen wir noch einmal zusammen, um konkrete Schritte der Synodalität für uns persönlich zu besprechen. Letztendlich kamen wir auf die Punkte im Logo der Weltsynode zurück. Gemeinschaft – insieme, wie wir sie auf Belmonte erleben durften und wie wir sie uns für Schönstatt wünschen. Teilhabe – Charismen entdecken und unsere eigenen einbringen und allen Charismen die Teilhabe an der Kirche ermöglichen. Sendung – unsere persönliche Sendung, die Sendung der Kirche an der Seite von Papst Franziskus und die Sendung Schönstatts an der Seite von Pater Kentenich ist Synodalität. Als wesentlichen Punkt konnten wir noch das Gebet hinzufügen, welches uns erst ermöglicht, vom Hl. Geist getrieben Kirche zu sein. Und letztendlich sehen wir uns alle vor die Frage unseres Gründers Pater Kentenichs an Alex Menningen gestellt: Gehst du mit? … Gehst du mit mir die Wege der Kirche mit, auch wenn sie über unseren eigenen Horizont hinausführen? Wenn Du mitgehst, dann gehen wir insieme – gemeinsam auf den Wegen Gottes.“

Beim "Cor Ecclesiae Heiligtum" (Foto: Haag)Angelusgebet mit dem Heiligen Vater auf dem Petersplatz (Foto: Haag)

Beim "Cor Ecclesiae Heiligtum" (Foto: Haag) Angelusgebet mit dem Heiligen Vater auf dem Petersplatz (Foto: Haag)

Vor der Peterskirche (Foto: Haag)

Vor der Peterskirche (Foto: Haag)


Top