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1. März 2024 | Delegiertentagung | 

Delegiertentagung 2024 beschäftigt sich mit dem Thema Charisma


Die Delegiertentagung 2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland tagt im Pater-Kentenich-Haus in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Die Delegiertentagung 2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland tagt im Pater-Kentenich-Haus in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

CBre & Hbre. Die „Delegiertentagung“ der Schönstatt-Bewegung Deutschland, die heute, am 1. März, in Schönstatt, Vallendar, begonnen hat, beschäftigt sich in diesem Jahr mit verschiedenen Aspekten des Themas „Charisma“. Die Tagung mit gut 150 Verantwortlichen der Bewegung aus den deutschen Diözesen, aus Projekten, Initiativen und Gemeinschaften hat u.a. das Ziel, sich über den zentralen Wert für die Jahresarbeit der Bewegung im kommenden Jahr im Klaren zu werden. Darüber hinaus geht es um Begegnung, Austausch, gemeinsames Gebet und um miteinander Feiern.

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, bei der Eröffnung der Tagung (Foto: Brehm)

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, bei der Eröffnung der Tagung (Foto: Brehm)

„Aus welchen geistlichen Quellen können wir heute trinken?“

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der deutschen Schönstatt-Bewegung, sprach in seinem Eröffnungswort davon, dass die Gesellschaft sich aktuell in einer andauernden Nervosität befände, dass alle ihren Blick ständig auf ernste Themen wie die Erhaltung des Friedens, die Bewahrung des Klimas, den Erhalt der Demokratie richten müssten. Auch im Blick auf den Glauben werde die Aufbröselung der Kirchen erlebt und in vieler Hinsicht andauernd von Problemen gesprochen. Um all diesen Herausforderungen begegnen zu können, sei es eigentlich notwendig zu wissen, „aus welchen geistlichen Quellen wir trinken könnten“. Doch gerade auf diese Frage gäbe es wenig Antworten. Doch sei es so, dass Gott jeder Zeit und ihren Anforderungen Charismen schenke, aus denen heraus sich hilfreiche Antworten ergeben könnten. „Wir sind gut beraten, auf diese Charismen zu schauen. Sowohl auf das Charisma Schönstatts, das Gott als Gabe und Aufgabe geschenkt habe, als auch auf die Charismen der geistlichen Bewegungen, deren Freundschaft – vor allem im ‚Miteinander für Europa‘ uns in den letzten Jahren immer mehr geschenkt worden ist“; so der Schönstatt-Pater.

Schwester M. Vernita Weiß moderierte den Vormittag zum Thema "Miteinander von Charismen - Gott sammelt sein Volk" (Foto: Brehm)

Schwester M. Vernita Weiß moderierte den Vormittag zum Thema "Miteinander von Charismen - Gott sammelt sein Volk" (Foto: Brehm)

Unter diesem Blickwinkel führte der Eröffnungsmorgen der Delegiertentagung zu einer Begegnung und gegenseitigen Bestärkung verschiedener Charismen, die u.a. im Netzwerk „Miteinander für Europa“ zusammenarbeiten. Fadi Krikor, Father’s House for all Nations, Altenhohenau, Schönstatt-Pater Dr. Lothar Penners und Hans Georg Hagman, Schönstatt-Familienbund, Rebekka Bischof, Projekt Neuevangelisierung, Passau sowie Herbert Lauenroth, Fokolare, Ottmaring machten auf die Chancen aufmerksam, die im „Miteinander von Charismen“ liegen können. „Gott sammelt sein Volk“, so Schwester M. Vernita Weiß, die den Vormittag inhaltlich moderierte, sei nicht nur eine Erfahrung in der Begegnung von Gemeinschaften und Initiativen sondern gerade in dieser Begegnung erfahre das eigene Charisma oft eine Schärfung, eine Klärung und sogar eine Entwicklung.

Mit seinem Zeugnis beeindruckte Fadi Krikor, Father's House of all Nations, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegiertentagung (Foto: Brehm)

Mit seinem Zeugnis beeindruckte Fadi Krikor, Father's House of all Nations, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegiertentagung (Foto: Brehm)

Wenn Gottes Stimme sich Gehör verschafft

Mit seinem lebhaften Zeugnis beeindruckte Fadi Krikor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegiertentagung. Er zeigte sich überzeugt, dass Gott nicht nur in jeden einzelnen Menschen sondern auch in jedes Land hinein ein Charisma geschaffen habe. Als Sohn eines Armeniers und einer syrischen Christin und aufgewachsen im Irak, ist sein Leben tief geprägt von einer Familiengeschichte, in der Verfolgung, Genozid und viele Repressalien eine Rolle spielten. Mit 18 kam er nach Deutschland, studierte, eröffnete mit seinem Bruder ein Architekturbüro. Nach einer Lebenskrise zwischen 2001 und 2003 und der verstärkten Zuwendung zu Gott, sei in ihm ganz langsam die Fähigkeit gewachsen, „etwas im Geist“ wahrzunehmen. Dieser Weg sei, wie wenn man auf Wasser gehe oder wie Noah, der wusste, er solle eine Arche bauen, aber nicht so genau wozu. So habe er selbst den Ruf vernommen, ein Kloster zu kaufen. Weil der Anruf trotz innerer Ablehnung nicht verstummt sei, habe er sich schließlich auf den abenteuerlichen Weg machte, ein Kloster zu kaufen, um dabei immer wieder staunend festzustellen, wie Wege sich ebneten, völlig überraschende Wendungen das Unmögliche wahr machten. Kloster Altenhohenau ist heute ein lebendiges, vom Gebet getragenes Kloster und Bildungshaus nicht weit von München.

Im Interview mit Schwester M. Vernita Weiß, bezeichnete er die „Vaterschaft“ als Charisma Deutschlands. Ein Vater entscheide, was in die Familie hineinkomme und was nicht. Das könne Segen und Fluch sein, wie man an der deutschen Geschichte ablesen könne. Mit Blick auf den Islam, den er gut kenne, machte Fadi Krikor darauf aufmerksam, dass dort der Gedanke der Einheit sehr stark ausgeprägt sei. „Muslime verstehen sich über alle Ländergrenzen hinweg als einige Familie.“ Die Einheit sei jedoch auch ein Schlüssel für das Kommen des Reiches Gottes. Gott habe Himmel und Erde miteinander versöhnt, das sei doch das gemeinsame Fundament, auf dem alle Christen stünden. Auf diesen größten gemeinsamen Nenner gelte es sich zu konzentrieren und sich nicht immer und immer wieder vom Widersacher genau in diesem Punkt der Einheit auseinanderbringen zu lassen.

Pater Dr. Lothar Penners, Vallendar (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners, Vallendar (Foto: Brehm)

Zusammenwirken der Charismen dringend erforderlich

„Es liegt etwas in der Luft“, wagte Pater Lothar Penners, eingeladen etwas zur Verwirklichung des apostolischen Weltverband als „Zielstellung Schönstatts“, zu sagen. Endlich, 200 Jahre nach Vinzenz Pallottis Vision vom apostolischen Zusammenwirken aller Kräfte in und für die Kirche, werde immer deutlicher, es komme auf die Sammlung der so ganz unterschiedlichen Charismen an, damit sie gemeinsam die Sendung des Christentums in der heutigen Zeit tragen.

Rebekka Bischof, Projekt Neuevangelisierung, Passau (rechts) und Hans Georg Hagman, Schönstatt-Familienbund, beide bei Miteinander für Europa engagiert, im Gespräch mit Schwester M. Vernita Weiß  (Foto: Brehm)

Rebekka Bischof, Projekt Neuevangelisierung, Passau (rechts) und Hans Georg Hagman, Schönstatt-Familienbund, beide bei Miteinander für Europa engagiert, im Gespräch mit Schwester M. Vernita Weiß  (Foto: Brehm)

Bereicherung in der Begegnung

Rebekka Bischoff und Hans-Georg Hagmann – seit einigen Jahren beim Netzwerk „Miteinander für Europa“ dabei – konnten in ihren Zeignissen deutlich machen, wie sehr sie sich von den dort erlebten Miteinandererfahrungen bereichert fühlen. Begegnungen mit den anderen Charismen, kennen- und schätzenzulernen wie Jesus in anderen Charismen wirke, bewirke u.a. eine Weitung des eigenen Charismas und der eigenen Identität. Die Erfahrung, so Rebekka Bischof, dass das Gebet bei anderen an erster Stelle stehe, habe sie am meisten bereichert, denn „Wir Katholiken sind oft schnell im Tun und der Aktion. Aber das Gespräch mit Jesus an die erste Stelle setzen, das macht einen großen Unterschied, das eröffnet neue Räume des Miteinanders und des Glaubens.“ Hans-Peter Hagmann ist überzeugt, in der Begegnung mit den anderen Bewegungen „wird uns Stärkendes zugesprochen, das sowohl unsere Wurzeln stärkt als auch unsere Mission, uns im Liebesbündnis mit vielen zu verbinden.“

Herbert Lauenroth, Fokolar-Bewegung, war für seinen Beitrag online zugeschaltet (Foto: Brehm)

Herbert Lauenroth, Fokolar-Bewegung, war für seinen Beitrag online zugeschaltet (Foto: Brehm)

Emmauskompetenz gefragt

Herbert Lauenroth aus der Fokolar-Bewegung – online aus Ottmaring zugeschaltet – stellte in seinem spannenden Beitrag die Frage, auf welches Europa die im Netzwerk „Miteinander für Europa“ verbundenen Charismen zusteuern. Angesichts der geringer werdenden Bedeutung des Christentums könnten engagierte Christen den schmerzlichen Gedanken bekommen, in Verluste investiert zu haben. Spätestens dann aber sei es Zeit, „endlich Raum zu schaffen für Gott in und unter uns, eigene, vertraute Bilder loszulassen, neue Erfahrungen zuzulassen, den Versuchungen zur Größe zu entsagen und klein zu werden und Kind zu werden.“ Charles Peguy, französischer Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert, habe ein Bild für die drei Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung, Liebe gesehen: Glaube und Liebe als Eltern, in deren Mitte etwas verloren die Hoffnung als Kind tripple. Bei genauerem Hinsehen werde aber deutlich, dass es die Hoffnung sei, also das Kind, das die anderen beiden mit sich ziehe und nach vorne bringe. Hoffnung als vertrauensvolle Zuversicht – die auf dem trotzigen dennoch beharrt – darin läge das Geheimnis des Miteinanders der Bewegungen, „weil wir einst erkannt haben, Gott sammelt sein Volk inmitten fundamentaler Fliehkräfte“, so Lauenroth.

Die Zeit der Kathedralen scheine unwiderruflich vorbei. Notre Dame stehe in Flammen, während das christliche Leben erlösche. Und genau da an diesen Bruchstellen sollten die unterschiedlichen Charismen der Bewegungen ansetzen. Da sei es nötig, sich auf die Ursprünge zurückzubesinnen, sich um neue netzwerkähnliche, „fliegende“ – mobile Kirchen zu bemühen und damit elastische Verknüpfungen unterschiedlicher Lebenswelten zu ermöglichen. Noch als Kardinal habe Ratzinger gesagt, dass das Schicksal einer Gesellschaft immer von den schöpferischen Minderheiten abhänge, die dazu beitrügen, dass Europa das Beste seines Erbes einbringe.

Auf diesem Weg gehe es um die Entwicklung von Emmauskompetenz. Die Emmauserzählung lehre, Zwischenräume als Erfahrungsräume zu entdecken. Jesus sei als Hörender mit großer Aufnahmebereitschaft auf die beiden Jünger zugegangen und habe dadurch die „Verunsicherten und Versprengten wieder zusammengeführt“ zur Geschichte eines neuen Miteinanders. Die Mitglieder der im Netzwerk „Miteinander für Europa“ verbundenen Gemeinschaften seien heute ebenfalls berufen, so Lauenroth, „in die Risse einzutreten und sie zur Erfahrung einer friedensstiftenden Mitte umzugestalten, aus historischen Wunden der Gegensätzlichkeit hin zu Gegenseitigkeit zu ermutigen.“ Das sei Emmauskompetenz.

Mit einer Lobpreiszeit endete dieser erste Vormittag der Delegiertentagung 2024.


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