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15. Februar 2024 | Deutschland | 

Marienberg-Forum 2024 beschäftigt sich mit dem Thema „Mann sein heute“


Das Marienberg-Forum 2024 - eine Tagung der Männergemeinschaften Schönstatts - fand als hybride Veranstaltung im Haus Tabor in Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Joachim Konrad)

Das Marienberg-Forum 2024 - eine Tagung der Männergemeinschaften Schönstatts - fand als hybride Veranstaltung im Haus Tabor in Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Joachim Konrad)

Peter Hagmann. Vom 2. bis 4. Februar 2024 trafen sich zum Marienberg-Forum der Schönstatt Männer-Bewegung über 20 Männer vor Ort in Schönstatt auf dem Marienberg und weitere 12 Männer aus Deutschland, Südamerika, Spanien und Australien per Zoom-Zuschaltung. Prof. (em.) Dr. Manfred Gerwing war eingeladen über die Herausforderungen des „Mannseins im heute“ zu sprechen.

Kind sein vor Gott – Auftrag und Herausforderung

Mit einem YouTube-Clip, wie der deutsche „Literatur-Papst“ den ZDF-Medienpreis bei der Verleihungs-Veranstaltung ablehnt, geht es in die Auftaktrunde mit Prof. Dr. Gerwing. Sein philosophischer Ansatz erklärte den Männern die heute in der westlichen Welt gesellschaftlich vorherrschende Philosophie des Existenzialismus und Konstruktivismus, wie ihn die Philosophen Sartre und Heidegger angedacht hatten. In dieser Weltanschauung gibt es keinen Gott, konstruiert sich der Mensch selbst und ist soziologisch vieles offen, was im christlichen Welt- und Menschenbild vorgegeben ist. Allerdings spielt auch die Liebe keine Rolle und der Mensch ist nicht nur auf sich alleine gestellt, sondern ist verlassen, in ständiger Konkurrenz und kommt in die Verzweiflung.

Prof. (em.) Dr. Manfred Gerwing sprach zum Thema „Mannseins im heute“ (Foto: Joachim Konrad)

Prof. (em.) Dr. Manfred Gerwing sprach zum Thema „Mannseins im heute“ (Foto: Joachim Konrad)

Das christliche Welt- und Menschenbild mit einem existierenden Gott, der den Menschen von Ewigkeit her erdacht hat und ihn persönlich liebt sei quasi ein Kontrapunkt, so Gerwing. Der Auftrag „werde was Du bist“ in der christlichen Ideallehre, sei Auftrag und Programm zugleich. Das Kind sein vor Gott, die Kindlichkeit als Auftrag und Herausforderung sei in dieser Entwicklung ein wichtiger Aspekt im christlichen Menschenverständnis.

Allerdings habe sich, so der Referent, die westliche Welt schon seit Jahrzehnten schrittweise dem Existenzialismus und dem Konstruktivismus zugewendet, was ersichtlich sei, an den Lehrplänen, Erziehungsnormen, den Gesetzen zur „Ehe für alle“ oder der „freien Geschlechterwahl“.

Prof. Gerwing zeigt sich davon überzeugt, dass Sartre an manchen seiner Literaturstellen bewusst Bezug auf die Bibel nehme und diese also kenne und studiert habe. Ebenso könne er heute nachweisen, dass sich Pater Kentenich mit dem damals verbotenen Philosophen Heidegger, der von Theologen zur damaligen Zeit nicht gelesen werden sollte, befasst habe.

Große Zusammenhänge schärfen Verständnis für gesellschaftliche Entwicklungen

Der Vortrag von Prof. Gerwing durfte bei spontanen Fragen unterbrochen werden und so ergab sich manch abschweifender Austausch bei den gestellten Fragen. Aber, es förderte die Verständlichkeit und gab ein direktes Feedback bei dieser recht theoretischen und philosophischen Herangehensweise an das Thema. Die Männer waren beeindruckt vom „großen Zusammenhang“, in dem heute manches „Identitätsgruppendenken“ oder manche Gesellschaftsspannung gesehen werden kann oder muss.

So kam es, dass am Ende der Fragerunde nach dem Impulsreferat von den Teilnehmern geäußert wurde, dass sie nun manche gesellschaftspolitische Entwicklung leichter und besser zuordnen könnten und dass es für die Kirchen eher angeraten sei, ihre Kernkompetenz der Glaubens- und Gottesverkündung zu schärfen, statt dem Mainstream in welcher Art auch immer hinterher zu laufen.

Alle Teilnehmer waren eingeladen, sich mit persönlichen Beiträgen einzubringen (Foto: Joachim Konrad)

Alle Teilnehmer waren eingeladen, sich mit persönlichen Beiträgen einzubringen (Foto: Joachim Konrad)

„Ganz Kind und ganz Vater“

Bei einer Textlesung am Samstagnachmittag in Kleingruppen ging es um die Sicht Pater Kentenichs zum „Menschsein“, der „Kindlichkeit“ und „Väterlichkeit“ und deren Einfluss auf das „Mannsein im heute“. Der Auftrag Jesu „wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...“(Mt., 18,3), spricht die Kindlichkeit an, die kindliches Vertrauen ebenso wie kindliche Geborgenheit im Vater und die Liebe zu den Eltern meint. Diese Kindlichkeit hat leichter einen Herzenszugang zum Glauben, zur Liebe Gottes, als die häufig verkopfte Sichtweise der Erwachsenen – bei den Jüngern verbunden mit der Frage, wer denn der größte unter ihnen sei.

„Ganz Kind und ganz Vater“ – das steht am Eckstein des Tabor-Heiligtums als ein Ideal formuliert, doch wie kann dies in der heutigen aufgeregten Welt konkret aussehen? Als Mann fest im Leben zu stehen, sich eine Kindlichkeit im Glauben zu bewahren und gleichzeitig seine väterlichen Eigenschaften der Demut, Großherzigkeit und Verlässlichkeit zu entwickeln, ist eine große Herausforderung, eine Entwicklung, wo „Mannsein“ sich in jeder Lebensphase anpasst und als Aufgabe nie abgehakt werden kann, so ein Ergebnis der Gruppenarbeiten.

Klarinettenmusik als Beitrag zu einem Morgenimpuls (Foto: Joachim Konrad)

Klarinettenmusik als Beitrag zu einem Morgenimpuls (Foto: Joachim Konrad)

Die Frage nach dem persönlichen Gottesbild

Nach einem Morgen-Impuls und dem Frühstück wurde am Sonntag in das Programm gestartet mit einem Klarinettenstück eines teilnehmenden Berufsmusikers, bevor sich die Teilnehmer der Frage des persönlichen Gottesbildes anzunähern versuchten. Eine solch sehr persönliche Frage benötigt eine große Offenheit, wie es in dieser Tagungsgruppen der Fall war. Gott wurde von den Teilnehmern beschrieben als „unendliche Liebe“, als „Anfang und Ende“, als „unendliche Allmacht“. Auch über das „Wo bist Du Gott, wenn ...“ wurde angeregt ausgetauscht und gesprochen – auch wenn es die Lösung nicht geben kann.

Am Ende der Tagung bestand Einigkeit darin, dass das Thema „Mann sein“ thematisch nur angekratzt werden konnte und viele Fragen weiter offen bleiben; eine Anregung, beim Marienberg-Forum vom 21.–23.02.2025 möglicherweise eine thematische Fortsetzung zu planen. Mit einem Gottesdienst im Tabor-Heiligtum wurde die rundum positiv bewertete Veranstaltung in einer tollen Atmosphäre beendet.


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