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22. Januar 2024 | Deutschland | 

Gedenken an „Himmelwärts“, „Dachaugeist“ und den Beginn der internationalen Ausweitung Schönstatts


KZ-Gedenkstätte Dachau in winterlichem Gewand (Foto: Grimm)

KZ-Gedenkstätte Dachau in winterlichem Gewand (Foto: Grimm)

Schwester M. Elinor Grimm / Hbre. Anlässlich der Erinnerung an den „20. Januar“, den sogenannten „2. Meilenstein“ der Schönstatt-Geschichte trafen sich Vertreter der Schönstattfamilie, vor allem aus umliegenden Diözesen, am 20. Januar 2024 zu einem Tag des Gedenkens in der KZ-Gedenkstätte Dachau, wo Pater Josef Kentenich ab dem 13. März 1942 bis zum 6. April 1945 von den Nationalsozialisten in „Schutzhaft“ weggesperrt wurde.

Station am Zugangstor (Foto: Grimm)

Station am Zugangstor (Foto: Grimm)

Sr. M. Elinor Grimm führ die Gruppe durch das ehemalige KZ (Foto: Grimm)

Sr. M. Elinor Grimm führ die Gruppe durch das ehemalige KZ (Foto: Grimm)

Ilse Keßler zeigt zur Veranschaulichung einige Fotos, hier in einer der Häftlings-Baracken (Foto: Grimm)

Ilse Keßler zeigt zur Veranschaulichung einige Fotos, hier in einer der Häftlings-Baracken (Foto: Grimm)

Pfarrer i.R. Eschbaumer bei der Heiligen Messe in der Karmel-Kirche (Foto: Grimm)

Pfarrer i.R. Eschbaumer bei der Heiligen Messe in der Karmel-Kirche (Foto: Grimm)

Station am Block 26, dem Ort der ehemaligen Baracke für die gefangenen Priester (Foto: Grimm)

Station am Block 26, dem Ort der ehemaligen Baracke für die gefangenen Priester (Foto: Grimm)

Zum Programm des Tages gehörte ein Stationenweg, der neben Orten, an denen sich Pater Kentenich als Häftling Nr. 29392 im KZ aufgehalten hatte, auch die von ihm in Dachau verfasste Gebetssammlung „Himmelwärts“ in den Blick nahm. Dazu kam eine Heilige Messe in der Kirche des Karmel sowie eine abschließende Statio an der Todesangst-Christi-Kapelle. Hier stand vor allem die vom Schönstatt-Gründer im KZ Dachau betriebene Internationalisierung seiner Gründung im Fokus, ein erstaunlicher Vorgang unter den Bedingungen des Lebens in einem Konzentrationslager.

„Himmelwärts“-Gebete im Blick

Beim meditativen Stationenweg, bei dem die Teilnehmenden die meiste Zeit im Freien waren, wurden für die einzelnen Stationen Verse aus den „Horen“ (Tagzeitgebete) aus „Himmelwärts“ ausgewählt die Kentenich vor 80 Jahren zum 15. August verfasst hatte, als Ersatz für das fehlende Brevier. In der Sonne konnte man es mit entsprechender Kleidung an diesem kalten Wintertag gut aushalten, anders als seinerzeit die Häftlinge, wenn sie in der Kälte manchmal stundenlang Appell stehen mussten. Als Programmalternativmöglichkeit gab es die beiden Sonderausstellungen „Auftakt des Terrors“ in der rechten Baracke und „Dachauer Prozesse“ am Ende des Museums, eine Ausstellung, die noch bis zum Ende des Jahres zugänglich sein wird.

„Dachaugeist“ – Einwurzelung, ja Beheimatung im Himmel

Zur Heiligen Messe in der Kirche des Karmel versammelten sich fast 40 Personen. Musikalisch wurden die Lieder mit Gitarre und Flöte begleitet. Der Zelebrant, Pfarrer i.R. Johannes Eschbaumer verwies in seiner Predigt auf das Anliegen Pater Kentenichs, das dieser bei seinem späteren Besuch in Dachau zur Jubiläumsfeier am 16. Juli 1967 zum Ausdruck gebracht hatte: Schönstätter, bzw. alle, die dafür aufgeschlossen sind und diesen Ort in Dachau besuchen, sollen die religiöse Atmosphäre wahrnehmen, die seinerzeit unter schwierigsten Verhältnissen im KZ in kleinen Kreisen immer wieder spürbar gewesen sei. Kentenich habe dafür die Bezeichnung „Dachaugeist“ geprägt. Damit, so Eschbaumer, sei „die starke Bindung nach oben gemeint, die Einwurzelung, ja Beheimatung im ‚Himmel‘“, wie es auch Paulus mit dem Wort „euer Wandel sei im Himmel“ ausdrücke. Dieser Erfahrung nachzuspüren sei nicht einfach, sie ins Heute zu übertragen fast unvorstellbar. Doch sei gerade das ein Auftrag für heute angesichts der friedlosen Situation heute und angesichts verwirrender Lebensmodelle, mit denen sich vor allem junge Leute und Familien heute konfrontiert sähen. Dafür brauche es die Hilfe der Gottesmutter, so Eschbaumer. Das habe 1992 vor allem die bayerische Schönstattfamilie angeregt, Maria eine Krone zu schenken. Im KZ habe Pater Kentenich in der großen Not 1942 Maria zur „Lagerkönigin“, zur Brot- und Heimmutter erwählt. Das MTA-Relief im Dachauer Gedenkraum trage seit 1992 deshalb eine Krone.

Internationale Ausweitung Schönstatts beginnt im KZ Dachau

Zum Abschluss des Gedenktages trafen sich die Teilnehmenden in der Todesangst-Christi-Kapelle, wo die Dachaureferentin Ilse Keßler darauf einging, wie Pater Kentenich bald nach seiner Ankunft im KZ Dachau begann, das Gedankengut seiner Schönstatt-Gründung unter den Mitgefangenen zu verbreiten. Die Tatsache, dass unter diesen auch Italiener, Polen, Tschechen und andere Nationalitäten (mehr als 30) waren und sich etliche davon interessiert zeigten, führte mit einigen von ihnen zusammen schließlich im Jahr 1944 zur Gründung der „Schönstatt Internationale". Anhand einiger anschaulicher Fotos und einem Gebet des „Internationalen Kreises“ konnte Ilse Keßler den interessierten Zuhörern manches mehr verdeutlichen. Was Pater Kentenich motiviert habe, unter den Bedingungen des Konzentrationslagers an der internationalen Ausweitung seiner Gründung zu arbeiten, komme in einer Ansprache zum Ausdruck, die er anlässlich der Weihe des „Ostkreuzes“ im Juli 1951 gehalten und zum Ausdruck gebracht habe: „Meinen Sie nicht, dass … er (Gott) eine internationale Welle quer durch alle Völker und Nationen hindurchgehen lassen will … dass er beabsichtigt, aus allen Völkern – gesunde – Kräfte zu sammeln, zusammenzufügen und so eine tiefgreifende internationale Erneuerungsbewegung zu schaffen.“

Terminhinweis

  • Am 6. April 2024 wird es ein weiteres „Schönstatt“-Angebot in der KZ-Gedenkstätte Dachau geben.
  • Um 10.30 Uhr beginnt im Besucherzentrum der Themenrundgang „Pater Kentenich, Häftling Nr. 29392, KZ Dachau“. Der Rundgang wird nach der Mittagspause (ca. 1 Stunde, evtl. im Bistro, Besucherzentrum), fortgeführt bis zum Glockenschlag um 15 Uhr. Vorgesehen sind um 15.15 Uhr eine Heilige Messe, anschl. Austausch und Abschluss in der ehemaligen Plantage, Café Weissenbeck.
  • Anmeldung/Information: Fr. Keßler: kesslerilse@outlook.de; 089 6991337; Mobil: 0160 2449670 oder Sr. M. Elinor Grimm: sr.elinor@s-ms.org; Mobil 0174 5439100;

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