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Einheit in Vielfalt kann fruchtbar gelingen – eine Nachlese von Erfahrungen beim Treffen von Miteinander für Europa in Timisoara, Rumänien
Einige der zum MfE-Meeting angereisten Mitglieder der Schönstatt-Bewegung vor der orthodoxen Kathedrale in Timisoara (Foto: Brehm)
Hbre. Vom 16. bis 18. November 2023 waren unter den über 220 Mitglieder des Trägerkreises von Miteinander für Europa, die sich zu ihrem jährlichen Meeting dieses Mal in der europäischen Kulturhauptstadt Timisoara, Rumänien, versammelt hatten, auch über 20 Mitglieder der Schönstatt-Bewegung aus verschiedenen europäischen Ländern. Sie erlebten neben einer „Kirche im Aufbruch“, wie es Elisabeth Hagmann vom Schönstatt-Familienbund Deutschland bezeichnete, eine bereichernde Einheit in Vielfalt. Tilman Müller, Theologiestudent und Mitarbeiter in der Schönstatt-Mannesjugend Deutschland, formuliert: „Für mich war es sehr bereichernd, beim Treffen in Timisoara zu sehen, wie Einheit in Vielfalt fruchtbar gelingen kann. So konnte man die ganzen Tage unter all den Christen der vielfältigen Konfessionen miterleben, wie bereichernd der Austausch untereinander ist und dass dies absolut friedlich im Miteinander möglich ist.“
(von links) Pater Ludwig Güthlein, Johanna Denkinger, Rebekka Bischoff und Schw. M. Vernita Weiß (Foto: Brehm)
Einheit beeindruckend erlebt
Das unterstreicht auch Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland: „Europa im Kleinen war ein Stichwort im Blick auf das gelungene Miteinander von Konfessionen und Ethnien. Gelungene Vielfalt ist in Timisoara eine Erfahrung über weite Strecken der Geschichte“, das sei für das Miteinander im ökumenischen Netzwerk Miteinander für Europa „eine Inspiration“.
Rebekka Bischoff, Gründungsmitglied des deutschlandweiten Netzwerkes „Jugend für Kirche“, erstmals bei einem europäischen Treffen von Miteinander für Europa dabei, zeigt sich gleichfalls beeindruckt vom Erlebnis der Einheit in Vielfalt. „Am Abend waren wir jungen Schönstätter mit einer Rumänin noch in einer Bar, am nächsten Tag haben wir mit zwei Ukrainerinnen zu Mittag gegessen, die währenddessen von russischen Teilnehmern ein Geschenk bekommen haben, was mich sehr berührt hat. Aus so vielen Ländern (dieses Mal 29) und so vielen unterschiedlichen Gruppierungen (50 an der Zahl) aus der katholischen, evangelischen, freikirchlichen und orthodoxen Kirche sind wir zusammengekommen und es ist möglich gemeinsam zu beten.“ Auch Johanna Denkinger, Mitglied der SchönstattMJF und im Kernteam für das Jugendfestival „Nacht des Heiligtums“ tätig, hebt die „spürbare Einheit“ hervor: „So habe ich das noch nie erlebt, aber mir wurde klar, wenn alle wirklich Jesus lieben, dann ist die Form zweitrangig – dann hat man mehr als genug gemeinsam.“ Für Tilman Müller war diese „Einheit in Christus auf tiefste Weise im Gebet spürbar.“ Diese „Öffnung für die Vielfalt des Christentums“, so Müller weiter, habe nicht nur die Möglichkeit gegeben, „den Geist Schönstatts weiter zu teilen“, sondern sei für ihn nun auch Herausforderung und Auftrag, die „Bereicherungen aus dieser Vielfalt zurück in Schönstatt hineinzutragen und es so zu einer Bereicherung für unsere Bewegung werden zu lassen.“
Schwester M. Lioba Ruprecht beim Gebet zur Erneuerung des Bündnisses der Liebe unter den beteiligten Gemeinschaften und Bewegungen
Biblische Lesung beim Morgenlob: Tilman Müller, Münster (Foto: Brehm)
Als Mitglied im Koordinationsteam des Internationalen Trägerkreises von Miteinander für Europa, und damit mitverantwortlich für die Gestaltung der Tage in Timisoara, betont auch Schwester M. Lioba Ruprecht das Stichwort Einheit, das zunächst unter dem Gesichtspunkt der Gastfreundschaft erlebbar gewesen sei. „Gastfreundschaft – der katholische Bischof der Stadt war der Einladende und so hat er sich auch gezeigt: Er war immer als einer der Ersten im Saal; er ging auf alle zu und er sagte Schlussworte, die ins Schwarze trafen: Das Treffen gab ihm die Hoffnung, dass Einheit möglich wird.“ Dabei habe Bischof Josef-Csaba Pál durchaus einen realistischen Blickwinkel eingenommen: „Beziehungen machen Arbeit, aber sie sind der einzige Weg zu einem Miteinander“, so Schwester Lioba.
Mitverantwortliches Interesse der Christen für die Politik gefragt
Einen weiteren Impuls, den sie aus Timisoara mitnehme, verdanke sie dem aufrüttelnden Beitrag von Eduard Heger, ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, so die Schönstätter Marienschwester, die zur internationalen Leitung ihrer Gemeinschaft gehört. „Lasst die Politiker nicht im Regen stehen. Sie brauchen Eure Weisheit, Eure Nähe, Eure Ermutigung, diese Worte eines Politikers, der nach eigenen Angaben seit 22 Jahren an Jesus Christus glaubt und eine charismatische Gemeinschaft in Bratislava leitet, hat in mir die Frage ausgelöst, was kann ich tun, ganz konkret?“ Heger habe deutlich gemacht, wie sehr christliche Politiker auf den gelebten Glauben der Christen angewiesen sind und wie wichtig es sei, dass gerade auch Christen „Beziehungen zu denen aufbauen, die in unserer Gesellschaft Verantwortung tragen“, so Schwester Lioba. Das unterstreicht auch Pater Güthlein, wenn er sagt: „Wie sehr der inzwischen abgewählte slowakische Ministerpräsident für ein Engagement der Christen im politischen Bereich geworben hat, geht mir nach. Mitverantwortliches Interesse ist gerade von uns Christen notwendig. Wir dürfen die Bemühungen christlich motivierter Politiker nicht geringschätzen.“ Schwester M. Ilga Dreyer, Provinzoberin auf der Liebfrauenhöhe und zuständig für die Niederlassung der Schönstätter Marienschwestern in Timisoara, erzählt von einer Begegnung während des MfE-Treffens mit einem Ehepaar: „sie bis vor kurzem evangelische Religionslehrerin; er, katholisch, bis vergangenes Jahr Rektor einer Grundschule“ und der Fragestellung zum Tagungsprogramm „ob nicht die Politiker mehr einbezogen werden müssten, wenn es um die Zukunft Europas ginge“. Der „beeindruckende und aufrüttelnde Beitrag von Eduard Heger am nächsten Tag“ sei auf diese Diskussion eine beredte Antwort gewesen, so Schwester M. Ilga.
Versöhnung – Ansprüche zurücknehmen und aufeinander zugehen
Hier schließt sich ein weiters Thema an, das Schwester M. Lioba von diesem Treffen in Timisoara mit nach Hause nimmt. „Versöhnung geht nur, wenn beide Parteien ihre Erwartungen ändern, ihre Ansprüche zurücknehmen und aufeinander zugehen.“ Das habe sie dem Beitrag von Margaret Karram, der Präsidentin der Fokolar-Bewegung, die als arabische Christin Judaistik studierte habe, um für die Versöhnung zwischen Palästina und Israel arbeiten zu können, entnommen. „Das ist der Schlüssel für den ersehnten Frieden im Heiligen Land und auch für Russland und die Ukraine.“ In Timisoara, einer postkommunistischen Stadt, die sich dem Tourismus öffnet, und ein multikulturelles Gesicht habe, „wirken solche Gedanken noch viel tiefer“, so die Marienschwester. „Sie fordern mich zum Bittgebet auf und zu kleinen Taten der Versöhnung in meinem Alltag.“
Kernvorgang im Netzwerk „Miteinander für Europa“ MfE sei das Bündnis der gegenseitigen Liebe, betont Schwester M. Vernita Weiß, die auch Mitglied im Leitungsteam des MfE-Netzwerkes Deutschland ist. „Es war eine schöne Fügung, dass der 18. November in die Zeit des Treffens fiel und die Gestaltung für den Einstieg in diesen Tag bei Schönstatt lag. Vielleicht auch ein Zeichen, wie sehr unser Liebesbündnis gerade auch in diesem Miteinander fruchtbar werden kann.“ Außerdem zeigt sich die Marienschwester im Rückblick erfreut darüber, dass mit einigen jüngeren Teilnehmenden „die nächste Generation am Start“ sei. Schönstatt sei dadurch auch mit neuen Themen und Anliegen wie „mehr Partizipation, mehr geistlichem Austausch und mehr Gebet“ gut vertreten gewesen.