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27. November 2023 | ImPuls - Schönstatt - synodal | 

Synodaler Dreiklang – Folge 7 der Serie "Synodales Leben im Bund"


ImPuls - Schönstatt - synodal (Montage: POS, Brehm)

Kurt Faulhaber. Im Gespräch sagte mir ein Religionsphilosoph: Gott spricht mit drei Stimmen: den Seins-, Seelen- und Zeitenstimmen. Er hatte das übernommen von einem Schönstätter, der bei ihm promoviert hatte.

Das „Gespräch im Geist“ der Weltsynode achtet auf die Seelenstimmen. Im zweiten Schritt dieser Methode äußern die Teilnehmenden, was sie „beim Zuhören am tiefsten berührt und … am stärksten angesprochen hat. Die inneren Spuren, die das Zuhören der Schwestern und Brüder in jedem einzelnen hinterlässt, sind die Sprache, mit der der Heilige Geist seine eigene Stimme erklingen lässt.“[1] Eindeutig haben hier die „Seelenstimmen“ Priorität.

Die evangelische Kirche versteht sich synodal. In der EKD spielen die „Zeitenstimmen“ eine maßgebliche Rolle. Das zeigte sich gerade in der Stellungnahme des Rates der EKD, der strafrechtliche Schutz des ungeborenen Lebens solle erst mit der 22. Schwangerschaftswoche eintreten. Als Begründung wird die „gesellschaftliche Entwicklung“ angegeben – also eindeutig die Zeitenstimmen. Dies löst auch in der evangelischen Kirche Widerspruch aus, besonders der Umstand, dass keine „theologische Begründung“ gegeben werde.

Der deutsche Synodale Weg gab m.E. den „Seinsstimmen“ Priorität. Wenn in Frankfurt auch sehr oft auf die „Zeichen der Zeit“ verwiesen wurde (vergleichbar mit dem Argument der gesellschaftlichen Entwicklung in der EKD), so waren doch die gemachten Erfahrungen, die theologischen Einsichten und die wissenschaftlichen Erkenntnisse vor allem der Humanwissenschaften die Grundlage. Durchsetzen sollte sich das „bessere Argument“. Diese Sach- und Wirklichkeitsbezogenheit ordne ich den Seinsstimmen zu. (Damit ist nicht gesagt, dass die Seinsstimmen hinreichend und in allem akzeptabel wiedergegeben wurden.)

Nach meinem Eindruck versteht man in Schönstatt unter den Seinsstimmen besonders das überzeitlich-unveränderliche Wesen des Menschseins. Das entspricht einerseits der Sicht Pater Kentenichs, andererseits gehört für ihn zum Wesen auch das Werden und die Geschichtlichkeit. Deshalb kann er wie von Seinsordnung so auch von Seinsrhythmus und Seinsdynamik sprechen. „Damit ist in Sein und Leben ein vielgestaltiges Entwicklungsgesetz anerkannt, ohne deswegen jedoch einen unveränderlichen Seins- und Wesensgrund zu leugnen.“[2] Sein und Leben stehen in Wechselwirkung. In allem Sein und Geschehen verbindet sich Überzeitlich-Unveränderliches mit Geschichtlich-Wandelbarem. (Ein Leben lang bleiben wir die identische Person, die sich aber ein Leben lang verändert.) Strittig ist der fließende Übergang zwischen Beidem.  Um das Sein zu erkennen, braucht es das „Beobachten“ und „Vergleichen“ der Lebensvorgänge, um im „Straffen“ die darin wirksamen Strukturen und Wesensmerkmale zu identifizieren.

Schönstatt hat hier etwas Wesentliches und Wirkungsvolles zu geben: Das Sprechen Gottes mit drei Stimmen, die einander bedingen und ergänzen. Die drei Stimmen müssen in einen harmonischen Dreiklang gebracht werden, damit nicht eine Stimme dominiert oder die andern gar unhörbar macht. Nach meinem Eindruck – und die oben beschriebenen drei Ausdrucksformen der Synodalität scheinen das zu bestätigen – fehlt oft die Ausgewogenheit. In jeder Stimme schwingen zwar immer die beiden anderen mit, werden aber zu wenig gehört.

Andererseits ist Schönstatt herausgefordert, selber das Achten auf die drei Stimmen konkret zu entwickeln, praktikabel zu machen, selber einzuüben, um es als Erfahrung weiter vermitteln zu können. Ähnlich wie die Weltsynode mit der Methode „Gespräch im Geist“ das Hören auf die Seelenstimmen kirchenrelevant gemacht hat, hätte Schönstatt die Voraussetzungen, Formen zu entwickeln, wie zugleich Seins-, Seelen- und Zeitenstimmen ins Gleichgewicht gebracht werden können.

Einen Weg in diese Richtung scheint die Bewegungsleitung in den letzten Jahren einzuschlagen. Zur Vorbereitung der Delegiertentagung werden weitere Kreise der Bewegung eingeladen, in digitalen Gruppen zusammenzutragen, welche Fragen und Anliegen die Menschen derzeit besonders bewegen. Die Ergebnisse werden dann eingespeist in die Delegiertentagung, die ihrerseits in einem gemeinsamen Prozess nach dem Zentralwert sucht. Auf dieser Grundlage formuliert schließlich ein Gremium das Leitwort für die Jahresarbeit. Das ist ein synodales Vorgehen, das viele und unterschiedliche Ansichten einbezieht. Hier steht die Frage nach den Zeitenstimmen im Fokus, die aus den Seelenstimmen erhoben werden.

Mit alledem ist das Letzte und Entscheidendste noch gar nicht hervorgehoben: Im Dreiklang der Stimmen wirklich auf die Stimme Gottes und des Geistes zu hören. Das ist durch keine Methode schon gegeben. Am deutlichsten wird das greifbar beim 2. Schritt des Gesprächs im Geist, wenn die Resonanz, die das Gehörte in den Hörenden erzeugt, Stimme und Sprache des Heiligen Geistes genannt wird.[3]


[1] Instrumentum laboris Nr. 38

[2] What is my philosophy of education? 1961
[3] s. Anmerkung 1

Leser-Resonanz

Dr. Helmut Müller
Vallendar
29.01.2024, 11:44

Geht es um die Deutung der Seinsstimmen, muss noch einmal unterschieden werden zwischen einer mechanistischen und organischen Deutung. Humanwissenschaften liefern hypothetische Erkenntnisse. Sie werden im, sagen wir, „Maschinenraum naturwissenschaftlicher Methodik“ gemacht. Werden sie in dieser gemachten Methodik eins zu eins übernommen, dann ist das mechanistisch. „Organisch“ werden die Erkenntnisse erst, wenn sie in ein Menschenbild übernommen und in einem solchen dann verstanden werden. Menschenbilder können in der Gegenwart naturalistisch, agnostisch oder von einer Leitwissenschaft her interpretiert sein: Etwa biologisch, soziologisch, psychologisch, wirtschaftlich, politisch usw.. Unsere Deutung sollte von einer theologischen Perspektive geleitet sein, die genannte Perspektiven als Unterkategorien enthält. Und da fangen die Probleme an, die in dieser kurzen Wortmeldung natürlich nicht ausgeführt werden können.

 

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