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24. November 2023 | Miteinander für Europa | 

Called to Unity - Together in Timisoara: Begegnung des Trägerkreises von „Miteinander für Europa“ (MfE) in Rumänien


In Timisoara, Rumänien, fand vom 16. bis 18. November 2023 das Trägerkreistreffen des Netzwerkes Miteinander für Europa statt (Foto: Brehm)

In Timisoara, Rumänien, fand vom 16. bis 18. November 2023 das Trägerkreistreffen des Netzwerkes Miteinander für Europa statt (Foto: Brehm)

Carla Cotignoli/Beatriz Lauenroth. In unruhigen Zeiten für Europa und die Welt versammelten sich vom 16. bis 18. November 2023 über 220 Mitglieder des Trägerkreises von Miteinander für Europa zu ihrem jährlichen Treffen, dieses Mal in der europäischen Kulturhauptstadt 2023 Timisoara. Ziel des Treffens war es, mit neuem Engagement auf den „Ruf zur Einheit“ zu antworten. Von Anfang an wurde eine Verpflichtung und eine Hoffnung ins Auge gefasst, die man sich gemeinsam zu eigen machen wollte: die Spaltungen aufzugreifen, um den Frieden zu wagen, den Weg zwischen Ost- und Westeuropa und zwischen den verschiedenen Kirchen zu stärken und mit einer Injektion von Spiritualität und Einheit einen Beitrag für den Kontinent zu leisten. Tatsächlich waren orthodoxe Christen, Katholiken, Protestanten, Reformierte, Anglikaner und Mitglieder von Freikirchen aus 29 Ländern, auch aus der Ukraine, Russland und dem Nahen Osten anwesend. Die Teilnehmer aus 51 Bewegungen repräsentierten die mehr als 300 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften, die im Netzwerk Miteinander für Europa vereint sind.

"CALLED TO UNITY" - ein ökumenischer Jugendchor gestaltete die Tage mit (Foto: Brehm)

"CALLED TO UNITY" - ein ökumenischer Jugendchor gestaltete die Tage mit (Foto: Brehm)

Tagungsort war der Saal "Experience" im Timisoara Convention Center (Foto: Brehm)

Tagungsort war der Saal "Experience" im Timisoara Convention Center (Foto: Brehm)

Jugendliche aus Timisoara präsentieren traditionelle Gewänder verschiedenster Landsmanschaften, die im Banat zusammenleben (Foto: Brehm)

Jugendliche aus Timisoara präsentieren traditionelle Gewänder verschiedenster Landsmanschaften, die im Banat zusammenleben (Foto: Brehm)

Bedeutsam bei diesem Treffen 2023 in Timisoara war die Begegnung mit der Welt der Orthodoxie und die Offenheit für das Politische. Unter den Anwesenden befanden sich zahlreiche politische und religiöse Persönlichkeiten, darunter der ehemalige slowakische Premierminister Eduard Heger, der Staatssekretär für den rumänischen Kult Ciprian Vasile Olinici und Bischöfe verschiedener Kirchen.

Timisoara als Modell von Europa

Die Wahl von Timisoara ist der Einladung des römisch-katholischen Bischofs der Stadt, Josef-Csaba Pál, zu verdanken. Die Stadt zeigte sich, wie wiederholt hervorgehoben wurde, durch Hinweise auf ihre Geschichte und Zeugnisse von Jugendlichen und Familien, Priestern und Bischöfen als Miniaturausgabe, als Modell von Europa – aufgrund der Harmonie der Vielfalt von Kultur und Glauben, die hier zusammenleben und sich gegenseitig bereichern.

Schon der Eröffnungsabend war Ausdruck davon, nicht zuletzt dank der erfrischenden Anwesenheit vieler junger Einheimischer mit ihren traditionellen Liedern und Bräuchen, „eine Verheißung für ein in Liebe geeintes Europa“, so eine österreichische Teilnehmerin.

Herbert Lauenroth: Hauptreferat zum Thema „Christliche Kultur, die Zukunft gestaltet: Perspektiven für das Miteinander für Europa“ (Foto: Brehm)

Herbert Lauenroth: Hauptreferat zum Thema „Christliche Kultur, die Zukunft gestaltet: Perspektiven für das Miteinander für Europa“ (Foto: Brehm)

„Emmaus-Kompetenz“ gefragt

Angesichts der wachsenden Unsicherheit und Angst, die durch den Krieg in der Ukraine und noch mehr durch den im Nahen Osten ausgebrochenen Konflikt hervorgerufen wurden, fragte sich der deutsche Historiker Herbert Lauenroth in seinem Hauptreferat, welche Perspektiven sich für „unser Miteinander für Europa“ eröffnen. Er hatte Statistiken zur Hand und ignorierte nicht die Krise, die alle Kirchen betrifft. Er sprach von der „Auflösung einer in ihrer Sichtbarkeit imposanten Form der Kirche“, aber auch vom Auftauchen einer „neuen Form“, der „kleinen Herde der Anfänge“, die zum „prophetischen Zeugnis“ fähig sei, entsprechend dem, was der britische Historiker Arnold Toynbee „die kreativen Minderheiten“ nannte, „von denen das Schicksal einer Gesellschaft abhängt.“ Lauenroth sieht den Schlüssel dazu in der biblischen Erzählung der Jünger auf dem Weg nach Emmaus, wo sich in der Begegnung mit Christus Gegensätze in ein Zueinander verwandeln. Miteinander für Europa wird kulturell „nachhaltig“ als Träger dieser „Emmaus-Kompetenz“ und durch „die Aufnahmebereitschaft, mit der wir dem anderen, dem Fremden, begegnen“, sagte Lauenroth.

Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung (Foto: Brehm)

Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung (Foto: Brehm)

Extreme Notwendigkeit des Dialogs gerade heute

Diesem ständigen Dialog, für den sich das Netzwerk Miteinander für Europa engagiert, zollte Margaret Karram, die derzeitige Präsidentin der Fokolar-Bewegung, dankbare Anerkennung. Sie betonte die extreme Notwendigkeit des Dialogs gerade in diesem Moment und sagte: „Das Wort Dialog auszusprechen, scheint heute fast unmöglich, und doch ist es eines der Gesichter der Hoffnung, vielleicht das wirksamste, weil es ein äußerst mächtiges Zeugnis ist und die Kraft hat, Dinge zu verändern, wenn es von Gemeinschaften gegeben wird, die durch das Leben des Evangeliums vereint sind. Das ist es, worauf wir zu hoffen ‚wagen‘ und wofür wir uns einsetzen: ein großes Netz der Geschwisterlichkeit in der Welt auszuspannen, dieser ‚Sauerteig‘ zu sein, der in der heutigen Geschichte Vergebung und Versöhnung bewirkt.“

Bischof Lucian Mic von Caransebes, orthodoxe Kirche, Bischof Reinhart Guib von der evangelisch-lutherischen Kirche, Bischof Josef-Csaba Pál, römisch-katholische Kirche und Bischof Ioan Calin Bot von Lugosi, griechisch-katholische Kirche (von links nach rechts; Foto: Brehm)

Bischof Lucian Mic von Caransebes, orthodoxe Kirche, Bischof Reinhart Guib von der evangelisch-lutherischen Kirche, Bischof Josef-Csaba Pál, römisch-katholische Kirche und Bischof Ioan Calin Bot von Lugosi, griechisch-katholische Kirche (von links nach rechts; Foto: Brehm)

Brüderlich-ökumenisches Zeugnis

Gemeinsam mit dem römisch-katholischen Bischof Josef-Csaba Pál gaben der griechisch-katholische Bischof Ioan Calin Bot von Lugosi, der orthodoxe Bischof Lucian Mic von Caransebes und Bischof Reinhart Guib von der evangelisch-lutherischen Kirche in Rumänien ein brüderliches, ökumenisches Zeugnis. Die Konferenzteilnehmer konnten den Reichtum und die Tiefe der orthodoxen Kirche erleben, als sie in der orthodoxen Kathedrale von Timisoara die Vesper unter dem Vorsitz des orthodoxen Erzbischofs von Timisoara und Metropoliten des Banats, Ioan Selejan, mitfeierten.

Eduard Heger, ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei (Foto: Brehm)

Eduard Heger, ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei (Foto: Brehm)

Staatssekretär Ciprian Vasile Olinici, Rumänien (Foto: Brehm)

Staatssekretär Ciprian Vasile Olinici, Rumänien (Foto: Brehm)

Philip McDonagh, Direktor des „Zentrums für Religion, Grundwerte und internationale Beziehungen“, Dublin City University (Foto: Brehm)

Philip McDonagh, Direktor des „Zentrums für Religion, Grundwerte und internationale Beziehungen“, Dublin City University (Foto: Brehm)

Christen werden gebraucht für die Versöhnung in einer konfliktreichen Welt

Der letzte Vormittag stand im Zeichen der Politik. Eduard Heger, ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, lud die Bewegungen zu aktiver Bürgerschaft und direktem Engagement ein. „Die Christen“, so sagte er, „haben ein sehr großes Potenzial. Wir brauchen eure Unterstützung, um Versöhnung in diese konfliktreiche Welt zu bringen.“

Suche nach einem Treibstoff für die Einheit

Auch der rumänische Staatssekretär Ciprian Vasile Olinici erinnerte an die christlichen Wurzeln Europas, „die ihm die Fähigkeit verliehen, das Christentum des Evangeliums und die griechische Philosophie, den jüdischen Traditionalismus und die römische Kultur miteinander zu verbinden. Vor diesem Hintergrund“, so fügte er hinzu, „ist es einfacher, eine Zukunft zu sehen, die nicht heute beginnt, sondern einen kulturell und menschlich reifen Kontinent hat.“ Europa – so schloss er – „sucht nach einem Treibstoff für die Einheit, und es sucht ihn außerhalb des Christentums. Unsere Aufgabe ist es heute, Europa daran zu erinnern, dass nicht nur seine Geschichte, sondern auch seine Zukunft auf der Einheit der Christen gründet.“ Und er erkannte in dem Engagement der Anwesenden „einen wichtigen Beitrag für die Zukunft.“

Europa für Geschwisterlichkeit und Raum für neue Ideen

Die Tagung von Miteinander für Europa wurde unter anderem von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Philip McDonagh, Direktor des „Zentrums für Religion, Grundwerte und internationale Beziehungen“ an der Dublin City University, sprach in seiner Rede über die Offenheit der Europäischen Union für den Beitrag der Bürgerinnen und Bürger zur Gestaltung der Zukunft der Union und verwies auf die Konferenzen zur Zukunft Europas in den Jahren 2021 und 2022. Eine Offenheit, die Regierungen, Kirchen, Glaubensgemeinschaften und die Zivilgesellschaft einbezieht, um Geschwisterlichkeit und Raum für neue Ideen zu schaffen.  

Gerhard Proß, CVJM Esslingen (Foto: Brehm)

Gerhard Proß, CVJM Esslingen (Foto: Brehm)

Vernetzung der „Feuer der Erneuerung“

Am letzten Morgen gesellten sich gemeinsam mit Bürgermeister Dominic Fritz 150 Bürgerinnen und Bürger von Timisoara zu den Anwesenden. In seiner Abschlussrede zeichnete Gerhard Proß, Moderator von Miteinander für Europa, das Bild der Vernetzung der „Feuer der Erneuerung“, die wie viele kleine Photovoltaikanlagen Energie übertragen.

In der Schlussbotschaft erneuerten die Teilnehmer ihr Engagement im „Miteinander“: zu bezeugen, dass die gemeinsamen Ursprünge ihrer Bewegungen hier in Europa in Gott und in der einigenden Kraft des Evangeliums liegen. Auf dieser Grundlage bieten sie den Kirchen und der Gesellschaft die Möglichkeit, mit neuer Hoffnung auf eine Zukunft des Friedens und des Zusammenlebens zu blicken.

  • Das nächste "Treffen des Trägerkreises" wird in Österreich stattfinden, in Graz-Seggau vom 31. Oktober bis 2. November 2024.
  • DOWNLOAD: MfE - Schlussbotschaft von Timisoara (pdf in englisch, rumänisch, deutsch, italienisch und französisch)


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