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25. Oktober 2023 | Kommentar der Woche | 

Hubertus Brantzen: Und dann kam Sahra


(Foto: pxel_photographer, Pixabay)

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Kommentar der Woche:

Und dann kam Sahra

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen | Mainz (Foto: basis-online.net)

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen | Mainz (Foto: basis-online.net)

 

 

 

 

 

Hubertus Brantzen

Und dann kam Sahra

25.10.2023

Die Prognosen gehen extrem auseinander. Die einen sagen, sie wird die Parteienlandschaft auf lange Zeit durcheinanderwirbeln. Andere meinen, ihr Vorhaben werde ein Flopp und sich schnell wieder in Luft auflösen. Sahra Wagenknecht. Sie wird zu Beginn des kommenden Jahres  eine neue Partei gründen, die aus dem Verein „Bündnis Sahra Wagenknecht – für Vernunft und Gerechtigkeit“ hervorgehen und erstmals zur Europawahl antreten soll. Noch offen ist, ob sie auch bei den nächsten Landtagswahlen mitmischen will.

Was soll man von dieser One-Woman-Show halten? Die promovierte Philosophin und Publizistin hat Talent, sich in Szene zu setzen, und einen langen Atem, langsam aber stetig Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, um dann in einem vollen Pressesaal des Bundestages ihr Vorhaben anzukündigen. Für was steht sie?

Sie hat als erstes verstanden, dass eine Idee ein Gesicht braucht. Parteiprogramme vegetieren meist vor sich hin, als Papiertiger in Schubladen oder digitalisiert irgendwo im Netz. „Gib deiner Idee ein Gesicht!“ Womit Firmen und Vereine werben – Sahra Wagenknecht hat es verstanden.

Ihr vorgestelltes Programm ist eine eigenartige Mischung von ganz Rechts und ganz Links. Sie, deren Vater ein verschollener Iraner ist und dessentwegen sie ihren Vornamen 2009 in die iranische Form Sahra umschrieb, stellt sich in die erste Reihe gegen Migrationsüberflutung – und bedient damit das rechte Auge. Zugleich wettert sie gegen die ungerechte Güterverteilung in unserer Gesellschaft und fordert soziale Gerechtigkeit – und stellt damit das linke Auge zufrieden. Und, und …

Die Journalistin in ihr diagnostiziert, was die verschiedenen Strömungen in unserer Gesellschaft antreibt – was die Zeichen der Zeit sind –, und will es in eigener Mixtur in Politik umsetzen. Ob das zusammenpasst oder nicht – sie will es passend machen. Und das mit Pokerface. Mit fast unbeweglicher Miene verteilt sie in nüchternen Worten Schläge nach allen Seiten. Ihre Botschaft: Ich mache es richtig! Ihr werdet es schon noch merken und verstehen!

Wie hieß es noch in der Bibel: „Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.“ (Lk 16,8) Hat Sarah etwas, was andere nicht haben?

Hubertus Brantzen, Mainz

Quelle: www.basis-online.net 
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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