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21. Oktober 2023 | Oktober-Treffen | 

Zuversicht: Zeugnisse aus dem Leben – Wege gestalten


Lebenszeugnisse aus unterschiedlichsten Berufs- und Lebenssituationen konkretisieren "Zuversicht" (Foto: Klaus Kröper)

Lebenszeugnisse aus unterschiedlichsten Berufs- und Lebenssituationen konkretisieren "Zuversicht" (Foto: Klaus Kröper)

Cbre. Im zweiten Teil des Nachmittages beim Oktobertreffen 2023 liegt der Fokus auf Zuversicht. Fünf Zeugnisse aus verschiedensten Berufs- und Lebensfeldern geben dem neuen Jahresmotto eine beeindruckende Tiefe. „Das geschieht nur“, so Moderatorin Stephanie Pascual Jova, „wenn Menschen bereit sind, ihr Herz ein Stück weit zu öffnen.“

Verena Groß, Psychotherapeutin, Fulda (Foto: Klaus Kröper)

Verena Groß, Psychotherapeutin, Fulda (Foto: Klaus Kröper)

Raum für Risse - Psychotherapeutisches Arbeiten

Es sei immer eine Gefahr, so Verena Groß, Psychotherapeutin aus Fulda, Risse schnell zukitten zu wollen, weil man schnell helfen, schnell Ratschläge geben wolle, aber das würde den Patienten nicht gerecht werden. Die große Kunst sei, so die Therapeutin, die viel mit Jugendlichen und Schülern arbeitet, die Ohnmacht auszuhalten und damit zu Gott zu gehen und ihm alles Gehörte anzubieten. „Ich biete etwas an, was aber schwer haltbar ist.“ Das schönstättische Krugritual helfe ihr dabei sehr, so Verena Groß. Im Lied „There is a crack in everything“ von Leonard Cohen singe dieser: „Da ist ein Riss in allem und das ist der Spalt, durch den das Licht einfällt.“ „Verweilen Sie im Spalt, im Riss“, so ihr Wunsch an die Teilnehmenden, „und schauen Sie, wo Licht reinfällt.“

Agnes Kreuzer, Lohmar, Verfahrensbeistand und Berufsvormund (Foto: Klaus Kröper)

Agnes Kreuzer, Lohmar, Verfahrensbeistand und Berufsvormund (Foto: Klaus Kröper)

“Ich gehe mit” - als Anwältin des Kindes

Agnes Kreuzer, Lohmar, lange Jahre als Verfahrensbeistand und Berufsvormund tätig, vertritt die Interessen von Kindern, die von familiengerichtlichen Verfahren ihrer Eltern betroffen sind, erzählt zwei sehr bewegende Lebensbeispiele von Kindern, die unglaublich Schweres erlebt haben. Daran nicht zu zerbrechen, sondern sich mit dem Gott der Zuversicht zu verbinden, die schwierigen Umstände und das Leidvolle ihm hinzuhalten, die Kinder Gott anzuvertrauen, versuche sie jeden Tag neu. Nicht immer gelänge die Abgrenzung. Der Spruch in ihrem Hausheiligtum helfe ihr dabei sehr: „Kind, bedenke, dass ich deine Mutter bin!“

Alexander und Sophie Miller, Halberstadt (Foto: Klaus Kröper)

Videoeinspielung: Alexander und Sophie Miller, Halberstadt (Foto: Klaus Kröper)

Verbesserung als Unternehmenskultur

In einem per Video eingespielten Beitrag berichten Alexander und Sophie Miller, Halberstadt, von Alexanders Firma, die vier wichtige Leitsätze in ihrer Firmenphilosophie verankert habe, um mit Zuversicht arbeiten zu können. Jeder Mitarbeiter verpflichtet sich fünfzig Mal im Jahr einen Verbesserungsvorschlag zu machen, der im Team diskutiert, entschieden und möglichst sofort umgesetzt wird. Was stärker macht, wird geteilt und nicht für sich behalten. Alte Zöpfe werden abgeschnitten, ohne Hemmungen, diese zu benennen, weil man damit eventuell jemanden verletzen könnte. Fehler sind Schätze, aus denen viel gelernt werden kann. Sie werden als Chance gesehen, das Potential zu erhöhen und weiterzuwachsen: Verbesserungskultur.

Pater Hans-Martin Samietz ISch im Gespräch mit Silas Schramm (Foto: Klaus Kröper)

Pater Hans-Martin Samietz ISch im Gespräch mit Silas Schramm (Foto: Klaus Kröper)

Moderation einer Spieleplattform

Der Oberstufenschüler Silas Schramm aus Hösbach bei Aschaffenburg macht im Interview mit Pater Hans-Martin Samietz ISch deutlich, dass er als Discord-Plattform-Supporter immer ein offenes Ohr haben müsse für die Spieler und Moderatoren. Die Plattform mit 6.700 Usern, die er betreue, diene dazu, die Menschen neben dem Spielen miteinander ins Gespräch zu bringen, zur Kommunikation anzuregen. Das sei vor allem in der Coronazeit sehr hilfreich für alle Beteiligten gewesen. Zur Aufgabe der Moderatoren gehöre es, Störer, die beleidigen wollten, zu „verbannen“. Wenn Moderatoren den Eindruck haben, dass es Usern schlecht geht und diese eventuell Hilfe benötigen, könnten sie sogenannte „digital streetworkers“ einschalten und den User an so einen Sozialarbeiter mit besonderer Ausbildung weiterleiten. Für ihn sei das „offene Ohr sein“ für andere eine Hauptmotivation für sein Engagement, so Silas. Allerdings: Kinder unter 13 Jahren hätten auf solchen Servern nichts zu suchen, betont der in der SMJ engagierte Gruppenleiter nachdrücklich.

Walter Gerber, Forchheim (Foto: Klaus Kröper)

Walter Gerber, Forchheim (Foto: Klaus Kröper)

Pilgern – ein äußerer und innerer Weg

Zum Pilgern gebe es viele Gründe, so Walter Gerber aus Forchheim. Für ihn war der Auslöser der Tod seiner Frau. Sie habe den großen Wunsch gehabt, den Jakobsweg nach Santiago de Compostella zu gehen, was aber aufgrund ihrer Krebserkrankung nicht mehr möglich gewesen sei. Mit seinem 1600 km langen Pilgern nach ihrem Tod wollte er seiner verstorbenen Frau ein letztes Geschenk machen. Eigentlich habe sie ihm damit aber ein letztes Geschenk gemacht. Er sei reich beschenkt worden mit Natur, Menschen, Begegnungen und dem Satz eines Mitpilgers: „Der Camino gibt dir alles. Vielleicht nicht alles, was du willst oder was du suchst, aber alles, was du brauchst.“ Vieles in ihm selbst habe sich seitdem verändert, so Gerber: Blickwinkel, Sichtweisen, seine Trauer. Eines aber bliebe: „Der Vater im Himmel gibt uns alles, was wir brauchen!“


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