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15. September 2023 | Inspiration | 

Serie zur Schöpfungszeit 2023 – Impulse für den eigenen Zugang zur Schöpfung


Blühende Sommerblumen (Foto: Léonard Cotte, unsplash.com)

Blühende Sommerblumen (Foto: Léonard Cotte, unsplash.com)

Im Zeitraum von 1. September, den die Kirche als Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung begangen hat, bis 4. Oktober, dem Fest des hl. Franziskus, des Schutzheiligen der Natur, begehen Christen in ökumenischer Verbundenheit die „Schöpfungszeit“. Seit 2015 und der Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus, die für die Sorge um „unser gemeinsames Haus“ sensibilisiert, erinnert diese Zeit in besonderer Weise an die christliche Verantwortung für die Welt, für das Klima, die Umwelt und die Biodiversität. Dr. Alicja Kostka, Schönstatt-Frauenbund, nimmt die Schöpfungszeit 2023 zum Anlass, in einer mehrteiligen Serie Anregungen von Gertraud von Bullion, der ersten Frau in Schönstatt, aufzugreifen, die zu Gebet und Handeln und zum Nachdenken über den eigenen Zugang zur Natur einladen.

Schöpfungszeit 2023 mittendrin – eine Einladung zu Gebet und Handeln

Dr. Alicja Kostka. Die „Schöpfungszeit“ ist eine Zeit, in der wir bewusst und noch mehr auf die Sprache der Schöpfung hören dürfen und unsere Beziehung zur Natur neu finden. Die mittlerweile internationale Bewegung Laudato Si freut sich auf viele Initiativen dieser weltweiten Season of Creation, vor allem auf das neue Schreiben des Papstes Laudato Si II., das am 4. Oktober dieses Jahres veröffentlicht werden soll – so die Ankündigung des Vatikans.

Eine der wichtigsten Früchte der Umweltenzyklika von Papst Franziskus ist die „Laudato Si“-Action-Plattform, auf der sich einzelne Personen, Institutionen und Gemeinschaften weltweit vernetzen, um das Bewusstsein für eine ökologische Spiritualität und das nachhaltige Leben zu fördern. Das diesjährige Leitwort der „Season of Creation“ lautet: „Let justice and peace flow”. In Deutschland steht die ökumenische Schöpfungszeit 2023 unter dem Leitwort „Damit ihr das Leben in Fülle habt“.

Eine Initiative der „Laudato Si“-Bewegung ist die Einladung zum Gebet und zum Handeln für Klimagerechtigkeit vor dem 28. Weltklimagipfel (COP 28) im Dezember in Dubai. Unter Hashtags #PrayingForYou, #COP28 und #SeasonOfCreation werden Menschen und Gemeinschaften aufgefordert, für ihre politischen Verantwortlichen zu beten und ein Foto ihres Gebets in den sozialen Medien zu teilen.

Gertraud von Bullion (links) zusammen mit ihrer besten Freundin Clara Effelberger, aus Kronberg, beim Spaziergang durch die blühende Natur (Foto: Schönstatt-Frauenbund)

Gertraud von Bullion (links) zusammen mit ihrer besten Freundin Clara Effelberger, aus Kronberg, beim Spaziergang durch die blühende Natur (Foto: Schönstatt-Frauenbund)

Gertraud von Bullion: Den eigenen Zugang zur Natur finden und entfalten

Gertraud von Bullion, die Frau, die am Beginn der Frauenbewegung Schönstatt steht, hatte einen ausgesprochenen Sinn für die Natur und ihre Sprache entwickelt. In den Vorgängen der Natur entdeckte sie für sich, wie sich innerseelische Vorgänge symbolisch wiederspiegeln. So kam es für sie zu einem Dialog mit der Natur und durch die Natur mit Gott und den Menschen. Ob ein blühender Birkenbaum, der sie an die mit Gnade überschüttete Seele erinnerte, oder das „Kahl werden“ der Herbstäste in Erwartung des Winters als ein Vorgang des notwendigen Leerwerdens für neues Leben – alles war für sie ein Anlass, Gott und seine Sprache ganz persönlich wahrzunehmen und in Kommunikation mit ihm zu treten. Hier einige Beispiele aus ihren Briefen an die Freundinnen und Freunde, mit denen sie diese Erlebnisse teilte:

Du weißt ja, welch tiefen Eindruck die Natur auf meine Seele macht und wie in ihr die Fülle betrachtender Gedanken für mich ruht. Auch in Euren Tälern blüht es, und auf den Bergen weckt der Lenz die jungen Buchen, ihr jungfräulich schönes Brautkleid anzulegen. Wollen wir zaudern, mein Lieb? Lass uns abschütteln die Fesseln des Stolzes und der Kälte, ergeben wir uns der werbenden Wärme göttlich strahlender Liebe!“ (SERVIAM 1991, 170 f.; BS 450)

Gemeinsam durften wir den herrlichen Frühling genießen, und noch nie erschien er mir so wunderbar. Jeder Spaziergang wurde mir fast zum Gebet, sei es, dass wir unter den bräutlich blühenden Obstbäumen dahinschritten oder zu den jungfräulich frischen Buchenwäldern hinanstiegen. Die Frühlingspracht riss mein Herz empor zur ewigen, unvergänglichen Schönheit. In solchen Stunden erfüllt Dankbarkeit mein Herz, dass ich um die Existenz Gottes – unseres Vaters – weiß, dass ich seine Nähe fühlen darf.
Jeder Baum und Strauch erinnert mich an Dich und hebt mein Herz himmelwärts! Seit die Blüten ans Licht drängen, lebe ich in Gedanken mehr bei Dir. –
Morgenröte unseres Heils ist Mariens Geburt für uns, auch wir können für unsere Mitmenschen zur Morgenröte werden. Denk manchmal dran, dass du Vorbote der Sonne der Liebe bist.
Sie hoffen, dass ich eine große Überraschung erleben werde, wenn ich Jesus sehen werde. O, ist denn das nicht Gewissheit, dass meiner die größte Überraschung harrt, werde ich doch dann erst erfassen, die unerschöpfliche Barmherzigkeit des guten himmlischen Vaters, mit der er mich stündlich umgibt.
“ (SERVIAM 1991, 170 f.; BS 411)

Mit der Erkenntnis unseres P. I. [Persönliches Ideal, Anm. d. Redaktion]  – der Schöpferidee Gottes von meiner Person – ist es allein nicht getan. Mein Leben muss die Verwirklichung jenes Gottesgedankens sein. Und um bewusst, also mit der Entfaltung der ganzen Kräfte an dieser Verwirklichung arbeiten zu können, deshalb stellen wir das persönliche Ideal in den Mittelpunkt der Selbstheiligung und der Schönstatt-Aszese.“ (SERVIAM 1991, 170 f.; BS 427)

Die Sprache der Natur verstehen lernen

Die Sprache von Gertraud von Bullion war poetisch. Aber das war ihre Sprache. Es geht darum, den eigenen Zugang zu den Wundern der Natur und zu ihrer Sprache zu entfalten, in Kommunikation mit der Natur zu sein, auf die Schöpfung zu hören, da sie ständig zu uns spricht, die heilende Kraft der Natur für sich zu erschließen, sie aufrecht zu erhalten, mit anderen zu teilen.

Darüber hinaus sind wir alle eingeladen, konkrete Schritte zu gehen und Projekte zu finden, die den kostbaren Schatz der Natur unterstützen. Dann kann sich die Verheißung erfüllen, die Gott uns zugesprochen hat: das Leben in Fülle – auch auf der Ebene der Natur, deren reichliche Gaben die Grundlage für ein Leben in Fülle sind. Die „Laudato Si“-Action-Plattform kann hier weitere Anregungen geben.

Alicja Kostka

 

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