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21. Juli 2023 | International | 

Pater Franz Reinisch – Gedenkfeiern in Innsbruck und Hall, Tirol


Erinnerung an Pater Franz Reinisch: Bronzeskulptur eines abgetrennten Kopfes in der Pfarrkirche von Hall, Tirol. (v.l.n.r.:) Der Künstler Lois Anvidalfarei, Pfr. Jakob Patsch, P. Heribert Niederschlag SAC, Bischof Hermann Glettler, Innsbruck  (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Erinnerung an Pater Franz Reinisch: Bronzeskulptur eines abgetrennten Kopfes in der Pfarrkirche von Hall, Tirol. (v.l.n.r.:) Der Künstler Lois Anvidalfarei, Pfr. Jakob Patsch, P. Heribert Niederschlag SAC, Bischof Hermann Glettler, Innsbruck  (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Hbre. Mit einem Festgottesdienst in der Basilika Mariae Empfängnis in Innsbruck sowie der Umbenennung eines Platzes in Hall, einer Stadt im Inntal, etwa zehn Kilometer östlich der Landeshauptstadt Innsbruck gelegen, wurde in Tirol Anfang Juli des Pallottinerpaters gedacht, der wegen seiner Weigerung, den Treue-Eid auf Adolf Hitler zu leisten, am 21. August 1942 in Berlin-Brandenburg mit dem Fallbeil hingerichtet wurde.

Vor dem Innsbrucker Dom (v.l.n.r.:): Br. Filip Vukina CRVC, P. Heribert Niederschlag SAC, Johannes Maruschke (Foto: Vukina)

Vor dem Innsbrucker Dom (v.l.n.r.:): Br. Filip Vukina CRVC, P. Heribert Niederschlag SAC, Johannes Maruschke (Foto: Vukina)

Reise nach Tirol anlässlich des 95-jährigen Priesterjubiläums von Franz Reinisch

Pater Heribert Niederschlag SAC war anlässlich des 95-jährigen Priesterjubiläums von Franz Reinisch zusammen mit den beiden Theologiestudenten der Vinzenz Pallotti University, Johannes Maruschke (Mitarbeiter im Reinisch-Forum) und Br. Filip Vukina CRVC (Fotograf), vom 30. Juni bis zum 2. Juli von Vallendar nach Innsbruck und nach Hall in Tirol gereist. Der ehemalige Postulator im Seligsprechungsverfahren für Franz Reinisch wollte mit dieser Reise die Erinnerung an Reinisch an den Orten seiner jungen Jahre wachhalten.

Im Gespräch mit Michael Gstaltmeyer, Mitarbeiter im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Diözese Innsbruck, wurden vor allem die Lebensstationen Reinischs in Tirol thematisiert. Darüber hinaus zitierte Niederschlag Reinischs persönliche Motivation für sein außergewöhnliches Handeln: „Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest.“ Für seine Entscheidung, den Kriegsdienst zu verweigern, habe er aus seinem gesamten Umfeld, auch aus dem Pallottinerorden, dem er angehörte, Unverständnis und Missbilligung geerntet.

Pater Heribert Niederschlag predigt in der Wittener Basilika  (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Pater Heribert Niederschlag predigt in der Wittener Basilika  (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Basilika Mariae Empfängnis Wilten (Foto Br. Filip Vukina CRVC)

Basilika Mariae Empfängnis Wilten (Foto Br. Filip Vukina CRVC)

Bei einem Treffen mit Ehepaar Rosa und Gottfried Rießlegger, die schon seit vielen Jahren Franz Reinisch in Innsbruck und Umgebung bekannt machen, gab es für die Besucher Gelegenheit für eine kurze gemeinsame Erkundungsreise an Orte des Wirkens von Pater Reinisch. Am Nachmittag begegnete Pater Niederschlag Herrmann Glettler, Bischof von Innsbruck, und traf sich mit Landeshauptmann a.D. DDr. Herwig van Staa, der sich schon seit vielen Jahren ebenfalls für die Bekanntmachung Reinischs in Tirol einsetzt. Am Abend fand in der Wiltener Basilika Mariae Empfängnis, der Wallfahrts- und Pfarrkirche eines Innsbrucker Stadtteiles, wo Franz Reinisch vor genau 95 Jahren seine Primiz feiern konnte, ein Festgottesdienst mit Pater Niederschlag als Hauptzelebranten statt, an dem auch Verwandte von Franz Reinisch teilnehmen konnten.

Gedenkgottesdienst am 2. Juli in St. Nikolaus in Hall (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Gedenkgottesdienst am 2. Juli in St. Nikolaus in Hall (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

St. Nikolaus-Kirche, Hall in Tirol (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

St. Nikolaus-Kirche, Hall in Tirol (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Der Kirchplatz in Hall, Tirol, wurde zum Franz-Reinisch-Platz (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Der Kirchplatz in Hall, Tirol, wurde zum Franz-Reinisch-Platz (Foto: Br. Filip Vukina CRVC)

Hall erinnert an einen seiner ehemaligen Schüler

Am Sonntag, 2. Juli 2023 hatten Stadt und Pfarrgemeinde Hall, wo Franz Reinisch seine Schulzeit verbrachte, zu einem Gedenken an Franz Reinisch eingeladen. Im sehr festlich gestalteten Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus wurde an den „Jägerstätter von Tirol“, wie es der Haller Dekan Jakob Patsch zum Ausdruck brachte, erinnert. Im Rahmen der Feier wurde eine eindrucksvolle Bronzeskultur mit dem Titel „Geköpft“ des bekannten Tiroler Künstlers Lois Anvidalfarei zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem am Boden liegenden überdimensional großen Kopf aus Bronze habe er „einen lebendigen Kopf gestalten“ wollen, so der Künstler. Noch bis Anfang November wird die Skulptur in der Haller Pfarrkirche zu sehen sein. Sie wird eindrücklich deutlich machen, dass Reinischs Gewissensentscheidung ihn im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf gekostet hat. Sie wird aber auch an die vielen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern, die Widerstand geleistet und diesen mit ihrem Leben bezahlt haben. Auf dem in „Franz-Reinisch-Platz“ umbenannten „Kirchplatz“ gab es im Anschluss an den Gottesdienst noch einen kurzen Umtrunk.

Für die Besucher aus Deutschland war die gesamte Reise ein eindrucksvolles Erlebnis auf den Spuren von Franz Reinisch, die die Verbindung zu den Tiroler Reinisch-Verehrern förderte und für die Vergrößerung von Reinischs Bekanntheit in Österreich sicherlich einen neuen Impuls gegeben hat.

Hintergrund

Franz Reinisch wurde am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren. 1923 begann er das Studium der Theologie und Philosophie. Zwei Jahre später trat er in das Priesterseminar in Brixen ein. Nach seiner Priesterweihe schloss er sich 1928 den Pallottinern an. Einen spirituellen Kraftort hat er für sich in der Gnadenkapelle der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt und in der Spritualität der Schönstattbewegung gefunden in der er in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts vor allem in der Männerbewegung aktiv war. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bezog er klar Stellung gegen deren menschenverachtende Ideologie und suchte in seinen Predigten und Vorträgen die Konfrontation mit den Machthabern. 1940 wurde er daher von der Gestapo mit einem Predigt- und Redeverbot für das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches belegt. Als er am 7. April 1942 die Einberufung zur Wehrmacht erhielt, verweigerte er. Wegen "Zersetzung der Wehrkraft" wurde P. Reinisch zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 mit dem Fallbeil hingerichtet. Der Seligsprechungsprozess für Pater Reinisch ist im Laufen.
Unter Verwendung eines Berichtes von Johannes Maruschke
und eines Presseberichtes der Diözese Innsbruck

Hinweis

  • Das Franz-Reinisch-Forum lädt im Umfeld des Todestages von Pater Franz Reinisch SAC Verehrerinnen und Verehrer zu einer Gedenkfeier bei seinem Grab am Urheiligtum der Schönstatt-Bewegung in Vallendar ein. Das Gedenken zum 81. Todestag findet statt am Sonntag, 20. August 2023, um 19:30 Uhr.

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