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14. Juni 2023 | Inspiration | 

Serviam – Im Dienen das Leben finden.


Krönung König Charles III in der Westminster Abbey (Foto: Youtube Video-Ausschnitt)

Krönung König Charles III in der Westminster Abbey (Foto: Youtube Video-Ausschnitt)

Alicja Kostka. Mit großer Begeisterung haben Millionen von Menschen am Bildschirm die Krönungszeremonie von König Charles III. in der Westminster Abbey verfolgt. Das Krönungsritual macht Urbilder lebendig, die tief in der Seele der christlichen Kultur verankert sind. Sie wecken Assoziationen in Spiritualität und Religion. So ehren Christen die Gottesmutter als Königin und Jesus als König der Welt. Daher war die Möglichkeit, eine reale Krönung einmal in Echtzeit zu verfolgen, ein Erlebnis, welches altbekannte Symbole lebendig und verständlich machte, z.B. die Bedeutung der Krönungsinsignien: der Krone, des Zepters und des Thrones.

Regnare servire est: Eine Botschaft von bleibender Inspiration

Beindruckend war in der Krönungszeremonie von Charles III. die Bezugnahme auf Jesus Christus, der mehrfach seine königliche, messianische Autorität mit Gesten des Dienens ausgedrückt hat. Für sein Selbstverständnis als neuer König hat Charles III. die Worte Jesu aus dem Matthäus Evangelium (20, 28) gewählt: „Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“. Im englischen Original: „I come not to be served, but to serve“. Jesus spricht diese Selbstdeklaration im Gespräch mit der Frau des Zebedäus, die ihn bittet, ihren Söhnen in seinem Reich den Platz jeweils rechts und links von ihm zu sichern. Jesus erklärt den Sinn seiner Macht als König eindrücklich und legt einen drauf: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ Er lebt so und zum Schluss schenkt er tatsächlich sein Leben für viele in der Erlösungstat am Kreuz.

Macht und Dienst: ein Thema in der Kirche

Das Thema der Macht, die im Dienst an den Menschen ihren letzten Sinn findet, ist seit Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus von steigender Relevanz. Nicht zuletzt haben die Skandale um den Machtmissbrauch dieses Thema so brisant gemacht. Nur eine Kirche, die im Dienst an den Menschen aufgeht, kann die verlorene Glaubwürdigkeit wiedergewinnen. Diese Kirche sieht Franziskus in synodaler Perspektive im Bild einer „umgekehrten Pyramide“, in der diejenigen, die Autorität ausüben, allen voran die Hierarchie, dazu berufen sind, dem Volk, seinem Leben und Glauben zu dienen. In seiner Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Einrichtung der Bischofssynode am 17.Oktober 2015 spricht Franziskus: „Jesus hat die Kirche gegründet und an ihre Spitze das Apostelkollegium gestellt, in dem der Apostel Petrus der ‚Fels‘ ist (vgl. Mt 16,18), derjenige, der die Brüder und Schwestern im Glauben ‚stärken‘ soll (vgl. Lk 22,32). Doch in dieser Kirche befindet sich der Gipfel wie bei einer auf den Kopf gestellten Pyramide unterhalb der Basis. Darum werden diejenigen, welche die Autorität ausüben, ‚ministri – Diener‘ genannt, denn im ursprünglichen Sinn des Wortes ‚minister‘ sind sie die Kleinsten von allen.“

Ein starkes Zeichen dieser Haltung hat Jesus selbst gesetzt, in dem er beim letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Er hat ihnen damit den Auftrag gegeben, ähnlich zu handeln – bleibendes Testament und bleibender Auftrag für die Ausübung des Hirtenamtes.

Josef Kentenich: die Freude, dem Leben zu dienen

Den Dienstcharakter in der Ausübung der Autorität hat der Gründer Schönstatts, Josef Kentenich, mehrfach zum Ausdruck gebracht. Er tat es sowohl in seiner Lehre wie auch in seiner Praxis als Seelenführer, begnadeter Erzieher und Gründer einer Bewegung die sich als Ziel setzt, den Menschen zu helfen, ihre Persönlichkeit zur Entfaltung zu bringen. Den Sinn der Erziehung verstand Kentenich als selbstlosen Dienst am Leben der anderen; ob es sich um die erzieherische Aufgabe der Eltern in der Familie handelt, den Lehrer in der Schule oder in der christlichen Bildung. Ein wichtiges Wort war ihm dabei der „Dienmut“, welchen er als besondere Stärke der Frau beobachtet und diese Eigenschaft auf die Ebenbildlichkeit Gottes zurückgeführt hat: die Bereitschaft zum selbstlosen Dienen lässt sich aus der unendlichen Liebe und Stärke Gottes ableiten. In zählreichen Aphorismen kommt seine Lebenserfahrung zum Ausdruck, wie z.B.: „Ich habe gedient und mein Lohn war Freude“.

Gertraud von Bullion (Foto: Archiv)

Gertraud von Bullion (Foto: Archiv)

Serviam: die Haltung der ersten Frau in Schönstatt, Gertraud von Bullion

Diese Haltung des Dienens hat in der Persönlichkeit und im Leben von Gertraud von Bullion (1891-1930), der Mitgründerin der Frauenbewegung Schönstatts, eine zentrale Stellung eingenommen. Sie hat dies als Ausdruck des inneren Reichtums verstanden, als Weitergabe des Lebens und als dessen Ermöglichung. Freigiebig und ohne Machtansprüche hat sie sich für den Aufbau der Frauenbewegung Schönstatts zur Verfügung gestellt, mit den Talenten, die Gott ihr dafür geschenkt hat. Diese Haltung kommt in der Devise zum Ausdruck, die sie sich als junge Frau während ihrer Ausbildung in England/Leamington in die Kongregationsmedaille eingravieren ließ: Serviam – dienen will ich. Angelehnt an die Devise der englischen Könige, verstand sie dieses Wort als Antwort auf die Worte, die dem princeps tenebrarum, dem Fürst der Dunkelheit zugeschrieben werden: non serviam! (ich will nicht dienen). Tatsächlich wurde das Leben Gertrauds zur Kulisse vielfältigen Dienens, die ihr Erfüllung und innere tiefe Freude gebracht haben, sowohl in der eigenen Familie als auch bei ihrer Tätigkeit als Rotekreuz-Schwester im Ersten Weltkrieg und schließlich beim Aufbau der Schönstattbewegung und des Apostolischen Bundes. Ihre Bereitschaft ging so weit, dass sie entschlossen war, ihr Leben, von Krankheit gezeichnet, für das Wachstum des Apostolischen Bundes der wachsenden Schönstatt-Bewegung, vor allem in Bayern, zu schenken.

In ihrem Leben bewahrheitet sich die evangelische Wahrheit: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. (Mt 16, 25).

 


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